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die Oste lind Schwinge benutzt werden. Cuxhaven sollte, geschützt durch zwei große Fort», zu einem großen Kriegshafen umgeschaffen werden, zu welchem Ende schon Weisungen crtheilt waren. Auch fing man 1811 an, die Fort» zu bauen, da» eine derselben schloß den 1802 erbauten Lcuchtthurm in sich und sollte deshalb „fort clu piiuro" heißen, das andere beim Osterhörner Stack »Napoleon". Die Befrei ungskriege machten allen Bauten ein Ende, jetzt zwingt ein neuer Riesenplan, die Verbindung der Nord- und Ostsee, zur Wiederaufnahme jener alten Pläne in veränderter Gestalt. — Halle a. S., 27. Ja». Ueber die hier vor gekommene Dynamitexplosion wird geschrieben: Ein schreckliches Unglück ereignete sich heute Morgen kurz »ach 8 Uhr auf dem Neubau der Halle'schen Portland-Ccment-Fabrik bei dem Orte Nietlcbc» un weit Halle. Mit den Ausschachtungsarbeiten, die ziemlich umfangreich, da Steinlager zu beseitigen sind, hat die Aktiengesellschaft den Schachtmeistcr Fridte von hier betraut, der wiederum seinem erwachsenen Sohne die Leitung der betr. Arbeiten übertrug. Heute Morgen nun wollte Fridte jun. eine Anzahl gefrore ner Dynamitpatronen in der errichteten Cantine am Ofen erwärmen, zu welchem Behuse er sich in diese begab. Hier ist nun plötzlich das Dynamit mit surchbarer Gewalt explodirt und hat Alles, was in der Nähe war, vernichtet. Die Cantine selbst, wie die in der Nähe stehenden ArbcitS-Bretterbuden und die Fenster der weiter stehenden Baulichkeiten wurden zertrümmert. Die zur Zeit der Katastrophe in der in die Luft geflogenen Cantine weilenden Personen, nämlich Fridte jun., der Wirth Nebelung und dessen Ehefrau sind gräßlich zugerichtet worden. Dem p. Fridte wurde der Leib vollständig aufgerissen, welche schwere Verletzung den sofortigen Tod zur Folge hatte. Nebelung hat u. A. eine schwere Verletzung am Unterleib, dessen ihrer Entbindung demnächst ent gegensetzende Ehefrau gräßliche Verletzungen des Ge sichts erlitte». Von den übrigen Arbeitern, die in größerer Entfernung weilten, hat nur einer durch eine einstürzende Wand Verletzungen, indeß nicht er hebliche, davongetragen. — Petersburg. Im Innern Rußlands sollen in diesem Jahre große Manöver stattfinden. Es heißt, daß dabet die Truppen des gesammten Peters burger und Moskauer Militärbezirks den Truppen des Kiew'schen und Charkow'schen Militärbezirkes gegenüberstehen sollen. So große Manöver haben noch nie stattgefunren. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 29. Jan. Heute Nacht gegen 2 Uhr ist in dem eine halbe Stunde von der Stadt gelegenen Anwesen des Hrn. Holzschleifereibes. Ficker in Zimmersacher Feuer ausgebrochen und hat Wohnhaus, Scheune und Stall in Asche gelegt. DaS in nächster Nähe befindliche Fabrikgebäude wurde von den Flammen verschont. Wie das Feuer entstanden, ist zur Zeit noch nicht ermittelt, jedoch ist bekannt, daß dasselbe in der Scheune zum Ausbruch gekom men ist. — Eibenstock, 29. Jan. Der hiesige »Ge flügelzüchter-Verein" hält, wie aus dem Inserat zu ersehen ist, nächsten Sonntag und Montag seine dies jährige Ausstellung ab. Wir erfahren von zu ständiger Seite, daß die Ausstellung nicht nur von den hiesigen, sondern auch von den besten auswärtigen Geflügelzüchtern beschickt wird und können wir daher einen Besuch derselben nur warm empfehlen, umso mehr, da der Verein weder Kosten noch Mühe ge scheut hat, sich auch diesmal wieder durch seine Aus stellung Vortheilhaft hervorzuheben. — Schönheide, 27. Jan. