Volltext Seite (XML)
Theodor, der seit seinem dreizehnten Jahre an» JeidelSheim entfernt gewesen und während diese» Zeitraumes alljährlich nur einmal auf wenige Tage znm Besuch herüber gekommen war, hegte von Jean- iietten noch immer die nämliche gute Meinung, die sie ihm schon in der frühesten Kindheit durch ihr freundlich anziehende» Wesen und durch freigebige Spenden aller Art einzuflößen gewußt hatte. Die seltene Uneigennützigkeit, mit welcher sie seinen Vater au» der Verlegenheit zu ziehen bereit gewesen war, konnte nur dazu dienen, ein noch günstigere» Licht über sie zu verbreiten und da» Wohlwollen zu erhöhen, welche« er von jeher gegen sie hegte, obgleich dasselbe auch jetzt noch immer nicht die Grenzen der Achtung überschritt, wie man sie gegen eine mütter liche Freundin zu sehen gewohnt ist. Nur auf Einsammlung nützlicher Kenntnisse be dacht, und außerdem auch der Gelegenheit zur An knüpfung von Bekanntschaften, bei welchem seine Ge- inüthsruhe auch nur im mindesten gefährdet gewesen wäre, fast gänzlich ermangelnd, war die ausschließliche Hinneigung zn irgend einer weiblichen Person ihm dis zu diesem Augenblicke fremd geblieben. Er suchte daher, als der Vater ihm seine Wünsche und Erwartungen an den Tag legte, das ihm uner- llärbare beängstigende Gefühl, da» bei dem Gedanken an da» mit Jeannette» anznknüpfende Verhältniß sich in seinem Innern zu regen begann, mit den Waffen ter Vernunft niederzukümpsen, die angenehmeren Ein drücke aber, die ihr mildihätiger Sinn in früheren Zeiten und auch jetzt bei der Bedrängniß seines VaterS auf ihn gemacht hatte, in seinem Gedächtnisse aufzu frischen und festzuhallen. Mit glühenden Wangen und niedergeschlagenen Blicken erklärte er endlich, daß er, wenn anders das Glück und die Zufriedenheit der Seinigen nur auf diesem Wege befördert werden könne, der Fügung des Schicksals sich unterwerfe und zu dem von ihm verlangten Schritte bereit sei. Mit Freudenthränen schloß der Vater, nach An hörung dieses Geständnisses, den folgsamen Sohn an die klopfende Brust; weniger stürmisch waren die Beifallsbezeigungen der Mutter, obgleich auch sie nach Lage der Sache eine Verbindung dieser Art für wünschenswcrth hallen mußte. Niemand von ihnen legte sich die Frage vor, ob daS von seilen Theodors zu bringende Opfer nicht die Größe des erlittenen Verlustes übersteige, oder ob ihm aus dieser Verbindung einst da» Glück erblühe. VI. Schon am andern Morgen verfügte der Zollein nehmer, der die Anstalten zur Berichtigung dieser Angelegenheit nicht schleunigst genug treffen zu können glaubte, sich zur Nachbarin hinüber, trug als Theo dors Stellvertreter in feierlich abgemessener Rede ihr sein Bewerbungsgesuch vor und ward, nachdem Jean nette, die Augen schamhaft zu Boden schlagend, mit Merkmalen jungfräulicher Verlegenheit und Verwirr ung ihre Zustimmung ertheilt hatte, an den Schloß hauptmann verwiesen, damit auch ihm sein gebühren des Recht widerfahren und kein Verstoß gegen die hergebrachte Ordnung und Sitte begangen werden möge. Nicht ohne die merklichsten Anwandelnngen jener ängstlichen Schüchternheit, welche den Zollein- nchmer von jeher zu begleiten pflegte, so oft er noth- gedrungen