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Johannes Brahms (1833-1897) Fest- und Gedenksprüche für zwei Chöre (achtstimmig) Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahret, so bleibet das Seine mit Frieden. Aber: ein jeglich Reich, so es mit ihm selbst uneins wird, das wird wüste, und ein Haus fället über das andere. Wo ist ein so herrlich Volk, zu dem Götter also nahe sich tun als der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen. Hüte dich nur und bewahre deine Seele wohl, daß du nicht vergessest der Geschichte, die deine Augen gesehen haben, und daß sie nicht aus deinem Herzen komme alle dein Lebelang. Und sollt deinen Kindern und Kiades- kindern kundtun. Amen. Frühlingsgruß an das Vaterland Melodie von Beruh. Klein, 1817 Satz von Otto Taubmann Wie mir deine Freuden winken nach der Knechtschaft, nach dem Streit! Vaterland, ich muß versinken hier in deiner Herrlichkeit. Wo die hohen Eichen sausen, himmelan das Haupt gewandt, wo die starken Ströme brausen, alles das ist deutsches Land. Alles ist in Grün gekleidet, alles strahlt im jungen Licht, Anger, wo die Herde weidet, Hügel, wo man Trauben bricht, Vaterland, in tausend Jahren kam mir solch ein Frühling kaum. Was die hohen Väter waren, heißet nimmermehr ein Traum. Aber einmal müßt ihr ringen noch in ernster Geisterschlacht und den letzten Feind bezwingen, der im Innern drohend wacht. Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen, Geiz und Neid und böse Lust. Dann nach schweren, langen Kämpfen kannst du ruhen, deutsche Brust. (Max von Schenkendorf i8iH) Buchdruckern der Dr. Büatzschen Stiftung, Dresden