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wurde die Gewitterwolke auf Theodors Stirn nach und nach zum Weichen gebracht, und bald nahm ein besserer Geist wieder von ihm Besitz. Selbst über Fricsing« steife Förmlichkeit trug der am Tisch herrschende ungezwungene Frohsinn den entschieden sten Sieg davon, bis um Mitternacht da» Gastmahl sein Ende erreichte. Im Städtchen singen, als Theodors Verlobung mit Jeannette bekannt wurde, die verschiedenartigsten Meinungen und Ansichten sich zu verbreiten an. Alles schüttelte bei der Unmöglichkeit, sich ein so un erwartetes Ereiguiß in seinem ganzen Zusammen hänge erklären zu können, in zweifelnder Verwunder ung den Kopf, und nie gerieth Theodor mit diesen oder jenen Freunden und Bekannten in Berührung, ohne zugleich in seinen innersten Gefühlen auf die empfindlichste Weise gekränkt und verletzt zu werden; denn statt mit heiterer Theilnahme ihm ihre Glück wünsche entgegenzubringen, drückte nnr mitleidiges Bedauern in ihren Mienen und Geberdcn sich a»S. Ja, einer von Theodors Verwandten, ein alter, offenherziger Biedermann, gab ihm sogar mit unum wundener Deutlichkeit zu erkennen, daß er seinen Baler, den Zolleinnehmer, für einen schwachköpfigen Thoren, die Schloßmamsell für eine buhlsüchtige, ver schmitzte Betrügerin und das ganze Vcrlobungsbünd- uiß für das schändlichste BerkuppelungSwerk halte, zu welchem abgefeimte List und Schlauheit auf der einen, blödsinnige Gutmüthigkeit auf der anderen Seite sich die Hand geboten hätten, um aus der Arglosigkeit eines unerfahrenen jungen Menschen schnöden Gewinn zu ziehen und sein zeitiges Glück für immer zu unter graben. Zwar wendete Theodor mit zürnendem Unmuth von dem schonungslosen Eiferer sich hinweg; doch blieb ein Stachel in seiner Brust zurück, durch welchen er, so oft die Umstände ein wiederholtes Zusammensein mit Jeannette erforderten, sich unablässig in das schmerzlichste Unbehagen versetzt fühlte. VIU. Der zur Abreise Theodors festgesetzte und von ihm mit heimlicher Sehnsucht herbeigewünschte Zeit punkt war endlich herangekommen. Gegen Mittag sollte der Postwagen, mit welchem er von dannen zu fahren gedachte, aus Feivelsheim abgehen, und schon seit dem frühesten Morgen hatte Theodor daher mit Besorgung des mitzunehmcnden Reisegepäcks zu schaffen gehabt. Der bei der Ver schließung des Koffers bemerkte schadhafte Zustand einer Haspe führte ihn auf den Boden des Hauses hinauf, wo er altes Eisengerälh zur Ergänzung des Mangel« zu finden hoffte, und kaum war er daselbst angelangt, al« bei Erblickung der bretternen Scheide wand plötzlich ein bisher ihm völlig frcmdgebliebener seltsamer Gedanke sich unwiderstehlich in seiner Seele zu regen anfing. Wie von einer dunklen Gewalt festgehalten, heftete sein mißtrauisch forschender Blick sich ans den trennen den Verschlag, bei dessen Baufälligkeit, wie der Augen schein bewies, eine nur geringe Gewaltanstrcngung nöthig gewesen wäre, um den Bewohnern der beiden Haushälften ihre gegenseitigen Besuche so bequem zu machen, daß Niemand bei Abstattung derselben mehr einen Fuß auf die Straße zu setzen gebraucht hätte. „Nein, nein, einer solchen Bosheit ist sie nicht fähig! Es ist nicht möglich; icb kann, ich will cs nicht glauben!" rief er, mit sich selbst im Kampfe und die in ihm aufsleigende finstere Ahnung gewalt sam unterdrückend, zuletzt mit Heftigkeit aus, raffte schnell die zu seinem Zwecke erforderlichen Geräth- schaften zusammen und eilte, wie von einer ihn be drohenden Macht verfolgt, die Treppe hinab. «Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Da« beste Mittel gegen die Kälte, gegen diesen unvermeidlichen Begleiter des Winters, ist natürlich die Wärme. Jedoch, wie erzeugt man dieselbe auf die für den Körper zuträglichste Art? Der eine sagt: „Ich