vor seinem gestrengen Miethsherrn er scheinen mußte, schickte er zur Vollstreckung dieses Auftrages sich an. Diesmal war jedoch der Empfang, der ihm bei seinem Eintritt in die Zimmer des Schlosses zu Theil wurde, von so freundlicher und gefälliger Art und die Genehmigung seines Begehren« geschah in so leutseligen Ausdrücken, daß er mit dem schnell auftauchendcn Wunsche, au- der günstigen GemülhS- laune des hohen Gewalthabers im Vorbeigehen noch einigen Nebengewinn zu ziehen, sich sogleich ein Herz faßte und unter Wiederanstimmung eines schon oft gesungenen und stets fruchtlos verhallten Klageliedes anfang» auf Herabsetzung dcS Miethzinse» und nach Wahrnehmung eine« geneigten Gehör« auf den An bau eine« neuen Holzschuppen« demüthigst antrug. Beide Punkte versprach der Schloßhauptmann, unter der Bemerkung, daß er die Billigkeit der ihm vorgetragenen Wünsche bereits halb anerkenne, in Ueberlegung zu nehmen. Aufgemuntert durch einen so ungewöhnlichen Grad herablassender Freundlichkeit und Güte, konnte Laubman» jetzt nicht umhin, auch noch die in der Zukunft zu erwartende Erledigung der hiesigen Stadtpfarre, sowie das dem zärtlichen Vaterhcrzen so natürliche Verlangen, ein geliebte« Kind im Bereiche der hcimathlichen Triften versorgt und geborgen zu sehen, in Berührung zu bringen. E« ward ihm der erfreuliche Bescheid, daß unter den einzutretenden Umständen, die zur gegenwärtigen Un terredung ursprünglich den Anlaß gegeben, sich die Berücksichtigung dieses vernünftigen Wunsche« schon von selbst verstehe. Jetzt wußte der Zolleinnehmer in der Eile nichts weiter vorzutragen; er stattete da her dem großmüthigen Gönner für die ertheilten Ver sprechungen seinen gerührtesten Dank ab und machte sich auf den Rückweg, um jubelnd und lobpreisend daheim zu verkünden, welch einer mild zuvorkommen den Behandlungsweise er heute bei dem Schloßhanpt- mann, dessen menschenfreundliche GemüthSart hier iin Städtchen so ost auf das schnödeste verkannt und in Zweifel gezogen wurde, sich zu erfreuen gehabt und welche Vortheile man von seiner Gunst und Ge wogenheit sich für die Zukunft zu versprechen habe. Am Abend des nämlichen Tages fand sich der Zolleinnehmer, der vorhcrgegangenen Verabredung gemäß, mit Weib und Kind in Jeannettens Wohnung ein, um Braut und Bräutigam in aller Förmlichkeit gegeneinander zu stellen und nach erfolgter gegen seitiger Erklärung die angeknüpften Unterhandlungen vollends in Richtigkeit zu bringen. «Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Jüdische Neger. I» Ostindien giebt eS verhälknißmäßig die wenigsten Israeliten, deshalb sind eine um so größere Merkwürdigkeit die schwarzen oder Neger-Juden in Cochin und Malachery in der Provinz Malabar. Während die weißen Inden daselbst, nur einige hundert Familien stark, arm und herabgekom men sind, zählen ihre schwarzen Glaubensgenossen gegen zweitausend Familien und sind fast durchweg geachtete Handwerksleute. Ihre Gärten und Felker lassen sie von Hindus bebauen. Die heilige Schrift lesen sie im Hebräischen, doch haben sie auch eine indische Uebersetzung. Nach der Meinung der weißen Juden stammen ihre schwarzen Glaubensgenossen von Negersklaven