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Senken kann Die Aufgaben, Sie Sie neue Zeit stellt, haben den Kreuz chor zu einem Wahrer künstlerischer Traditionen und zugleich zu einem energischen und erfolgreichen Vorkämpfer für eine neue kirchenmusikalische Kunst werden lassen. Don den alten Niederländern und Denetianern führen die Programme zu den Meistern der Reformationszeit. Namentlich Heinrich Schütz, der ehemalige Dresdner Dberhofkapellmeister und bedeutende Vorläufer Johann Sebastian Bachs auf kirchenmusikalischem Gebiet, wird in vielen Vespern und Gottesdiensten beachtet. Nicht minder stehen die a-cappella-Motetten und zahlreiche Kantaten des großen Thomaskantors im Mittelpunkt vieler Aufführungen. Seit fast 60 Jahren wird Bachs Matthäuspassion regel mäßig am Karfreitag zu Gehör gebracht Die Aufführungen dieses Werkes durch die Kruzianer haben in den letzten Jahren dadurch besondere Be achtung und Anerkennung gefunden, daß die Lhöre — unter Verzicht auf die Mitwirkung von Frauenstimmen — nur von den Knaben- und Iüng- lingsstimmen des Kreuzchores übernommen wurden und die Passion in der von Bach einst beabsichtigten Form wieder aufgeführt werden konnte. Daß die späteren Meister, namentlich auch Brahms und Reger, häufig im den Vespern zu hören sind, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnH Eine besondere Stellung im Dresdner, ja im deutschen Musikleben, haben sich die Kruzianer dadurch erobert, daß sie sich seit dem Amts antritt von Kreuzkantor Rudolf Mauersberger mit besonderer Liebe ziel bewußt der zeitgenössischen Kirchenmusik annehmen und bereits viele junge Talente gefördert haben. Da es noch keine „bestimmte" neue Kirchenmusik gibt und vieles erst im Entstehen ist, müssen die Vespern natürlich auch einen Einblick in die Vielgestaltigkeit des Schaffens der jungen Generation vermitteln. Man braucht nur an Namen wie Johann Nepomuk David, Hugo Distler, Joseph Haas, Karl Hasse, Heinrich Kaminskp, Günter Raphael, Vtto Reinhold, Hermann Simon, Kurt Thomas, Eberhard Wenzel und Kurt von Wolfurt zu erinnern, um die verschiedensten Richtungen moder nen Schaffens zu kennzeichnen. Dresden kann sich rühmen, durch diese Tätig keit seines Chores die Stadt zu sein, die wohl meist als erste in den Kreuz chorvespern ein getreues Abbild vom Suchen und Ringen der zeitgenössi schen Komponisten erhält. Gerade deshalb aber möchte man an die Hörer die Bitte aus sprechen, daß sie sich willig und gern den musikalischen Führern an vertrauen und sich mit offenem Sinn in die Welt neuen religiös-musikalischen Erlebens einführen lassen. ^ Möge die ehrenvolle Aufforderung des Kreuzchors, durch die heutiM Vesper im Rahmen der ersten Deutschen Reichstheaterfestspielwoche mit zuwirken, mit dazu beitragen, daß die Kulturarbeit des Kreuzchors und seines Kreuzkantors immer mehr von den zuständigen Stellen, den Musik freunden und Gemeindemitgliedern beachtet und gewürdigt wird. Vielleicht kann sie auch ein Anlaß sein, daß der Kreuzchor nicht weiter von Schallplattenaufnahmen ausgeschlossen bleibt und daß der deutsche Rundfunk endlich einmal die Kruzianer zur Mitarbeit heranzieht; denn bis jetzt ist dem Kreuzchor beides leider fast völlig versagt gewesenl 2oh. Böhm