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers wurde hier in gewohnter festlicher Weise begangen. Der im GambrinuSsaale abgehaltcne öffentliche SchulaktuS fand Vormittags von 10 Uhr an statt. Derselbe war recht zahlreich auch von Erwachsenen besucht. Die Feier bestand aus von den Schülern vorgetragenen Gesängen und Deklamationen und einer Festrede, die Herr Schul direktor Tittel übernommen hatte. Die nach Form und Inhalt gleich vorzügliche Rede behandelte, aus gehend von dem Dichterworte: »Sage, was ist des Kaisers werth an seinem herrlichsten Feste?" folgende beiden Theile: I) Rückblick aus das, was der Kaiser und seine Vorgänger für das Reich gethan haben und 2) Ausblick auf das, was noch zu thun übrig ist. Während Redner im 1. Theil nachwies, daß uns die Verdienste des Hause« Hohenzollern über das deutsche Reich zu großem Dank gegen das Kaiserhaus ver pflichten, gipfelte der 2. Theil in der Mahnung an jeden Deutschen: Allezeit trcubereit Zu de« Reiche« Herrlichkeit. Die Feier war eine im vollsten Sinne des Wortes patriotische und hat sicher in den jungen Herzen unserer Schüler abermals einen Keim zur Liebe für da» Vaterland und sein Kaiserhaus geweckt. — Schönheide. Ein vom hiesigen Männer gesangverein am vergangenen Sonntag abgehaltene» Concert wird von allen Besuchern al« ein sehr ge lungene» bezeichnet. Die Chorgesänge sowohl, al» auch verschiedene Solovorträge sind so vorzüglich auS geführt worden, daß sie den reichsten Beifall ernteten. Der Besuch de» Concerte» war leider nur ein mittel mäßiger und entsprach daher der vom Verein aufgc- wandten Mühe nicht. — Für die am 14. und 15. Februar anderaumte Geflügelausstellung sind folgende Preise ausgesetzt worden: Erster Preis für Hühner, Gänse >c.: 6 M., zweiter Preis: 4 M. Erster Preis für Tauben: 5 M., zweiter Preis: 3 M. Außerdem werden Ehrenpreise gewährt für Mövchen, Brahma, Langshan. Sämmtliche Preise werden in Gelb auS- gezahlt. — Schönheide. Der hiesige landwirthschaftlichc Verein hielt am 24. ds. Mts. eine Generalversamm lung ab. In dieser Versammlung erhielten die Ende vorigen Jahre« vom landwirthschaftlichen Kreisvereine mit der Medaille für langjährige treue Arbeit belohnten WirthschaskSgchilfen Fuchs und Schädlich aus Neuheide die zu den Medaillen gehörigen Ehrcndi- plome, mit geschmackvollen Rahmen versehen, durch den Vereinsvorsteher ausgehändigt. — In derselben Sitzung hat der Verein beschlossen, aus Vereinsmitteln eine Samenreinigungsmaschine zum allgemeinen Gebrauch für die Vereinsmilglieder anzuschaffen. — Dresden. Ihre Majestät die Königin, welche sich von ihrer letzten Erkrankung nahezu völlig erholt hatte, ist neuerdings wieder von einer leichten Erkältung befallen und wird voraussichtlich die näch sten Tage das Bett nicht verlassen. — Chemnitz. Am Sonntag Vormittag in der 11. Stunde lag ein betrunkener Mann mitten auf der Mozartstraße und schlief. Neben dem Mann lag sein großer Hund, welcher Niemand an seinen Herrn heranließ. Erst nachdem zufällig ein Bekannter des Mannes kam, ließ es der Hund zu, daß der Mann geweckt und nach seiner Wohnung gebracht wurde. — Das Ministerium des Innern hat dem Be schlüsse deö Stadtgemeinderaches von Markranstädt aus Einführung der revidirten Stärteordnung die Bestätigung versagt. In den Kreisen der dortigen Bürgerschaft wird diese Nachricht mit Bedauern aus genommen, da man allerseits auf die Einführung der revidirten Städteorbnung die lebhaftesten Hoffnungen auf eine gedeihliche Fortentwickelung der städtischen Verhältnisse gesetzt hatte. — Am 26. d. M. Nachts brannte in Wüsten- brand zweifellos infolge böswilliger Brandstiftung das an der Hohenstein-Ernstthaler Straße gelegene sogenannte Löbel'sche Gut mit allen 4 Gebäuden voll ständig nieder. Mit Blühe und Noch konnte man nur das Vieh retten, Alles andere wurde ein Raub der Flammen. Der jetzige Besitzer war während des Feuers in Hohenstein-Ernstthal mit seiner Familie im Theater und fand bei seiner Rückkehr sein Gut als rauchenden Trümmerhaufen. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 30. Januar. CS-aLkruck -erdvt-1-1. Bor fünfzehn Jahren, am 30. Januar 1877, wurde die deutsche Civilprozeß-Orbnung publicirt. Damit wurde ein einheitliches Gerichtsverfahren auch in Civilsachen geschaffen. Indeß war dieses Gesetz, wie sein Name besagt, nur die Fest stellung der Art des Prozeßverfahrens, während wir ein bürger liches Gesetzbuch, die allgemeine Regelung einer großen Anzahl von bürgerlichen Rechtsfragen, noch nicht haben, aber erwarten dürfen. 31. Januar. In diesem Jahre, in dem die Entdeckung Amerikas ge feiert wird, kann in Verbindung damit Wohl auch anderer Ent deckungen gedacht werden, um so mehr, als jene großartige Entdeckung den Anstoß gab zu all' den ferneren Reisen und Entdeckungen. Am 31. Januar 1610 entdeckte der britische Seefahrer Henry Hudson die nach ihm benannte Hudsonsbai. Der kühne Reisende hatte bereits zwei Reisen zur Aufsuchung einer nordöstlichen Durchfahrt nach China unternommen und aus dieser seiner dritten Reise berührte er Grönland und sand die tzudsonftraße und Hudsonbai. So kam es, daß Hudson zwar nicht nach China, wohl aber nach Nordamerika kam. Wie es allen bedeutenden Entdeckern zu gehen pflegt, so er ging es auch Hudson. Die Früchte seiner kühnen Fahrten hat er nicht geerntet. Auf der Rückfahrt von dieser seiner letzten Entdeckungstour setzte ihn seine meuterische Mannschaft in einer Schaluppe de» Wellen aus und so bat er seinen Tod gefunden. Aus der von ihm gemachten Entdeckung erstand aber später die bekannte Hudsonsbai-Compagnie, eine nun mehr über 200 Jahre alte Gesellschaft, die einen großartigen Pelzhandcl trieb und noch treibt; ein ganz eigenartiger Ge schäftsbetrieb, von dem sich Hudson nichts träumen ließ. 1. Februar, Der 1. Februar 1814 war ein entscheidender Tag für Napoleon I. und die Heere der Verbündeten. An diesem Tage wurde 'Napoleon von Blücher bei La Rochiere so gründlich geschlagen, daß die Franzosen eine große Mutlosigkeit ergriff, viele der jüngeren Soldaten desertirten und es nur derselben Energie seitens des Führers der österreichischen Armee, des Fürsten Schwarzenberg, bedurft hätte, um den Krieg sehr rasch zu Ende zu sühren. Da Schwarzenberg aber sehr un geschickt vorging, zauderte und den Sieg völlig unbenutzt ließ, schöpften Napoleon und seine Truppen wieder neuen Muth. Blücher eroberte in jenem Siege 73 Kanonen und machte 3—4000 Gefangene. Vermischte Nachrichten. — Altona, 26. Januar. In der Montags- Nacht ertönte au« einem Hause der Peterstraße wüster Lärm; Gesang und Gläserklirren drang bis auf die Straße hinaus. Dadurch wurden Beamte der Kri minalpolizei aufmerksam, sie erkundigten sich nach der Ursache der ausgelassenen Fröhlichkeit und erhielten die Auskunft, daß ein in dem in Rede stehenden Hause wohnende» Mädchen mit einem »KrösuS" Ver lobung feiere. Die Beamten nahmen Veranlassung, sich die Festtheilnehmer, in erster Linie aber den „Verlobten" einmal etwa» genauer anzusehen. Zur nicht geringen Ueberraschung der Festtheilnehmer fan den die Kriminalbeamten, daß der glückliche Bräutigam eine seit längerer Zeit von der Staatsanwaltschaft zu Leipzig gesuchte Persönlichkeit, nämlich der ehe malige Kassirer der Leipziger Sparkasse, Neidhardt, war. Dieser ist im November v. I. unter Mitnahme von 10,800 M. aus Leipzig ver schwunden und konnte bisher nicht ermittelt werden. Neidhardt, der in Leipzig Frau und vier Kinder in hülfloser Lage zurückgelassen hat, ist geständig, seit dem November 10,000 M. durchgebracht zu haben. — Werden, 25. Januar. Der Bahnassistent Kröger von hier, der zeitweise den Inspektor des Batmhofs ablöst, fertigte vorgestern früh einen Per sonenzug ab. Al« der Zug schon in Bewegung war, kam ein Mädchen gerannt und wollte über das erste Geleise hinweg den Personenzug noch erreichen. Kröger eilte ihm nach; denn ein Güterzug brauste von der anderen Seite heran, der da« Pfädchen erfassen mußte. Während Kröger das Mädchen zurückwarf, fiel er selbst. Von dem Güterzuge wurde ihm beide Beine abgefahren. Der wackere