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Die Mission deS italienischen Heeres im nächsten großen Kriege erblickt aber Marselli nicht in unthä- tigem Liegenbleiben vor dem Alpcnmassiv, das als dann überhaupt nur von sekundärer Bedeutung sein werde, sondern in Entsendung von Hilfskorps in die Länder der Alliirlen, um dadurch die definitive Ent scheidung des Krieges herbeizusühren. So weit der italienische General, der offen und rückhaltSloS gesprochen und die Noihwendigkeit des Ausbarrens im Dreibund mit militärischen Motiven schärfer nachgewiesen hat, als dies vom rein politischen und internationalen Standpunkt aus parlamentarisch je geschehen ist. Daß sich unter solchen Umständen die namentlich in Rom und Mailand allmächtige radikale Presse mit MarselliS Studie gar nicht, oder nur wegwerfend beschäftigt, ist zwar bedauerlich, aber kein Wunder. Jedenfalls aber werden die Regieren den und »Diejenigen, die cS werden wollen," sich die Lehren des Generals all notam nehmen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Kaiser hat, wie mitgc- theilt wird, eingehenden Bericht darüber eingefordert, wie es mit den RettungS- und Schutzeinricht ungen in den möglicherweise durch Hochwasser gefährdeten Gegenden des Landes steht. Die Rettungs- geräthe sollen nicht sämmtlich an einer Stelle ausbe wahrt, sondern vertheilt werden. Gemeinde-Verwal tungen, beziehungsweise die Garnison-Verwaltungen sollen bei Zeiten den Rettungsdienst vorbereiten. Ersteren gegenüber soll besonders betont werden, daß sie sich um die Wasserstandsmelvungen kümmern und für schnellste Alarmirung der örtlichen oder benach barten Hilfskräfte sorgen, sobald die Gefahr nahe ist. Die Geistlichen- und Armen - Kommissare, sowie die freiwilligen Privat - Organisationen sollen bei Zeiten darauf bedacht sein, den durch etwaiges Hochwasser um H<ch und Gur gekommenen Personen Obdach und Verpflegung beschaffen zu können. Die Truppen sollen im Falle der Roth im Einvernehmen mit den königlichen Wasserbaubehörden kräftigst in das Ret tungswerk eingrcifen, und die Offiziere schon jetzt daran denken, welcher Art ihre Anordnungen gleich wie ihr Verhalten in der Stunde der Roth sein sollen. Der Kaiser hat sich geäußert, er erwarte, daß Jeder besonnen und thatkräftig, nöthigenfallS mit dem Leben zur Abwehr der elementaren Gefahr eintrete. — Mainz, 8. Januar. Die hiesigen Stadtver ordneten haben einstimmig beschlossen, den Reichs kanzler in einer Eingabe um Abänderung der In struktion über die Handhabung der Waffen für die in den Straßen aufgestellten Wachtposten zu er suchen, weil die bestehende Instruktion eine stete Ge fahr für ganz unbetheiligte Bürger der Garnison städte sei. — Oesterreich-Ungarn. Auch in Oesterreich macht die Einführung der Kriegshunde immer größere Fortschritte. Das Reichs-Kricgsministerium hat angeordnet, daß für jedes der in Bosnien befind lichen Infanterie- und Jäger-Bataillone zwei, dann für jede Gebirgsbatterie ein Hund angekauft und nach einer besonders zur Ausgabe gelangten Instruktion für Kriegszwecke abgerichtet werde. Die Hunde werden der in Bosnien vorhandenen Rasse entnommen. — Schweiz. Der Bundesrath hat eine Ver ordnung über die Bertheidigung und die Verwaltung der Gotthardtbefestigung erlassen. Danach soll an der Spitze ein Kommandant (Oberstdivisionär) stehen, die Sicherheitsbesatzung soll meist aus Truppen der Landwehr entnommen werden und Fort Airolo ein ständige Besatzung erhalten. — Egypten. Am 7. d. ist in Kairo, wie der Telegraph kurz gemeldet hat, an einer als Folge der Influenza auftretcnden Lungenentzündung Mehemed Thewfik, der Kheoive von Egypten, im Alter von noch nicht ganz 40 Jahren gestorben. Er war im Jahre 1852 geboren und war seinem Vater Ismael, welcher sich bekanntlich zur Berzichtleistung hatte be quemen müssen, am 8. August 1879 mit