mache mir einfach ein warmes Zimmer, und bei meinem behaglichen Platze am wärmeausstrahlenden Ofen bleibt mir dieser unbehag liche Gast draußen. — Ja, ganz recht, nimm Dich nur dabei in Acht, daß Dich die verweichlichende Wärme nicht ganz in ihre Gewalt bekommt und Dich zum echten Stubenhocker macht, daß Du, wenn Du Deinen Fuß vor die Thüre setzt, gleich von der Kälte erfaßt, geschüttelt und gerüttelt wirst. Denn, wer den ganzen Tag ruhig in der Stube sich aushalt, den fröstelt es sofort durch'« innerste Mark. Ein Anderer dagegen hält alles auf die warme Kleidung; er versäumt nicht, schon beim ersten kalten Windes wehen, seinen werthen Körper dichter zu umhüllen, um sich den rücksichtslosen, unangenehmen, tyrannischen Winter vom Leibe zu halten. Allein zu dichte und feste anliegende Kleidung schließt den Körper zu sehr von der Lust ab, hindert in Folge dessen die Haut- thätigkeit in zu großem Maße, verzärtelt die Nerven und verweichlicht den ganzen Körper. Dieser kann der immer größer werdenden Einwirkung der Kälte und besonders dem schroffen Wechsel derselben nicht den nöthigen Widerstand entgegensetzen; ein solcher Körper schwitzt leicht und friert leicht und die Kälte übermannt ihn doch. Wir sagen, dar beste, gesundeste Mittel gegen die nachtheilige Einwirkung der Kälte, dieses Todfeindes alles Lebens ist der Lebens- und WSrmewecker im menschlichen Körper, die Bewegung in freier Luft, nicht bloS an angenehmen schönen Tagen, nein, bei jedem Wetter, auch bei Sturm und Regen, bei Schnee und Eis. Bewegung beschleunigt die Lungen- und Herzthätigkeit, sie bringt mehr reine Luft ins Blut und reinigt dasselbe; die Bewegung kräftigt alle innern Organe, stärkt die Muskeln, be ordert die Ausdünstung und erhöht die LeibeSwärme. Derjenige ist in Bezug auf die Gesundheit schon viele Stufen voran«, der genöthigt ist, jeden Tag und bei jedem Wetter einen weiteren Weg zum Orte seiner Thätigkeit zurückzulegen; denn sein erstes an jedem Tag ist dann gewesen, seinen Körper zu stählen und zu kräftigen. Je toller das Wetter, um so angenehmer ist ihm dann auch die Stubenwärme; jedoch auch nur die gesunde, richtige, mäßige; mehr ist seiner erhöhten Körperwärme nicht angenehm. Drückt nicht der laute Jubel die Helle Lust der Kinder bei ihren Winterver gnügen im Freien ihr Wohlbefinden und ihre Gesund heit aus? Kälte stört sie nicht. Ist cS nicht eine Freude, ihre gcrötheten Wangen und ihre Hellen vor Vergnügen strahlenden Angen zu sehen? — Pflege der Topfpflanzen. Topfpflanzen müssen genau untersucht werden, ob sich Ungeziefer daran befindet, welches zu beseitigen ist, sodann, ob die Töpfe, namentlich der Wasserabfluß, in Ordnung ist. Ferner ist es sehr anzurathen, die oberste Erd schicht abzunehmen und durch gute, frische zu ersetzen, Nachdem dies geschehen, stellt man sic an einen Platz des Zimmers, wo ihnen reichliches Licht zu Theil wird. Die Topfpflanzen werden im Winter einen Tag um den ankeren begossen und sollen mindestens einmal wöchentlich mit lauem Wasser überbraust werden. Die höchste Wärme-Temperatur, welche sie haben dürfen, ist 12—14" 6. Blumen jedoch, wie Camelien, Veilchen, Rosen u. s. w. können diese hohe Temperatur nicht vertragen; ihnen sind nur 8—12 Wärmegrade zuträglich. — Amerikanisches Schweinefleisch. Nach dem die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika die amtliche Ueberwachung der großen Ausfuhrschlachthäuser in Chicago angeordnet hat, ist seitens der deutschen Reichsregierung das Einfuhr verbot für amerikanische Fleischwaaren aufgehoben worden, welches aus Rücksicht auf die menschliche Ge sundheit erlassen war. Indessen haben die in Deutsch land vorgenommenen Nachuntersuchungen die Voraus sage als richtig bestätigt, daß die amtliche Ueberwach ung der Schlächtereien bei dem