Beamte liegt hoff nungslos im Krankenhause. — Marggrabowa. Ein kurioser Fall hat sich in dem benachbarten L. zugetragen. Ein Geschäfts mann übergab einem Gerichtsvollzieher eine Uhr, damit sie Letzterer bei einem Versteigernngstermin gelegentlich verkaufe. Nach einiger Zeit erhielt der Geschäftsmann eine Kostenrechnung über Abhaltung zweier Versteigcrungstermine ä 2,so Mk. — 5 Mk. Der Erlös der Uhr betrug 4,so Mk., so daß der Geschäftsmann zwar seine Uhr losgeworden ist, aber noch 50 Pf. nachzahlen mußte. — Ein verurtheiltcr Bahnwärter. In Korncuburg bei Wien wurde dieser Tage der Bahn wächter Brunner zu 7 Monaten schweren Kerkers ver- urtheilt, weil er einen Anschlag aus den Kaiserlichen Hof zug vorbereitet und verhindert hatte, um eine Belohnung zu erzielen. Am 23. September v. I. um halb elf Uhr NachtS wurde der Norvbahnschnellzug zwischen Floris- dorf und Wagram durch Knallsignale plötzlich zum Stehen gebracht. Der Wächter Brunner meldete dem Zugführer, soeben hätten vier Männer versucht, die Schienen aufzureißcn. Als er herbcieilte, seien sie ent flohen, doch habe er noch einen Stoß in den Rücken und einen Messerstich in die Hand erhalten. Trotz heftiger Schmerzen habe er sich zum Wächterhaus geschleppt und Knallkapseln geholt. Man fand thatsächtich, daß aus einer linksseitigen Schiene die Schrauben und Stifte heraus gezogen waren, so daß der Zug wahr scheinlich entgleist wäre, wenn der Wächter ihn nicht aufgehalten hätte. Die Bestürzung war um so größer, als schon in den nächsten Stunden der Hofzug, mit dem der Kaiser seine Reise nach Böhmen antrat, die Stelle passiren mußte. Man telcgraphirte nach Wien, doch wurde die Reise nicht unterbrochen und strengstes Stillschweigen befohlen. Bei genauerer Untersuchung verwickelte sich der Bahnwärter Brun ner dann in Widersprüche, die schließlich zu seiner Verurtheilung in Ermanglung eines anderen Straf rechtsparagraphen wegen boßhafter Beschädigung einer Eisenbahnanlage führten. — Ein Jungfrauenrecht. Die hohe Ach tung, weiche unsere Altvorderen für Frauentugend hegten, kennzeichnete auch die Sitte, daß unbescholtene Jungfrauen Todtschläger aus Henkershand losbitten konnten, wenn sie dieselben zur Ehe begehrten. Ein solcher Fall ist auch in Leipzig vorgekommen. Der Schriftgießer Georg Loren; hatte am 25. März 1600 beim Buchdrucker Michael Lanzenberger in der Ritter straße, Besitzer des Hauses »Zum Rosenkranz", den Buchdrucker Karl Kühmuß, als er mit diesem in Streit gerathen, erstochen, und war ergriffen'und ins Ge- fängniß geworfen worden. Als nun das Todesur- theil über ihn gefällt war und er hinausgesührt wer den sollte zum Rabensteine, um sein Recht zu erleiden, erschien Magdalene Löwe aus Freiberg, eine feine, unbescholtene Jungfrau, die bei einem Bürger als Magd diente, und verlangte den Verurtheilten zu Tisch und Belt als Ehewirth. Lorenz griff zu. Da« Pärchen wurde am 9. Mai auf dem Rathhause in der Richterstube getraut, und dem Bräutigam als Hochzeitsgabe das Leben geschenkt. Darauf mußte das junge Paar binnen 24 Stunden sich von Leipzig wegwenden und eidlich angeloben, ohne Erlaubniß des RatheS sich niemals wieder innerhalb de« Weich bildes der Stadt betreten zu lassen. Eyemnttzer Marktpreise vom 27. Januar 1892. Weizen rufs. Sorten IIMk. 25 Pf - weiß, — - — - sächs. gelb, 10 . 80 W-iz-n II . 60 Roggen, preußischer II - 10 > sächsischer 10 - 50 > russischer IS - 20 Braugerste 8 » 30 Futtergerste 8 . — Hafer, sächsischer, 7 > 40 Hafer, preußischer — » — Kocherbsen 10-85 Mahl-u. Futtererbsen 9 , 35 Heu 3-10 Stroh 2 . 80 Kartoffeln, 3 , 60 Butter 2 , 20 bi« 12 Mk. 40 Pf. pr. 50 Kilo. - 11 . 20 - - . , . II. 60 » , - - . II. 30 - - - - . 10 - 70 - - - - . 12 . 50 » . 9 . 90 - » « » . 8- 80 - - - - - 7- 65 - - - - M — E M MM» - II. 85 - - - - . 9 . 60 « - - - . S- 50 « - - - . 3, 10 - - . , . 4. 10 - , 2 < 80 . - 1 .