Einführung. Das Weihnachtsoratorium besteht aus drei Teilen: der Verkündigung und Geburt Christi, dem Hirtenspiel und dem Auftreten der heiligen drei Könige. Die biblische Er zählung, die vom Tenor rezitativisch vorgetragen wird, bil det die Grundlage des Textes. Dazwischen ist eine große Anzahl alter deutscher Volkslieder aus dem 14. bis 17. Jahr hundert eingestreut, und zwar in möglichst verschiedenen Fassungen: als Solostücke, Duette, A cappella Chöre usw. Der 1. und 2. Teil sind vorwiegend lyrisch angelegt, doch ist durch Einschaltung von Alleluja-Chören und Lobgesän gen, die im stärksten Forte vorgetragen werden, und ge wissermaßen refrainartig eine starke Kontrastwirkung aus üben, dafür gesorgt, daß keine Monotonie aufkommen kann. Man kann sogar von einem Farbenreichtum der Klangbil der sprechen, die auf einander folgen und in ihren einzelnen Episoden vor den Ohren der Hörer abrollen. Das eigentlich dramatische Element tritt erst im dritten Teil in der Person des Herodes in Erscheinung. Für diese Figur lieferten mittelalterliche Krippenspiele die Unterlage. In drei Gesängen, die durch den Klang von Piccoloflöten, Becken, Triangel und Trommel charakterisiert sind, lebt sich Herodes aus, der in derber Holzschnittmanier als Per sonifizierung des Bösen dargestellt ist. Namentlich im dritten Gesang, einem Ausbruch der Wut und des Hasses, lernen wir ihn halb als Mephisto, halb als Tölpel, der sich von den Königen überlisten ließ, kennen. Zwei reine Orchesterstücke, ein Pastorale mit Oboen klängen und ein Marsch der heiligen drei Könige leiten den zweiten und dritten Teil ein. Jeder der drei Teile wird von einem Choral mit Variationen beschlossen. Das Thema des ersten Chorals stammt vom Komponisten. Die drei Teile sind so angelegt, daß das Ganze langsam eine Steigerung erfährt und am Schluß in einem Allelujachor gipfelt.