fabrikmäßigen Betrieb derselben keine Gewähr dafür bietet, daß amerikanisches Schweinefleisch und Speck frei von Trichinen ist, in dem diese bereits in zahlreichen Fällen darin nachge wiesen wurden. Es kann daher vor dessen Ankauf nicht dringend genug gewarnt werden. — In der belgischen Hauptstadt wird, falls die Witterung es znläßt, eine eigenkhümliche Aus stellung eröffnet. Der inmitten der Stadt belegens prächtige Siadtpark ist gegenwärtig mit mächtigen Schneemassen angefüllt. Auf Anregung des Bürger meisters haben sich die Brüsseler Bildhauer und Künstler zusammengcthan und statten den Park mit Bildsäulen, Gruppen aller Art und Denkmälern aus, wozu der Schnee als Material dient. Diese winter liche Ausstellung, welche schon in Kopenhagen versucht worden ist, wird nicht nur am Tage, sondern auch Abends bei farbiger Beleuchtung zu Gunsten der Armen geöffnet sein. In den Künstlerkreisen erwartet man einen großen Erfolg. — Ein schlagfertiger Bürgermeister. Der Generallieulcnant Hans Rudolf von Minkwitz, Herr auf Staschwitz, Zöpen und Trachenau, war im Jahre 1693 von Dresden als Gouverneur der Stadt Leipzig und des Schlosses Pleißenburg nach Leipzig versetzt worden. Er war zwar ein jovialer Mann, aber auch ein strenger, eigenwilliger Soldat, und so kam es nicht selten zwischen ihm und dem Rakhe zu Mißhelligkeiten. Einst suchte nun der Gouverneur den Rath dadurch zu ärgern, daß er den nach Thor- schluß Eingang in die Stadt begehrenden Bürgern solchen durch das Schloß gestattete und dabei zwar den üblichen Thorgroschen forderte, aber anch jedem Passanten vom Unteroffizier der Thorwache einen Schnaps reichen ließ. Der Rath war über diese sehr erfolgreiche Benachtheiligung seiner Thorgelderein- nahmc so entrüstet, daß er sich über den Einlaß durch die Pleißenburg beim König beschwerte, auf dessen Befehl denn auch die militärische Concurrcnz abge- stellt wurde. Besonders war es der witzige und energische Bürgermeister I)r. Adrian Sieger, welcher im Rath die Reibereien mit dem Gouverneur auSzu- fechten hatte. Al« im Jahre 1697, bei einem Gast mahle, der Bürgermeister und der Gouvernenr bei sammen saßen, kam auch die Rede auf den neuen Zapfenstreich, welchen Jener Abend« vorher hatte schlagen lassen. In seiner guten Laune fragte der Gouverneur: Weiß Er auch, lieber Herr Bürgermeister, wie der Text zu dem neuen Zapfenstreich lautet? „Und wenn der Rath des Teufel« wär, so bin ich doch der Gouverneur." Da habe» wir eine andere Lesart, Excellenz, antwortete flugs der Bürgermeister. Diese lautet: „Der König nur ist unser Herr, der Kuckuck hol' den Gouverneur!" Da lachte der Gouver neur und sagte, dem Gegner die Hand reichend: Mit Ihm mag der Teufel fertig werden, Herr Bürger meister. — Ein Charakter. Sie (zu ihrem ManN): „Du hast ja gesagt, Du willst nicht mehr in'S WirthS- hauS gehen, richtest Dich aber doch zum Fortgehen her!" — Er: „Ja, der Mann muß Selbstbeherrschung besitzen und oft auch gegen seinen Willen etwas thun. Ich gehe daher trotz meines heftigen Widerwillen» doch in'S WirthShauS!" — Gute Ausrede. Junge Frau (vor einem Modemagazin): „Sich', Emil, hier giebt eS so viele Sachen, mit denen Du mich erfreuen könntest; aber Du thust leider immer, als ob Du garnichts davon ähest!" — Mann: „DaS beweist, liebe« Kind, daß ich nur Dicb wahrhaft liebe und für alle sonstigen Schönheiten blind bin!" — Galgenhumor. Richter: Vor Ihrer Hin richtung haben Sie noch einen letzten Wunsch frei;" — was wünschen Sie sich nun? — Verurtheilter: Auf meinen Ueberzieher einen neuen Sammetkragen! — Stutzer (zum andern): „Auch neuen Anzug an? Sitzt famos . . . schon bezahlt?" — „Unsinn, werde mir doch nicht die ganze Freude verderben!" Gedankensplitter. Weh Brod ich esse, deß Lied ich singe. Die Menschen essen alle Gottes