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Neuere weltliche Lieder Johannes Brahms (1833 — 1897): „Fahr wohl, o Voglein“ für vierstimmigen Chor Fahr wohl, o Vöglein, das nun wandern soll; Der Sommer fahrt von hinnen, Du willst mit mir entrinnen: Fahr wohll Fahr wohl, o Blättlein, das nun fallen soll Dich hat rot angestrahlet, Der Herbst im Tod gemalet: Fahr wohll Fahr wohl, all Liebes, das nun scheiden soll 1 Und ob es so geschehe, Daß ich nicht mehr dich sehe: Fahr wohll Hermann Grabner (geb. 1886): „Die Straßburger Münsterengelchen“ Gib dir weiter keine Mühe, mein Sohn, ohe! die kleinen törichten Engelchen sind viel gescheiter als du. Sie rennen nicht und reden nicht und sitzen auf Stühlchen nicht und schreiben nicht und dichten nicht und wissen von Haß und Liebe nicht: Stehn bloß so da, aus Stein gehau’n und tun den seligen Himmel anschau’n und loben Gott in guter Ruh’ und machen ein lieb dumm Gesicht dazu mit ihren süßen Schnäbeln; o, was sind die törichten Engelchen froh, aus Steine, so kleine. Gib dir weiter keine Mühe, mein Sohn, ohe! die kleinen törichten Engelchen sind viel gescheiter als du. 0. J. Bierbaum. Kurt Striegler (geb. 1886): •„Vermächtnis“ Es rufen die Stimmen aus dämmernden Zeiten Nach Männern, Bekennern und kühnem Entschluß. Der Sehnsucht des Volkes den Weg zu bereiten, Den Weg zur Entscheidung, das heilige Muß. Das Korn ist geerntet, am Berge wächst Wein, Wir bauen Maschinen, wir brechen den Stein. Beginnen, gewinnen: der Schrei von Millionen, Die schaffend das Herzland Europas bewohnen 1 Von ewigen Bergen stürzt donnernd und brausend Ein Sturm in die Lande und gräbt seine Spur. Die Zeiten vergehen, und so ein Jahrtausend, Es ist wie ein Atem, ein Hauch der Natur. Die Wolken, sie wandern, die Welle, sie schäumt, Ein Volk hebt die Augen, das nimmermehr träumt. Die vor uns je lebten sind erzene Stufen, Den Weg zu vollenden sind wir nun gerufen. Es schweigen im Steigen zum Licht neuer Tage Die Männer, Bekenner, es glänzt ihre Stirn. Die Lippen geschlossen, das Herz ohne Frage. Mit stählernen Fäusten, erleuchtet das Hirn. Sie hören den Mahnruf im Kampf und im Spiel: Ein Volk und ein Wille, ein Reich und ein Ziel. Wir kommen, ihr Schläfer in heiliger Erde, Daß euer Vermächtnis Erfüllung nun werde. Max Barthel. Paul Gerhardt (geb. 1867): „Lob Gottes“ (Bald, bald Frühlings Anfang) Vöglein im kalten Winter, wo ist dein Nest? Unter dem Himmell Es gibt noch manch’ Ecklein, Manch warmes Verstecklein; Da in Falten und Spalten, Da findst du dein Nest Unter dem Himmel. , Vöglein im kahlen Felde, wo ist dein Speis’? In Gottes Händen. Da liegt manch Körnlein, Manch nießbares Beerlein An Wegen und Stegen, Da findst du dein Speis’ In Gottes Händen. Vöglein auf dürrem Zweige, wo ist dein Sang? Still in dem Herzen: Da liegt noch manch Liedlein, Manch singsames Blütiein Tief innen im Sinnen. Bald, Vöglein, bald Frühlings Anfang: Wacht auf dein Sang, Lobt Gott von Herzen, Bald, ja bald! Sopransolo: Helmut Müller Volkslieder „Am Brunnen von dem Tore“ (Franz Schubert) Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum; Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort. Ich mußt auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, Da hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht, Und seine Zweige rauschten als riefen sie mir zu: „Komm her zu mir, Geselle, hier findst du deine Ruh“. Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort, Und immer hör ich’s rauschen. Du findest Ruhe dort. „Was blasen die Trompeten?“ Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus. Er reitet so freudig sein mutiges Pferd, Er schwingt so schneidig sein blitzendes Schwert. Juchheirassasa I Und die Deutschen sind da! Die Deutschen sind lustig und rufen Hurra! O schaut, wie ihm leuchten die Augen so klar;! O schauet, wie ihm wallet sein schneeweises Haar! So frisch blüht sein Alter, wie greisender Wein, Drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein. Juchheirassasa! Und die Deutschen sind da! Die Deutschen sind lustig und rufen Hurra! Der Mann ist er gewesen, als alles versank, Der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang. Da schwur er beim Eisen, gar zornig und hart, Den Welfen zu weisen die deutsche Art. Juchheirassasa! Und die Deutschen sind da! Die Deutschen sind lustig und rufen Hurra! Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen Strauß, Daß vielen tausend Welfen der Atem ging aus. Viel Tausende liefen dort hastigen Lauf, Zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Juchheirassasa! Und die Deutschen sind da! Die Deutschen sind lustig und rufen Hurra! Drum blaset die Trompeten — Husaren heraus! Du reite, Herr Feldmarschali, wie Winde im Saus Dem Siege entgegen, zum Rhein, übern Rhein, Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! Juchheirassasa! Und die Deutschen sind da! Die Deutschen sind lustig und rufen Hurra! „Wenn die Soldaten“ Volksweise, bearbeitet von Phillip Wolfrum „Abmarsch“ Tonsatz von Hans Heinrichs Steh auf hohem Berge, schau ins Tal hinunter, Seh Soldaten dort marschieren keck und munter. Rumderidum, so geht die Trommel, ridarala eins und zwei! Wie die Offiziere schmuck zu Pferde sitzen, Hell im Sonnenscheine ihre Säbel blitzen, Kehrreim. Unter grünen Bäumen dort am Bergeshange, Geht mein holdes Liebchen, geht mit blasser Wange. Kehrreim. Sieh die bunten Reiter reiten in die Ferne; Heiße Tränen trüben ihrer Augen Sterne. Kehrreim.