Zustimmung des türkischen Sultans, als Suzerän im Vizekönig- thum über das Pharaonenland gefolgt. Er hinter läßt 2 Söhne und 2 Töchter. Der am 14. Juli 1874 geborene Erbprinz AbbaS-Pascha, welcher in Wien erzogen worden ist, dürfte nach dem in Egypten herrschenden Rechte der Primogenitur vom Sultan als Nachfolger bestätigt werden. Zwölf Jahre hat die Regierung Thewfiks nur gedauert und in dieser verhällnißmäßig kurzen Periode Hal ihm das Glück nicht besonders gelächelt. Der von der Rational- Partci unter Fürhung Arabi Bey'S organisirte Auf stand bedrohte seinen Thron. Die Intervention Englands brachte Rettung, dann wurde bombardirt, der Aufstand besiegt und die britische Occupatio» Egyptens als Stempel auf das Friedensinstrument gesetzt. Frankreich in seinem Revanche - Paroxysmus hatte den Zeitpunkt versäumt, den britischen Rivalen zur rechten Zeit in den Arm zu fallen. So kam der Suez-Kanal, den französisches Genie und französisches Kapital geschaffen, in britische Hände. Auch sonst brachte Mehemed Thewfiks Regierung für Egypten schlechte Erfolge. Der Sudan fiel vollständig in die Hände der Mahdisten und die Engländer thaten nicht-, um die Südgrenze de» Lande» zu sichern. Locale und sächstsch« Rachrichte«. — Eibenstock, 11. Jan. Gestern Abend begeg neten wir im »Militär-Verein" einer Wiederholung de» Th. Körner'schen Dramas: »Hedwig die Bandi- tenbraut". ES wurde schon nach der ersten Aufführ ung der guten Darstellung de» Stücke« Erwähnung gethan, und wir können nach der gestrigen Wieder holung nur bestätigen, daß die Leistungen der Spieler geradezu vorzügliche waren. Wohl selten ist hierorts von Dilettanten ein Stück mit solcher Hingabe und Meisterschaft zur Darstellung gebracht worden, wie gerade da« oben erwähnte am gestrigen Abend. Die Anerkennung des Publikums ließ daher auch nicht auf sich warten und äußerte sich wiederholt in an haltenden Beifallsäußerungen. Aber nicht nur die Besucher der Vorstellung waren in jeder Hinsicht zu friedengestellt, auch die Leiter des Vereins werden von dem guten Kassenerfolg angenehm überrascht ge wesen sein, denn die Zahl der anwesenden Personen war eine so große, daß für den Zweck deS Unter nehmens jedenfalls ein recht erklecklicher Betrag er übrigt worden ist. — Eibenstock. Wie wir erfahren, werden seit dem 10. Januar er. auch auf der Station Wolfs grün directe Fahrkarten nach Dresden auSgegebcn. — Dresden. Der von Sr. Majestät dem Könige als Nachfolger deS verstorbenen Ministers v. Gerber, Exc., zum Minister des CultuS und öffent lichen Unterrichls ernannte Herr Kurt Damm Paul v. Seydewitz wurde am 3. Mai 1843 zu Lauter bach bei Lausigk al« Sohn des Rittergutsbesitzers v. Seydewitz auf Mittel-Sohland geboren. Nachdem derselbe die Fürstenschule zu Meißen von Michaelis 1856 bis dahin 1862 besucht und mit der 1. Censur verlassen hatte, widmete er sich juristischen Studien, zunächst als Referendar bei der Krcisdirektion zu Leipzig angestellt, wurde er 1872 zum Regierungs assessor und Hilfsarbeiter im Cultusministerium be fördert; 1874 erfolgte seine Ernennung zum Re- gierungSrath, 1877 zum Vortragenden Rath und 1879 zum Geh. RegierungSrath in genanntem Mini sterium. Im Jahre 1885 wurde er durch Verleihung des Ritterkreuzes der I. Klasse des Verdienstordens ausgezeichnet; auch besitzt Minister von Seydewitz den Preußischen Kronenorden 2.Klasse, den Preußischen Kronenorden 4. Klasse mit dem rothen Kreuz am Erinnerungsband, das Fürstlich-Reußische Civilehren- kreuz 1. Klasse, das Ehrenkreu; I. Klasse für Reuß j. L. und ist Ehrenritter des Johanniterordens. Von seinen Brüdern ist der nächstälteste Oberstlieutenant z. D. und Bezirkskommandeur in Zwickau, der zweite Pfarrer an der Martin-Luther-Kirche zu Leipzig, der dritte Finanzrath und Mitglied der Generaldirektion der StaatSbahncn zu Dresden, der vierte Hauptmann