ab, die von ihren Vorfahren gekauft und zum Judenthum bekehrt wurden, worauf man ihnen die Freiheit schenkte. Dagegen behaupten die schwarzen Israeliten, daß sie Nachkommen jener Kinder Judas seien, die nach der Babylonischen Gefangen schaft nach Indien gebracht wurden und nicht mit denen nach Judäa zurückkehrlen, welche sich dahin be gaben, um den zweiten Tempel zu bauen. Sie zeigen auch in der Thal nicht den eigentliche» Negertypus, so»de» sind nur tief schwarzbraun, wie die indiichen Eingeborenen, mit denen sic aber sonst keine Aehn- lichkeit haben. — Herr Ochsenkopf, der Eigenthümer dieses wenig poetischen Namens stand dieser Tage in Wien wegen Falschmeldung vor dem Strafrichter. Auf die Frage, wie er heiße, gab der Angeklagte anfänglich eine ausweichende Antwort. Er bemühte sich, dem Gerichte klarzustellen, daß eine böswillige Hand, die im Taufregister seines HeimathsorteS seinen wahren Familennamen Ossenkopf in Ochsenkopf umgeandert babe, daran Schuld sei, daß er vor Gericht stehe. Ossenkopf sei eigentlich der richtige Name, der ihm gebühre. Richter (bestimmt): »Sind Sie Derjenige, der sich fälschlich Ossenkopf gemeldet oder sind Sie e» nicht?" — Angeklagter (resignirt): »Ja ich bin der Ochsenkopf.' — Der Richter verurtheilte Herrn Ochsenkopf zu einer Geldstrafe von zwei Gulden und legte ihm nahe, daß er um NameSänderuug nachsuchen könne, wenn ihm der Ochsenkopf unangenehm sei. Angeklagter: „Ah nein, bin ich'S bis jetzt gewesen, dann bleib' ich auch der Ochsenkopf.' — Wo sind die gescheitesten Leute zu finden? Das weiß man schon seit einem eklatanten Beispiel, das auch Prof. Riehl in seinem Werk: „Die Pfälzer" besprochen hat. Als nämlich zur Zeit, da die Pfalz durch die Franzosen so sehr verwüstet wurde, ein französischer General aus irgend einem Grunde der Bürgerschaft Neustadts eine Krontribution aufer legt, ließ er zugleich den Neustädtern sagen, daß im Falle des Nichtaufbringens der Kontribution bis zum nächsten Morgen die zwei gescheitesten Leute von Neu stadt gehängt würden. Am nächsten Morgen war Neustadt öde und verlassen, weil sich Jeder für den Gescheitesten hielt und sich aus dem Staube gemacht hatte. — Eine tragikomische Szene ereignete sich dieser Tage in einem Eisenbahnkoupee auf der Bahn strecke Bologna-Florenz. Durch ein offenes Fenster war ein Funken in einen Waggon geflogen und gleich darauf brannte das herrliche goldblonde Haar einer der Insassinnen des Koupees, einer jungen Dame, lichterloh. Entsetzen ergriff alle Kouppeegenossen, »uc die Dame verlor ihre Kaltblütigkeit nicht. Sie riß sich daS brennende Haar vom Kopfe und warf es zum Fenster hinaus. — Es waren falsche Haare. . . — Gekrönte Mühe. Eine Dame, die ihr ganzes Leben lang jeden Abend aus Furcht vor Dieben und Mördern unter ihr Bett geleuchtet hatte, entdeckt einen Handwerksburschen, der sich eingeschlichen hatte, darunter und ruft aus: „Ah, da sind Sie ja endlich!" Stan-ksamtlichc Nachrichlkii vo» Schönheide vom 10. bis mit IS. Januar 1892. Geboren: 7) Dem Papierfabrikarbeiter Johann Nepomuk Eisenkolb hier Nr. 326 I T. 8) Den« BUrstenfabrikarbeiter Albert Klötzer hier Nr. 138 L 1 T. 3) Dem Schuhmacher meister Friedrich