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Amts- und Anzeigeblatt für den -MA- Wrk des Amtsgerichts Libnchmk fertionspreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Zeile 10 Pf und dessen Amaebuna. P-stanst-lten Verantwortlicher Redaktenr: E. Hannebohn in Eibenstock. IS. 8. Donnerstag, den 14. Jannar I8S2. B e k a li ii t m ll ch u n g. Zu dem revidirten Regulative für die Sparkasse der Stadt Eibenstock vom 20. März 1888 ist ein Nachtrag aufgestellt und von dem Königlichen Ministerium des Innern mittels Urkunde vom 27. November 1891 bestätigt worden. Eine Ausfertigung dieses Nachtrages ist im hiesigen Sparkassencxpeditions- Locale zum Zwecke der Bekanntmachung auSgehängt worden. Eibenstock, den 29. Dezember 1891. Der Stadtrath. »>-. Körner. Ak. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 153 dieses Blattes vom vorigen Jahre abgcdruckten Erlaß der Königlichen Amtshauptmannschafl Schwarzenberg werden die im Jahre 1872 geborenen männlichen Personen, ingleichen diejenigen, älteren Jahrgängen ««gehörenden Mannschaften hiesigen Orts, über deren Militärver- hällniß noch nicht endgültig entschieden worden ist, hiermit aufgefordert, sich innerhalb der Zeit vom 15. Januar öis 1. Aevruar 1892 im hiesigen Gemeindcamte behufs Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle an zumelden. Schön Heide, am 11. Januar 1892. DerGemeindevorstail d. Montag, den 18. Januar 1892, Nachmittags 2 Uhr, sollen im Rathhause zu Schönheide 163 Stück seidene Kleider ¬ besätze im Taxwerthe von 3300 M. gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 12. Januar 1892. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. <Liekmann. Rußlands Gewaltspolitik. Mit gewaltigem Hochdruck arbeitet die russische Regierung, um alles Nichtrussische aus dem weiten Gebiete ihres Reiches auszumerzen; ein Glaube, der russisch-orthodoxe, soll herrschen und darum wurden die Katholiken in Polen, die Lutheraner in den balt ischen Provinzen, die Juden in allen Gouvernements bedrückt; selbst die Großfürstinnen aus deutschen Häusern sollen zur orthodoxen Kirche übertreten; die russische Sprache soll überall gesprochen werden und deshalb wird u. a. die alte Universität Dorpat zu Grunde gerichtet. Aus den Staatsämtern und aus dem Heere werden alle nicht-russischen Elemente ver drängt ; Pie deutschen Bahnbeamten in den baltischen Provinzen wurden nach anderen Gouvernements versetzt. In Rußland cxistirt nur ein Gesetz: der Wille des Zaren. Vielleicht wäre das nicht gar zu schlimm, wenn dieser Wille rein und edel wäre und überall unverfälscht zur Geltung käme. Aber ehe derselbe den Instanzenweg durchläuft, haften sich so viele Einzelinteressen daran, und wird derselbe so korrumpirt, daß er häufig genug in das eigene Gegen- theil verdreht wird. Jedenfalls kommt das natürliche Recht immer dabei zu kurz. Dem großen russischen Gleichmacherwerke steht das Großfürstenthum Finnland ärgerlicherweise im Wege. Finnland wurde 1721 von Schweben erobert, andere Theile folgten 1743 und 1809 nach. Es blieb aber ein eigenes Großfürstenthum und war nur durch Personal-Union mit Rußland verbunden. ES hat eine eigene Verfassung (von 1772 und 1789), ergänzt durch eine Landtagsordnung von 1869, besitzt auch im Gegensatz zu Rußland eine Volksvertretung, in welcher die vier Stände Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern vertreten sind. Der Kaiser läßt sich durch einen Generalgouverneur vertreten; die höchste Autorität aber ist ein Senat, dessen Mitglieder zu gleichen Theilen von der Volksvertretung und vom Kaiser-Großfürsten