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Der Geiger strich einen fröhlichen Tanz, die Frauen tanzten den Rosenkranz. Und die erste sprach: „Mein lieber Sohn, du geigtest so frisch, Hab nun deinen Lohn!" Sie griff ihm behend unters Wams sofort, und nahm ihm den Höcker vom Rücken fort: „So gehe nun hin, mein schlanker Gesell, dich nimmt nun jedwede Jungfrau zur Stell'!" (Rheinisches Volkslied» c) Von alten Liebesliedern (für vier- und achtstimmigen Chor, Op. <52 Nr. 2) Spazieren wollt ich reiten der Liebsten vor die Tür; sic blickt nach mir von weitem und sprach mit großer Freud: „Seht dort mein's Herzens Zier, wie trabt er her zu mir!" Trab, Rößlein, trab, trab für und für! Den Zaum, den ließ ich schießen und sprengte hin zu ihr, ich tat sie freundlich grüßen und sprach mit Worten süß: „Mein Schatz, mein' höchste Zier, was macht ihr vor der Tür?" Trab, Rößlein, trab, trab für und für! vom Rößlein mein ich spränge und band es an die Tür, tat freundlich sic umfangen, die Zeit ward uns nicht lang. Im Garten gingen wir mit liebender Legier. Trab, Rößlein, trab, trab für und für! wir setzten uns da nieder wohl in das grüne Gras und sangen her und wieder die alten Liebeslieder, bis uns die Äuglein naß von wegen der Kläffer Haß. Trab, Rößlein, trab, trab für und für. (Aus: .Des Knaben wundcrhorn'» z. Paul Gräner (gcb. 1872): Wanderlied Schön ist die Welt. Drum, Brüder, laßt uns reisen wohl in die weite Welt, wohin es uns gefällt. wir brauchen keine Pferde. wir steigen auf die Berge und auf die Hügel, wo uns die Sonne sticht. wir trocknen uns wohl unter grünen Bäumen den Schweiß vom Angesicht, wir laben uns an jeder Duelle, wo frisches Wasser fließt. wir reisen fort von einer Stadt zur andern, wo uns die Luft gefällt. Schön ist die Welt. <!'. Jahrhundert» V. XI^6LNe»0irL Robert Schumann (1810-18ZL): a) „Tamburinschlägerin" Schwirrend Tamburin, dich schwing ich, doch mein Herz ist weit von hier. Tamburin, ach könnt'st du's wissen, wie mein Herz von Schmer; zerrissen, deine Klänge würden müssen weinen um mein Leid mit inir. — Pause — IV. Paul pfitzncr (gcb. 1858): „winterleid" Seit die Sonne ihren lichten Schein vor der Kälte hat gcneigct, und der kleinen vögelein sommerliches Singen schweiget, traurig ist das Herze mein; denn cs will nun Winter sein, der uns seine Kraft erzeiget, seine Kraft an den Blumen, da man sieht lichte Gluten blaß verbluten, da von mir Leid geschieht und Liebes flicht. (Heinrich v. Vcldeggc, um 1222» Franc-scus Nagler (gcb. i8?z): a) „Gleichnis" O Mensch, du gleichst dem Laubfrosch sehr, bei gutein Wetter hüpfest du umher. Bei schlechtem aber, da hockst du im Gras und fängst du Mücken, so gilt's schon was. O Mensch, du gleichst dem Laubfrosch sehr, o Mensch, du gleichst ihm sehr! (Ferdinand Avenariue» b) „Guten Morgen" Guten Morgen! ruft der Fmk, trägts von Baum zu Baum, schmettert cs in alle Herzen, und des Frühlings Blütenkerzen flammen auf in frohem Schein, leuchten in den Tag hinein. Eia! Guten Morgen! Guten Morgen singt der wind, inacht uns wie ein Kind. Sonncnsegen sollst du bringen, neue» Taten gut Gelinge», wärs zum letzten Stundcnschlag: Sei gegrüßt, du junger Tag. Lia! Guten Morgen! <«rich Langer» Schwirrend Tamburin, dich schwing ich, doch mein Herz ist weit von hier, weil das Herz mir will zerspringen, laß ich hell die Schellen klingen, die Gedanken zu verfingen aus des Herzens Grunde mir. Schwirrend Tamburin, dich schwing ich, doch mein Herz ist weit von hier. Schöne Herren, tief im Herzen fühl ich immer neu die Schmerzen, wie ein Angstruf ist mein Scherzen, denn mein Herz ist weit von hier. (Aus dem Spanischen von I. v. Lichendorff» b) „Waldmädchen" Bin ein Feuer hell, das lodert von dem grünen Fclscnkranz; Seewind ist mein Buhl' und fodcrt mich zuin lust'gcn wirbcltanz, kommt und wechselt unbeständig, steigend wild, neigend mild; meine schlanken Lohen wcnd' ich: komm' nicht nach mir, ich verbrenn dich! wo die wilden Bäche rauschen und die hohen Palmen stehn, wenn die Jäger heimlich lauschen, viele Rehe einsam gehn, bin ein Reh, flieg durch die Trümmer über die Höh', wo im Schnee still die letzten Gipfel schimmern: Folg' mir nicht, erjagst mich nimmer! Bin ein vöglcin in den Lüsten, schwing' mich übers blaue Meer, durch die Wolken von den Klüften fliegt kein Pfeil mehr bis hierher, und die Au'n und Fclscnbogen, Waldeinsamkeit wie weit, sind versunken in die wogen; ach, ich habe mich verflogen! (I. v. Lichendorff» 2. Arnold Mendelssohn (I8zz-i-zz): 3) „Der kurze Frühling" Tanzlied (spanisch) La la la la, Frühling währt nicht immer, Mädchen! Laßt euch nicht die Zeit betrügen, laßt euch nicht die Jugend täuschen! Zeit und Jugend flechten Kränze aus gar zarten Blumen.