Wilhelm Ungethiim hier Nr. 62 I S. 10) Der unverehel. Biirsteneinzieherin Lina Auguste Helm hier Nr. 454 IS. II) Dem Eisengießer Hermann Oskar Weigel in Schönheiderhammer I T. 12) Dem Eisenhüttcnarbeiter Friedrich Louis Lenk hier Nr. 335 I S. 13) Dem Eisen hüttenwerksschlosser Gustav Alban Baumann hier Nr. 186 I T. 14) Dem Bürstensabrikarbeiter Hermann Baumann hier Nr. 244II I S. 15) Dem Flaschenbierhändler Earl Louis Heinz in Neuheide Nr. 20 1 T. 16) Dem Eisengießer Friedrich Alwin Baumann hier Nr. 284 L 1 T. 17) Dem Papierfabrik arbeiter Franz Ludwig Löscher hier Nr. 22 (! 1 S. Aufgeboten: vaoat. Eheschließungen: 10) Der Fleischer Friedrich Hermann Lenk hier mit der Wirthschastsgehilfin Marie Auguste Manuel hier. II) Der Bäckergeselle Friedrich Bechmann hier mit der Stepperin Clara Helene Herold bier. Gestorben: 8) Des Bürstenfabrikarbeiters Ernst Ludwig Möckel hier Nr. 1381! Sohn, Ernst Rudols, 3 Monate. 9) Der Handarbeiter Louis Tröger hier Nr. 274, 65 I. I M. Verwandten und Bekannten zur Nachricht, daß heute Vormittag !) Uhr unsere gute Jottarins im Alker von 5'/^ Jahren sanft verschieden ist. Die Beerdigung erfolgt Donners tag Nachmittag 3 Uhr. Um stilles Beileid bittet Familie Sokusläsnbaoli. Bahnhof Eibenstock. Aechte Hkycerin- Schwefel'mil'ch-Seife ans der KSnigl. daher. Hofpar- fümeriefabrik von C. D. Wun derlich, Nürnberg, prämiirt 1882. Seit 27 Jahren mit größtem Erfolg eingcsührt. VM" Unentbehrlich für Damentoilette und für Kinder zur Erlangung eines schönen, sammtartig weißen TeintS; zur Reinigung von Haut schärfen, Hautausschlägen, Jucken, Flech ten, nebst Anweisung zu 3b Psg. Berdels. Theersetf« ü 35 Pf. Theerschweselseife ü bo Pf bei II. L-adinnnu, Eibenstock. Für die uns beim Heimgange unserer theueren Entschlafenen MLtrobsIt so vielseitig entgegengebrachten, überaus wohlthuenden Beweise der Liebe und Theilnahme sagen wir hierdurch herzlichen, innigen Dank. Hil t xvl» und die Verwandten. Eibenstock, den 16. Januar 1892. L Voxlvr, L S , Beförderung von Inseraten an alle Blätter der Welt. Vertreter in Eibenstock: Herr I*«»I Ikvxxvr- Louäoll. Ein in der Besatz-Branche gut eingesührteS und seit langen Jahren thätiges Agentur-HauS sucht die Ver tretung einer leistungsfähigen Eiben stocker Passementerie-Fabrik. Prima Referenzen. Off. erb. unter 8. L. It»» an Rudolf Moste 18 Kneen Mictoria St. London. Alte Ws. Pritsmrktii z. 3 Pf. roth u. 10 Nengr. blau, mögt, auf Brief n. alte Lonocrts m. Markeustempcl sucht zu kaufen 8. XlingmüIIsr, Prag Rechnungen an den Turnverein werden bis Ponnerstag, den 2l. d. erbeten. l LÄIdNV ß werden naturgetreu und schmerzlos » eingesetzt, gereinigt und plombirt, ? sowie auch nicht mehr passende ? Gebisse umgearbeitet oder reparirt 8 I»vuI»«I. Ein junger, tüchtiger Zeichner und ein guter Bergrötzerer finden angenehme und dauernde Stellung bei 7. 2. Lcknsiäsr, Plaue» i. V., Königstraße. Bei Husten und Heiserkeit, Luftröhren- n. Lungen-Katarrh, Athem- noth, Verschleimung u. Kratzen im Halse empfehle ich meinen vorzügl. bewährten - IRolilz; ü Fl. 60 Pf. M-Kkichrnau. Ist.kuckliv», Apoth. Allein ächt in der Apotheke in «idenfto». Arachtvriefe empfiehlt L. iisnnsdostn.