ernannt werden. Kurzum: Finnland ist laut seiner von vier Zaren beschworenen Verfassung ein von Rußland unabhäng iges Land und als solches natürlich dem Zaren ebenso wie den Stockrusscn ein Dorn im Fleische. Darum soll die finnische Verfassung „geändert" werden. In Petersburg — und nicht etwa in der finnischen Hauptstadt Helsingfors — ist eine aus den höchsten Beamten und Staatsmännern bestehende Kommission zusammengetretcn, die die Aenderungen berathen soll. Der Ursprung dieser Kommission ist folgender. Der jetzige Generalgouverneur von Finnland, Graf Heiden, hatte zu Beginn seiner Amtsführung einen finnischen Unterthancn rechtswidrig verhaftet und sich hierfür beim Kaiser damit entschuldigt, baß er die finnischen Grundgesetze nicht alle kennen könne, da sie nicht gesammelt seien. Daraufhin wurden schon vor mehreren Jahren die verstreuten Bestimmungen gesammelt und diese Sammlung wurde, gerade als die Finnenhetze anhob, in russischer Uedersetzung dem russischen Justizminister vorgelegt. Dieser fand jedoch, daß sich Finnland« grundgesetzliche Stellung zu Ruß land sehr viel einfacher auSdrücken ließe durch ein einziges kurzgesaßtcS Gesetz mit der Hauptbeslimmung: des Kaisers Selbstherrschaft hat ebensowohl Gültig keit in Finnland wie in Rußland. Nur die Landtags ordnung von 1867 und das den Ständen 1866 ver liehene Antragsrecht sollten Einschränkungen dieser Macht sein. Diesen Vorschlag des Justizministers, in nur drei Paragraphen so kurz gefaßt, daß man den Finnlän dern ihr neues Grundgesetz auf einer Glückwunsch karte hätte als Neujahrsgabe senden können, wurde im Herbst 1890 einer gemischten finnisch-russischen Kommission zu Helsingfors von den russischen Theil- nehmern derselben vorgelegt. Natürlich antworteten die finnischen Mitglieder dieser Kommission mit einem Gegenvorschlag, der sich auf jene frühere Sammlung gründete und dem finnischen Senate zur weiteren Behandlung übergeben wurde. Derselbe nahm den Vorschlag mit geringen Aenderungen an und suchte in einer erläuternden Auslassung Finnlands Recht auf seine ererbten hundertjährigen, von vier russischen Kaisern beschworenen Gesetze überzeugend nachzuweisen. Vor einigen Monaten kam diese Auslassung des Senats dem Kaiser zu Händen. Dieser, um die Frage endlich zu erledigen, hat jetzt in Petersburg die „finnländische Grundgesetz-Kommission" zusammen treten lassen. ES steht unumstößlich fest, daß der Ausgang dieser KommissivnSberathung die gänzliche Einverleibung Finnlands in Rußland sein wird. Dadurch wird Finnland seiner alten Freiheiten nnd Rechte beraubt sein. Die persönliche Freiheit wird dort fortan gleich wenig gelten wie in Rußland und öffentliches Recht und Nationalvermögen werden auf dem Gutdünken des Zaren beruhen. Aber dadurch würde auch wieder neuer Zündstoff in unserm östlichen Nachbarliche aus gehäuft und es ist doch jetzt schon wirklich kein Mangel daran. Hagesgeschichle. — Deutschland. Nachträglich verlautet, daß der Kaiser am Neujahrstage die Generale in einer mehr als halbstündigen Audienz empfangen habe, die einen lebhaften Charakter angenommen hätte. Da außer den Generalen Niemand, selbst nicht eine be dienende Persönlichkeit, zugegen gewesen sei, so habe auch außer ihnen keiner Kennlniß von dem, was ge sprochen worden sei. Es steht aber fest, daß der Kaiser in nachdrücklicher und angeregter Weise ge sprochen habe. — Die silbernen Zwanzigpfennigstücke sol len jetzt eingezogen werden. In Nvrddeutschland, wo sie sehr unbeliebt sind, findet man sie kaum noch. Um so stärker zirkuliren sie im Süden. — In weiten