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Schaut! Da springt er wütend schier durch das Tor, der Feuerreiter, auf dem rippendürren Tier als auf einer Feuerleiter! Querfeldein durch Qualm und Schwüle rennt er schon und ist am Ort! Drüben schallt es fort und fort: Hin term Berg brennt es in der Mühle! Der so oft den roten Hahn meilenweit von fern gerochen, mit des Heilgen Kreuzes Span freventlich die Glut besprochen: Weh! Dir grinst vom Dach- gestühle dort der Feind im Höllenschein, Gnade Gott der Seele dein! Hinterm Berg brennt es in der Mühle! Keine Stunde hielt es an, bis die Mühle borst in Trümmer,' doch den kecken Reiterömann sah man von der Stunde nimmer. Volk und Wagen im Gewühle kehren heim von all dem Graus,- auch das Glöcklein klinget aus: Hinterm Berg brennts. Nach der Zeit ein Müller fand ein Gerippe samt der Mützen aufrecht an der Kellerwand auf der beinern Mähre sitzen: Feuerreiter, wie so kühle reitest du in deinem Grab! Husch! da fälltö wie Asche ab. Ruhe wohl drunten in der Mühle! Eduard Mörttc^ Otto Iieinhold (geb. 1899): „Die stillen Mütter", für dreistimm. Knabcnchor. Die stillen Mütter, die um Helden weinen und fern, wo aller Werkeltag ver rinnt und Freuden wie verloschen sind, sich einsam mit dem harten Schicksal einen,- die im Sturm der Zeiten der Eisenwille unseres Volks gebar, die selbst den eignen Sohn als Opfer weihten,- die aufrecht noch in schwerster Stunde standen, als man das wehe Wort „gefallen" sprach und alles niederbrach, die Pflichten, die sie noch ans Leben banden, die still, ganz stille sich im Leid ver senkten, um nicht mit ungebetnem Trauerblick zu trüben Deutschlands junges Siegerglück: Das sind die Mütter, die uns Helden schenkten. K.v. Oerthel. Franz Herzog (geb. 1917, z. Z. im Felde): „Drei Lieber der Stille", für ge mischten Chor. Uraufführung, a) „Run steht der Tag im Solde." Nun steht Ser Tag im Solde, die Stunde schmeckt nach Brot,- die Sense rauscht im Golde wie Wind im Morgenrot. Ein Bauer sinnt und sagt ein Wort ins Lied der Stunde, und einer kommt und fragt nach Gott mit jungem Munde. Da nickt der Alte weise und nimmt des Jungen Hand. Sag's leise, Kind, denn Gott geht über Land. Hermann Hesse. b) „Lau-feuchte Winde schweifen." Lau-feuchte Winde schweifen, Nachtvögel hört man überm Ried mit Flügeln schweifen und fern im Dorf ein Feierlied. schweres Aus nie gewesnen Zeiten sind trübe Sagen angestimmt und klagen nun ewige Leiden,- Weh dem, der sie vernimmt. Laß Nagen, Kind, laß rauschen, rings ist die Welt vom Leide schwer! Wir woll'n den Vögeln lauschen und auch dem Lied vom Dorfe her. c) „Zur Rüste ging der laute Tag." Zur Rüste ging der laute Tag. Ganz fern im Dorf, man hört es kaum, ein leiser, müder Glockenschlag, die Sonne sinkt am Waldessaum. 2m Wind ver klungen Lust und Schmerz. Wach auf, mein Herz, wach auf! Die Feierstunö naht nun für dich, es schweigt der Mund. Nun träume deinen schönsten Traum. Heinrich Gutberiet.