Brod, aber sie singen nicht immer sein Lob. Wenn wir weinen, so schmilzt das Eis um unser Herz. Am Morgen weilen unsere Gedanken in der Zukunft und am Abend in der Vergangenheit. Im Herzen walte die Liebe, im Hirn die Gerechtigkeit und im Munde die Wahrheit. Glück erweitert das Herz, aber Unglück zieht es zusammen und macht es hart. In einem zukünftigen Kriege werden die Sozialdemokraten sich hauptsächlich bei der Vertheidigung von Festungen brauch bar erweisen, da von ihnen niemals zu befürchten sein wird, daß sie eine weiße Fahne aufziehen werden. Es giebt Leute, die es verstehen, das Unnütze mit dem Unangenehmen zu verbinden. Die Frauen sind niemals mit uns zufrieden: sind wir eifersüchtig, ärgern sie sich, sind wir es nicht, ärgern sie sich noch mehr. Erst wenn man selbst etwas wird, sieht man, wie viel Neid es auf Erden giebt. Hör' meinen Rath, mein Sohn! In allen Lebenslagen Ist ausgesuchte Höflichkeit in jedem Falle gut; „Sie schielt", so darfst du nie von einer Dame sagen — Du sprichst: „Ihr linkes Auge weiß nicht, was ihr rechtes thut!" Wer dich schwach gesehen hat. Der ist dir immer unbequem. Der Zeuge deiner starken Thai Stets deinen Augen angenehm. Aorlgesetzte wissenschaftliche Unter suchungen über die Wirkung des Chinin bei katarrhalischen Erkrankungen der Lustwege, haben zu der Herstellung der seit IV Jahren rühmlichst bekannten Apotheker W. Voß'schen Ka- tarrhpillen geführt. Die Wirkung der mit Chocolade über zogenen und daher von Grob und Klein angenehm zu nehmen den W. Voß'schen Katarrhpillen (erhältlich ä Dose Mk. I in den meisten Apotheken) ist eine wesentlich sichere und schnelle. Indem sie die Ursache des Katarrhs, die Entzündung der Schleim haut in ganz kurzer Zeit, ost schon in wenigen Stunden, be seitigen — verschwinden auch die Folgezustände wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Schleimauswurs re. Man achte genau da rauf, daß jede Dose mit einem Band verschlossen ist, das den Namenszug des kontrollirenden Arztes l)r. ia«il. Wittlinger trägt. Zu haben in Eibenstock bei Apotheker Fischer. Staiidksamliichc Nachrichten von Eibenstock vom 13. bis mit 19. Januar 1892. Geboren: 9) Dem Schlosser Friedrich Hugo Krasselt hier IT. >1) Dem Fabrikarbeiter Victor Emil Ficker in Wolfs- grlln I T. 12) Dem Fleischer Max Emil Uhlmann hier 1 T. Hierüber: Nr. 10) I uneheliche Geburt. Aufgebote»: 4) Der Gutsbesitzer und Ortsrichter Karl Heinrich Heyne in Neuheide mit der Marie Müller hier. 5) Der Kaufmann Max Hugo Unger hier mit der Emilie Friederike Schmidt hier. 8) Der Eißengießcr Franz Robert Schott in Schönheiderhammer mit der Maschinengehilfin Auguste Therese Bräuniger hier. 7) Der Bretsckmeider Einil Hermann Bauer hier mit der Aufpasserin Ernestine Ottilie Unger hier. Eheschließungen: V»oat. Gestorben: 7) Des Maschinenstickers Karl Eduard Zö- bisch hier Sohu, Franz Oswald, 8 I. I. M. 27 T. 8) Di- Kaufmannswittwc Auguste Wilhelmine Unger geb. Strobelt hier, 78 I. 1 M. II T. 9) Des Maschincnstickers Erdmann Friedrich Dörfsel hier Sohn, Curt Willy, 8 M. 3 T. 10) Der Fabrikbesitzer und Stadtrath Carl Ferdinand Gottfried Dörssel hier, ein Ehemann, 45 I. 10 M. 28 T. II) Des Bahnhofs- Restaurateurs Robert Albert Schneidenbach hier Tochter, Jo hanne Friederike, 5 I. 3 M. 17 T. Ehtmnitzer Mariktprei vom 16. Januar 1892. Weizen russ. Sorten II Mk. 50 Pf. bis 12 Mk. 50Pf. - weiß, — - sächs. gelb, 11 Weizen 12 Roggen, preußischer I I - sächsischer II - russischer 12 Braugerste 8 Futtrrgerstc 8 vaser, sächsischer, 7 Hafer, preußischer — Kocherbsen 10 Mahl-u.Futtercrbsen 9 Heu 3 Stroh 2 Kartoffeln, 3 Butter 2 50 11 . 75 - — 12 . — » 80 II - 95 < 10 11 - 35 . 20 12 . 50 . 30 s. 40 . — » - 80 . 45 7 - 70 . — « - « 8» 11 . 85 - 35 « , 9 - 60 - 10 3 - 50 - so 3 - IO - 60 3 « 80 - — 2 , 70 -