im 3. Jägerbataillon Nr. 15 und der fünfte Assessor. — Leipzig. Am Ende der Karl Tauchnitzstraße, unfern des Scheibenholzes soll ein mächtiger Aus- sicktsthurm errichtet werden, der eine Höhe von 120 Meter erhalten, also zwei Mal so hoch wie die ThomaSkirche werden wird. Man plant, den Thurm mit Plattformen auszustatten, sodaß der Aufenthalt von mehreren Hundert Personen dort ermöglicht ist. An der einen Seite soll eine Treppe nach der Zinne des Thurmes führen, nach der anderen ein Aufzug die Auffahrt ermöglichen. — Plauen. Der frühere Amtsrichter Conrad in Elsterberg wurde vom hiesigen Königl. Land gericht wegen Vergehens gegen 8 176 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs unter Ausschluß mildernder Umstände zu zwei Jahren Zuchthaus, wovon ein Monat durch die Untersuchungshaft verbüßt ist, sowie zu fünfjähr igem Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Als das Urtheil verkündet ward, brach der Angeklagte ohnmächtig zu sammen. — Zwickau. In einem hiesigen Gasthause wollte in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend gegen 12 Uhr ein Fremder schlafen gehen, als er aber sein Zimmer betrat, fand er bereits einen Menschen in seinem Bett liegen. Sofort rief er das HauSpersc- nal hinzu und der unbekannte Gast entpuppte sich als ein hier bei seinen Eltern wohnhafter junger Expedient, welcher vorgab nichts angcben zu können, wie er in jenes Haus und Zimmer gekommen sei. Der junge Mann ist aber zuvor in einer Restaura tion verkehrt und scheint dort viel getrunken zu haben, von schlechten Absichten geleitet, dürfte der Mensch nicht nach jenem Gasthause gekommen sein. Seit dem letzten Jahrmärkte kursirten in Crimmitschau massenhaft falsche Zehn- und Zwan zigpfennig- und Zweimarkstücke. Nachdem man lange vergeblich nach den Falschmünzern gefahndet, ist eS am Freitag endlich der Schutzmannschaft gelungen, dieselben in den Personen der Gebrüder Butze zu ermitteln und festzunehmen. — Zur Aufhebung der Falschmünzerfamilie Butze hier (eS sitzen Mutter und zwei erwachsene Söhne hinter Schloß und Riegel) ist weiter mitzutheilen, daß bei der Haussuchung eine Anzahl zum Theil fertiger und halbfertiger Zwei markstücke, Zehn- und Zwanzigpsenniger, wie auch die Stanzen und Pressen dazu vorgesunden wurden. Es steht nunmehr auch fest, daß die seit Anfang November v. I. vielfach kursirenden Zehn- und Zwanzigpfenniger von dieser Werkstättc herrühren. Als die Polizei gestern Nachmittag den 16 Jahre alten Butze auf der Straße arrctirte, als er eben falsche» Geld aus gegeben hatte, konnte man ihn nicht dazu bewegen, den Mund zu öffnen. Mit Hülfe eine« ZeitungS- halterS gelang eS endlich und ein falsche- Zweimark stück kam zum Vorschein. Er schlug und biß um sich, so daß er gefesselt tranSporlirt werven mußte. — Waldenburg. Während des am Hohen Neujahrstage stattgefunvenen Vormittagsgottesdienstes verübte die als exzentrisch bekannte Frau eines hiesigen Webers in hiesiger Kirche groben Unfug und ver suchte damit den Gottesdienst zu stören. Die Frau wurde durch die Polizei im hiesigen Krankenhause untergebracht. Wie es heißt, soll dieselbe unter ärzt licher Beobachtung gestellt und auf ihren Geisteszu stand hin geprüft werben. .— Brambach. Als am Neujahrsabend die Frau eines hiesigen Einwohners mit Lichi die Treppe hinab ging, um die HauSthüre zu schließe», bemerkte sie, daß ihre Milchtöpfe nicht mehr in Ordnung standen und glaubte an einen Schabernack, der ihr gespielt worden sei. Als sie mit Licht die Kellertreppe hinab leuchtete, sah sie im Keller einen ihrer Milchtöpfe stehen. Als sie sich nun bückte, um den Topf weg zunehmen, bemerkte sie einen Mann, der die Hände vor's Gesicht hielt. Ihr Schreck mag kein geringer gewesen sein, doch sie war schnell gefaßt, eilte hinauf, verschloß die Thüre und holte Hülfe herbei. Der Einschleicher entpuppte