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Sächsischer Heimatschutz Advents - und Weihnachtslieder Dresdner Kreuzchor Leitung: Professor Rudolf Mauersberger Sonntag, den 9. Dezember 1945, vormittags ill Ohr im Faunpalast, Dresden N, Leipziger Straße 76 — o 0 o — Adventswai8en aus alter Zeit: "Nun sei willkommen, Herre,Christ" (aus dem 11. Jahrhundert) * "Es flog ein Täublein weiße" (aus dem 15. Jahrhundert) Weihnachtschöre aus alter Zeit: "Von der Geburt Jesu Christi" Adam Gumpelzhaimer (um 1611) Nun freuet euch, ihr Arm und Reich, zu dieser Gnadenzeit, mit heller Stimm mich recht vernimm, üns ist geboren heut der Heiland Jesu Christ, der unser Mittler ist. Zart schönes Wunderkind, nimm auf dich unser Sönd. "Angelus ad pastores ait" Hans Leo Hassler (1564-1612) "Psallite unigenito" Thomas Popsl "Wie schön singt uns der Engel Schar" Cornelius Freundt Aua dem "Dresdner Woihnachtszyklu3 der Kruzianer" von Rudolf Mauersberger (Texte von Kurt Arnold Findeisen): "Die alte Klöpplerin" Sie sitzt im Zwielicht, spät am Tag, wie eine Reisigsammlerin am Kreuzweg sitzt vermüht. Sie pröpolt vor sich hin und sinnt und mißt ihr Gestern mit dem Stun denschlag. Noch einmal wandelt sie auf nackten Kinderfüßen ins Holz, das Beeren- krüglein an der Seite. Noch einmal hört sie von der braunen Leite den Kuckuck ihres Frühlings grüßen. Noch einmal steht sie, eine Braut, im Hag. Dann klirrt der Klöppelsack in ihr Gedankenspinnen, um Geld zum lieben Brot. In ihren Hän den verknäulen sich zu Posamenten zehntausend Perlen, Schlingen, Fadenendon. Dazwischen schrillt das Wimmern eines dünnen, verstörten Stimmleins, kräftigt sich, wird still, bis wieder eins sich nicht bescheiden will und auch ein drit tes noch. Dazwischen geschieht das Wandeln heiliger Gestalten am Weihnachts- lsuchtor. Und die ahnenalten Gesänge des Gebirges ziehn, die schwärmerischen, und horch, — die Msttenglocken jauchzen von den Halden. — Die Greisin nickt verklärt, ins Gestern tief verstrickt. Reich war ihr Gestern, milde ists ver blichen. Mag alles nun wie Abendwind verwehn. Die letzten kargen Wünsche aus gestrichen! Nur in die Metten möchte sie noch einmal gehen. "Bornkindel" Bornkindel in der Kirche steht, wenn alles Volk zur Mette geht und wenn mit Engelsflügelschwung vom Chor sich schwingt die Weissagung. Es kennt die Kirche seit altem Jahr, das Schiff, die Orgel, den Altar, es kennt die süßen Melodien, die mit dem Schwall der Kerzen ziehn. Jedoch die Gemeinde auf ihrem Platze, der Herr Kontor mit der Apostelglatze, sogar der tierr Pfarrer im schwarzen Hemd, die sind ihm fremd. Das macht: die wechseln die Gesichter und schwinden hin wie Christbaumlichter, das macht, die tauschen die Gestalt und altern ohne Aufenthalt von Weissagung zu Weissagung. Bornkindal bleibt jung!