Meyer. 337 eine andere sind. Sodann geht man bei vielen thermochemischen Lehren von der Annahme aus, dass die Atome ruhende Masseu- theilehen sind, während sie sich doch sowohl mit den Molekülen, als innerhalb derselben bewegen. Ueber die Form der Atom bewegung wissen wir nichts; es ist indes wahrscheinlich, dass dieselbe derart ist, dass ihre lebendige Kraft auf Kosten soge nannter potentieller Energie beständig zu- oder abnimmt, welche Forderung durch eine geradlinig hin- und hergehende oder eine elliptische Schwingung erfüllt wäre. Dann muss aber auch die Zersetzbarkeit des Molecüls unter sonst gleichen Umständen zu verschiedenen Zeiten verschiedene Werthe besitzen. Zur Zerlegung einer Verbindung AB durch ein Atom C braucht nicht die Anzie hung zwischen A uud B kleiner zu sein, als zwischen A und C. C kann vielmehr an lebendiger Kraft zusetzen, was ihm an Affinität fehlt. Natürlich ist auch die Rückbildung von AB aus AC und B möglich. Die Möglichkeit und die Leichtigkeit der Entstehung einer chemischen Verbindung hängt noch von andern Eigenschaften der Atome uud Verbindungen sowie von äusseren Umständen ab, zu denen unter anderen die Art des Zusammen- stosses gehört. Sehr viele chemische Umsetzungen sind denn auch von ihrem geraden Gegentheiie begleitet, unter gleichen Umständen laufen ein Wärme erzeugender und ein Wärme bin dender Vorgang neben einander her. Der Unterschied zwischen beiden ist kein grundsätzlicher, weder hinsichtlich theoretischer Ueberlegungen noch praktischer Beobachtungen. Die neueren Untersuchungen Uber Massenwirkung haben dargethan, dass bei chemischen Umsetzungen niemals ein Zustand der Ruhe, sondern immer nur ein Gleichgewichtszustand eintritt, in welchem die Umsetzung in der einen Richtung ebensoviel schafft, wie sie in der anderen zerstört. Die Umsetzung geschieht hier also nicht nur im Sinne der Wärme erzeugenden Affinitäten; vielfach über wiegt sogar der Wärmeverbrauch. Ferner hängen viele mit chemischen Umsetzungen verbundene physikalische Vorgänge, wie Aenderung der Dichte, der Lichtbrechung etc nicht von der Wechselbeziehung der sich verbindenden Stoffe, also nicht von der Affinität derselben zu einander ab, sondern nur von der Fortschr. d. Phys. XXXIX. 2. Abth. 22