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146 3 a. Krystallograpliie. Die rhombischen w-Modificationen von CaSO* und SrS0 4 gehen bei 1200° in die rhombischen ß-Modificationen über. SrCO :i ist unter 700° rhombisch, über 700° hexagonal. W. S. G. Wybouboff. Untersuchungen über den Polymorphismus und die Pseudosymmetrie. Bull. soc. min. de France 13, 277—319, 1890 f; 14, 233—283, 1891 f. [Chem. Centralbl. 1891, 1, 154—155. [Beibl. 17, 408—411, 1893. [ZS. f. Kryst. 22, 191 — 205, 1893. [N. Jahrb. f. Min. 1894, 1, 8—10. Der Yerf. betont die scharfe Trennung von Isomerie und Poly morphismus und definirt den letzteren als das Auftreten einer und derselben chemischen Verbindung in mehreren, verschieden krystalli- sirenden Modificationen, welche sich, ohne allmähliche Uebergänge zu bilden, bei Temperaturänderung in einander umwandeln können. Je nachdem die Umwandlung ohne Störung der Homogeneität und äusseren Form der Krystalle stattfindet, oder dabei ein Zerfall in sehr viele und sehr kleine, regellos orientirte Individuen der neuen Modification eintritt, unterscheidet Verf. directen und indirecten P olymorphismus. — Pseudo symmetrische Körper sind aus gezeichnet durch bei constanter Krystallform ‘von Ort zu Ort wech selnde physikalische, z. B. optische Eigenschaften. Temperatur erhöhung ruft auch bei diesen Aenderungen hervor, aber (im Gegen sätze zu den polymorphen Umwandlungen) stets so, dass schliesslich die wahre, niedere Symmetrie des Krystalles hervortritt. Zur Erklärung der genannten Erscheinungen nimmt der Yerf. an, dass die chemischen Moleciile zunächst, nach einem gewissen Raumgitter geordnet, „Krystallpartikel“, und diese dann nach einem zweiten Raumgitter den Krystall aufbauen; diese beiden Gitter sind bei gewöhnlichen homogenen Krystallen identisch. Bei polymorphen Körpern können sich die Molecüle nach verschiedenen Gittern an ordnen; ändert sich bei der Umwandlung zugleich das von den Krystallpartikeln gebildete Gitter in entsprechender AVeise, so bleibt der Krystall homogen (directer Polymorphismus), anderenfalls zer fällt er (indirecter Polymorphismus). Bei pseudosymmetrischen Krystallen endlich sind die Molecülgitter verschieden von den Partikelgittern, und die letzteren erwecken dadurch, dass sie sich in verschiedenen, um eine Axe symmetrischen Lagen durchdringen, den Anschein höherer Symmetrie. Der zweite Theil der Abhandlung enthält die Resultate von Untersuchungen, welche der Verf. mit dem von ihm selbst con- struirten Erhitzungsmikroskop an einer Reihe polymorpher Sub stanzen ausgeführt hat; die wichtigsten davon sind folgende: