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„ERQUICKE MICH MIT DEINEM LICHT". A. Becker (1834—1899) Erquicke mich mit deinem Licht, mit Freud vor deinem Angesicht, und bleibe immer, Herr, bei mir, und lass mich stille sein in dir. Ach wie so gern hätt' ich dich lieb! Herr, deinen Geist mir dazu gib, und nimm dich deines Kindes an, dass fromm es dir nur leben kann! So lass mich gehn an deiner Hand, und führe mich ins Vaterland, und winkt die: stille Abendruh, dann drück mir selbst die Augen zu. # „DIE BESTE ZEIT IM JAHR IST MEIN”. Walter Unger (geb. 1910) Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein, Himmel und Erde ist der voll, viel guten G’sang da lautet wohl! Voran die liebe Nachtigall macht alles fröhlich überall mit ihrem lieblichen Gesang, des muss sie haben immer Dank. Viel mehr der liebe Herre Gott, der sie also erschaffen hat, zu sein die rechte Sängerin, der Musika ein Meisterin. Dem singt und springt sie Tag und Nacht, seins Lobes sie nichts müde macht, a<.u ehrt und lobt auch mein Gesang und sagt ihm einen ew'gen Dank. Marlin Luther, 1483—1546. „GEH AUS, MEIN HERZ, UND SUCHE FREUD”. Rudolf Mauersberger (geb. 1889) Geh aus, mein Herz, und suche Freud’ in dieser schönen Sommerzeit an deines Gottes Gaben, schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich aus- geschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide. Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fleugt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder, die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des grossen Gottes! grosses Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. „UNRUH DER ZEIT”. Das kleine Rad läuft ohne Ruh und mit ihm wider Willen du und ich und jedes Menschenkind, Die Unruh im Gehäuse klagt, das Herz in 'armer Brust verzagt: Wohin, wozu denn so geschwind? Und mancher fragt und klagt sich taub: Mein Leben fährt dahin wie Staub in einem starken Wind. Doch singt die Drossel immerzu. Die Rose blüht in Himmelsruh. Die Mutter wiegt ihr Kind. Da schweigt der Wind, steht still die Zeit. Es glänzt herauf die Ewigkeit, wo wir zu Hause sind. Will Vesper.