18 Tage vor dem Tode eines im sechsten Lebensjahre blind und taub gewordenen Mannes fand Hr. Lucae, dass die unter C, gelegenen Töne der Physharmonica besser vernommen wurden, als höhere. Aus den Sectionsergebnissen schien wichtig Reichthum von Otolithen an den CoRTi’schen Fasern, Geringfügigkeit der Labyrintflüssigkeit, Kalkconcremente im Vorhofe, Unversehrtheit der Schnecke; deshalb blieb die musikalische Empfänglichkeit erhalten und erlosch die Wahrnehmung schwacher Geräusche. — Von 117 Harthörigen vernahmen 49 tiefe Töne auffallend gut, 19 fast normal. Der hohe Werth musikalischer Grenztöne ist für die Diagnose durch die Sprache nicht ersetzbar. Hh. J. Kessel. Ueber die Verschiedenheit der Intensität eines linear erregten Schalles in verschiedenen Rich tungen. CB1. f. d. med. Wiss. XX, 326. Hr. Lucae beobachtete zuerst, dass bei Verstopfung der Gehörgänge der Ton einer seitlich ans Scheitelbein gesetzten Stimmgabel auf dem anderseitigen Ohre gehört werde. Ueberall wird in gasförmigen Medien der Ton einer Stimmgabel nach der Längsrichtung des Stiles besser geleitet, als senkrecht dazu. Dies stimmt allerdings nicht überein mit der theoretisch ange nommenen centrischen Verbreitung des Schalles. Wahrschein lich werden eben die Molecüle in der linearen Stossrichtung leichter und stärker bewegt. — Derselbe Forscher*) giebt an, dass bei gleich starker Erregung beider Ohren eine Wahrneh mung gemacht und in die Mittelebene verlegt werde, bei un gleicher Erregung näher dem stärker gereizten Ohre. Das beste Binauralhören geschehe nach vorn in der Medianfläche; absolut werde monaural am besten gehört in der Axe des Gehörganges. Die Ohrmuschel besitzt 5 scharf abgegrenzte Hörbezirke, welche bei ruhiger Kopfhaltung den Schall in verschiedener Stärke zu führen, bei Bewegungen des Kopfes aber Schwankungen der *) Ueber die Function der Ohrmuschel bei den Raum-Wahrnehmungen. Arch. f. Ohrenheilk. XVIII, 120.