12 10. Theorie des Lichtes. Hr. Voigt fällt über die Theorie des Hrn. Kettelek das Urtheil, dass ihre Grundgleichuugen den Principien der Elastici- tätstheorie (d. h. den Principien der allgemeinen Dynamik und der gebräuchlichen Anschauungen über die Constitution der Materie) widersprechen. Zur Begründung dieses Urtbeils geht er von den vollständigen Grundgleichungen für ein aus Molecülen zweier verschiedenen Arten zusammengesetztes Medium aus [s. das Referat S. 5] und vergleicht damit die KETTELER’schen Glei chungen. Dabei findet sich, 1) dass in letzteren keine Kräfte Vor kommen, welche zwischen Aether und Materie wirken, 2) dass bei Hrn. Ketteler die Beschleunigungen der Aethertheilchen auch von den Kräften abhängen, die lediglich zwischen den pondera- blen Molecülen wirken, und eben so die Beschleunigungen der ponderablen Theile von den Kräften, die lediglich zwischen den Aethertheilchen wirken. Mithin ist kein Glied der KETTELER’schen Gleichungen mit den Elasticitätsgleichungen verträglich. Nach dem noch erörtert ist, welche unstatthaften Vernachlässigungen, resp. welche Scheinschlüsse Hrn. Ketteler zu den unhaltbaren Gleichungen geführt haben, wird auch der zweite Grundpfeiler der KETTELER’schen Lichttheorie, die Grenzbedingungen für den Uebergang des Lichtes von einem Medium zu einem andren, einer Prüfung unterzogen. Hier steht zunächst die KETTELER’sche Anschauung, wonach die zur Grenzfläche senkrechte Schwingungs- componente sich an jener Fläche discontinuirlich ändert, dabei aber in beiden Medien der Aether von gleicher Dichte und in- compressibel ist, wieder in offenbarem Widerspruch zur Elasti- citätstheorie. Ferner ist die Anwendung des KmciiHOFF’schen Princips (s. diese Berichte 1876, XXXII, 515) nicht gerecht fertigt, da Hr. Kirchhoff die ponderablen Massen als ruhend, Hr. Ketteler aber als bewegt einführt. Dies Princip tritt bei Hrn. Ketteler überhaupt nicht als eine Folge der Elasticitäts- theorie, sondern als eine willkürliche Annahme auf. Endlich ist noch eine weitere Willkür Hrn. Ketteler’s zu verzeichnen bei Anwendung des letztgenannten Princips auf die Grenzbedingun- gen bei krystallinischen Medien. Wn.