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1V Ines.rns.tus und llrueiüms, in deren elfterem ja auch schon eine Vorahnung der Passion liegt — so endlich selbst im 8anctus, in welchem das Leneäietus noch deutlicher durch den Ausdruck der Musik als durch den Inhalt des Textes eben falls an das Leiden und Sterben deS Erlösers erinnert. Auf all diese vorange gangenen verwandten Momente wird nun gleichsam noch einmal hingewiesen, zu nächst in dem ersten Stück dieses Schlußabschnittes, dem Oei, einer Alt- Arie in 6-moII ("/«). Der Gesang wird hier, außer den Jnstrumentalbässen und der Orgel, wieder, wie im Obrists eleison, von sämtlichen im Unisono gehenden Violinen begleitet. Die schmerzlich bewegte Melodie, welche diese im Vorspiel anstimmen, macht sogleich einen ergreifenden Eindruck. Wie dann die Singstimm» in ruhigerem, aber nicht minder rührendem Gang einsetzt und später jenes be^ wegtere Vorspielsmotiv aufnimmt — beides unter fortgesetzter Nachahmung durch die Violinen — wie hernach diese ihren ersten Gesang abermals anheben und die Singstimme demselben eine neue Melodie voll tiefen Ausdrucks gegenüberstellt, wie all das in der zweiten Hälfte des Tonstücks teils ähnlich wiederholt, teils neu gewendet und ausgesponnen wird — das ist ebenso kunstreich gebildet, als dem tiefsten, reichsten und wahrsten Gefühl entsprungen, und macht diese Arie zu einer Perle unter den Sologesängen des Werks, wohl würdig und geeignet, dessen Hauptstimmung noch einmal zu vertreten und einzuprägen. — Die letzten Worte der Messe, Oona nobis pacsm hat Bach, indem er sie zu dem stimmigen Schlußchor in 0-ckur, «/,-Takt, verwendete, offenbar nicht bloß als Bitte aufgefaßt, sondern zugleich als den Dankeserguß eines von dem inneren Frieden bereits be seligten Herzens — und gewiß nicht mit Unrecht: haben ja doch schon die voran gehenden Teile des Werks die Versöhnung mit Gott und die Gewißheit der gött lichen Gnade wiederholt verkündet. So konnte der Meister auch füglich jene Worte in dieselben feierlichen, ruhig bewegten Töne kleiden, welche früher dem „Qnatias" als Dolmetscher dienten, und konnte ini späteren Verlauf, in welchem die Zuver sicht des Glaubens ihren gesteigerten Ausdruck findet, selbst die festlichen Klänge der Trompeten und Pauken wieder einsühren, um damit zugleich, nur in ruhigerem, milderem Ton, noch einmal an jene Lobgesänge zu erinnern, welche er zum Himmel emporjauchzen ließ. So spiegelt sich in dem Schlußabschnitt der Messe, dem /Vgnus vei und Oons, gewisserinaßen das ganze Werk im kleinen ab. (Nach A. v. Dommer, Im. Faißt, PH. Spitta nnd Anderen.) Lsk. Wcrmann. Hellmuth Hcnklerd Buchdruckcrci (Joh?. Hentler 6 Schirrmeister), Tresden.