sich als ein erst vor Kurzem aus der Strafanstalt entlassener, wie es scheint, un verbesserlicher Dieb und Vagabund. — Das Königreich Sachsen plant bekanntlich die Errichtung eines eigenen Remontedepots. Die Errichtung eines Depots hat sich als eine Noth- wendigkeit ergeben, weil Sachsen bisher beim Ankauf volljähriger Pferde fast ausschließlich auf Ostpreußen angewiesen ist. Der erstere Punkt hat die jedem Fachmanns bekannten großen Nachtheile, worüber die sächsische Armee mit Recht seit vielen Jahren Klage führt. Seitdem aber an die Pferde erheblich höhere Anforderungen gestellt werden, muß auf eine gute Pflege der Thiere in den Jugendjahren besonderer Werth gelegt werden, wenn sie nicht vorzeitig ver braucht sein sollen. Dies ist jedoch bei volljährigem Ankauf nicht möglich. Andererseits werden die Be stände in Ostpreußen zu stark in Anspruch genommen und weiter ist die bisherige vollständige Abhängigkeit Sachsen« von Preußen, besonder« im Kriegsfälle, im höchsten Grate störend und nachtheilig. Man will daher die Landespfervezucht anregen und unterstützen, so daß Sachsen nach und nach die Remontirung im eigenen Lande bewirken kann. Die hierbei interessirten Pferdezüchter stehen der Frage freundlich gegenüber, jedoch müssen sie wenigstens bis zu einem gewissen Grade eine Gewähr haben, daß die von ihnen gezüchteten Armeepferde auch von der Armee abge nommen werden, wenn sie den Bedingnngcn ent sprechen. Da derselbe Gesichtspunkt und das in Preußen bestehende Remontedepotwescn dort sehr ani- mirenv auf die Armeepferdezucht gewirkt Hal, so ist ein Gleiches wohl auch bei ähnlichen Maßregeln in Sachsen zu erwarten. Im Frühjahre 1893 soll das neue Depot mit Rcmonten besetzt werben. Mitte 1894 würden die Truppen die ersten Rcmonten aus dem eigenen Depot erhalten können. Der Gesammt- bedars stellt sich auf 663 pro Jahr, da das neue Depot jedoch nur 450 Thiere aufnehmen kann, so bleiben immer noch 213 auf anderem Wege zu be schaffen. — Sämmtliche Mannschaften der Ersatzre serve, die nicht geübt haben und deren Dienstpflicht in der Ersatzreservc vom 1. Oktober 1886 ab zählt, d. h. also solche, die im Jahre 1886 der Ersatzreservc 1. Klasse überwiesen worden sind, haben, wie der „Reichs-Anzeiger" schreibt, die in ihrem Besitz be findlichen Ersatzreservepässe sofort behufs Ueberführung zum Landsturm ersten Aufgebots dem zuständigen Bezirksfeldwebel einzurcichen. Es wird hierbei be sonders darauf aufmerksam gemacht, daß, so lange der UeberführungSvermerk in dem Ersatzreservepaß fehlt, der Inhaber desselben noch der Ersatzreserve angehört. Amtliche Mitthcilungen aus -er ilathslitzung vom 28. Dezember 1891. Vorsitzender: Herr Bürgermeister I>r. Körner. Anwesend: 3 Rathsmitglieder. 1) Man nimmt Kenntniß ». von der Flurvcränderung anläßlich des Baues der fis kalischen Brücke über die Mulde; b. von der Verordnung der Kgl. Kreishauptmannschast, Vertretung bei der Tiesbauberufsgenossenschast betr.; o. von der Bestätigung des Rathsregistrators Hans als Stellvertreter des Aichamlsvorstandes; <1. von der erfolgten Verpflichtung desselben als Raths- registratar, l. stellvertretenden Standesbeamten und Stell vertreter des Aichamlsvorstandes; e. von den Beschlüssen des Haushaltplanausschusses und erklärt sich mit der Schlußberathung des Haushaltplane» in gemeinschaftlicher Sitzung der städtischen Kollegien einverstanden. 2) Die Einweisung der neugewählten Rathsmitglieder wird auf den 2. Januar, Vormittag« '/,Il Uhr, festgesetzt. 3) Das Gesuch einer Anzahl hiesiger Gastwirthe um Ab standnahme von der Einführung einer Biersteuer wird vor getragen. Man kann sich indessen durch die Neues nicht enthaltenden und zum Theil aus irrigen Voraussetzungen beruhen den Ausführungen der Geluchsteller nicht davon überzeugen, daß di« Biersteuer für das Allgemeinwohl nachtheilig sei, hält