Gebieten der Provinz Ostpreußen ist noch die litauische Sprache verbreitet, welche die Einwohner eifrig pflegen, obwohl sie sammt und sonders geläufig deutsch sprechen und schreiben. Die Regierung hat der Erhaltung der litauischen Sprache bislang keine besondere Förderung angedeihen lassen, allein derselben auch kein Hinderniß bereitet. Vor einiger Zeit ist nun seitens einer Anzahl litauischer Gemeinden an den Kultusminister eine Bittschrift ge richtet worden, welche die Ertheilung des Religions unterrichts in litauischer Sprache anstrcbt. Die Bitt steller berufen sich aus das den Polen in den Pro vinzen Posen und Westpreußen zugestandene Recht und hoffen mit Hinweis darauf Erfüllung ihres Wunsches. Wahrscheinlich wirb die Eingabe auch dem Abgeordnetcnhause zugchen und Anlaß zu einer Erörterung über die Sprachcnfrage geben. — Die Preußischen Staatsbahnen sollen in dem letzten Betriebsjahre eine Mehreinnahme von ca. 28 Millionen Mk. erzielt haben. Den letzteren steht aber, eine große Steigerung der Betriebs-Aus gaben gegenüber. Wie einem Börsenblatte mitgetheilt wird, belaufen dieselben sich auf beinahe 40 Millionen. — Das Württembergische Königspaar wird seine Absicht, dem Berliner Hofe einen Besuch abzustatten, im letzten Drittel dieses MonalS zur Aus führung bringen. Die Abreise von Stuttgart soll am 24. Januar stattfinden. Ministerpräsident von Mittnacht wird sich während der Anwesenheit des KönigSpaares ebenfalls in Berlin befinden. — Oldenburg, 10. Januar. Vor Kurzem wurde der Pastor Müller in Goldenstedt wegen Unterschlagung anvertrauter Gelber flüchtig, jedoch bald darauf von der Polizei aufgegriffen und ver haftet. Nachdem die Behörde sich überzeugt hat, daß von den veruntreuten Geldern nichts mehr vorhanden ist, hat das Gericht über das sonstige Vermögen des Betrügers im Pricsterkleide den Konkurs erklärt. Sein Hausrath kommt in Folge dessen schon in den nächsten Tagen unter den Hammer. Aus der Be kanntmachung der Behörden ersieht man, daß der Pastor es verstanden hat, sich da« Leben so ange nehm wie möglich zu machen. Unter Anderem kom men zur Versteigerung mehrere Kutsch- und Arbeits pferde, mehrere Landauer und verdeckte Wagen, 1200 Flaschen Wein, eine Unmenge Zigarren, ein Billard mit Zubehör, viele Gold- und Silbersachen, LuxuS- schränke und Mobilien, alles Dinge, welche mit dem gestohlenen Gelee bezahlt worden sind. Ueber die Art, wie Müller seine Vorgesetzten zu täuschen gewußt hat, wird noch eine andere LeSart verbreitet. Danach hat er aus den Protokollbüchcrn de« Kirchen- ausschusseS, in die das Protokoll jeder Sitzung ein getragen wurde, Protokolle entnommen, hat ihnen dann Zusätze beigefllgt, die große Summen zu kirch lichen Zwecken der Gemeinde Goldenstedt genehmigten, und diese gefälschten Aktenstücke dann an den Ober kirchenrath in Oldenburg eingesaudt. — Frankreich. Der französische Generalstab hat beschlossen, daß in den nächsten großen Herbst- manövern sogenannte „gemischte" Regimenter zur Verwendung kommen sollen. ES sind das Regimenter, welche aus verschiedenen Armeekorps gebildet werden. DaS 2., 5., 6., 7., 13. und 17. Armeekorps sind dazu in Aussicht genommen. Außerdem beabsichtigt man, Divisionen zu drei Brigaden und Armeekorps zu drei Divisionen für die Herbstüdungen zusammen zustellen. Was die kleineren Manöver betrifft, so ist eS wahrscheinlich, daß daS 3. und das 4. Armee korps gegen einander manövriren werben. — Rußland. Wie Petersburger Blätter be richten, haben die Bevollmächtigten einer an der Wolga bclcgenen Landschaft zum Besäen der Felder im näch-