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418 7 d. Diffusion. ihrer Geschwindigkeit in der Diffusionsrichtung proportional gesetzt. Die Geschwindigkeit, mit welcher ein Rohrzuckermolecül sich in die Höhe bewegt, ist also der treibenden Kraft proportional. Hieraus folgt, dass die Diffusionsconstante der Concentration proportional ist, während nach der kinetischen Theorie von Nebnst dieselbe von der Concentration unabhängig ist (FiCK’sches Gesetz). Es sind aber in beiden Fällen noch Correctionen zu berücksichtigen, die daraus entstehen, dass die Reibung der Molecüle mit dem Gehalt sich etwas verändert. Auch nach der kinetischen Anschauung ist die treibende Kraft des osmotischen Druckes nicht genau der Concen tration proportional. Bei concentrirten Lösungen kommen beide Anschauungen gleichzeitig zur Geltung. Der osmotische Druck hängt von der Concentration so ab, dass n — AK + BK\ wo A = R T und B eine Constante ist, die ein Maass giebt für die Differenz zwischen den Anziehungen: Lösungsmittel gegen gelösten Körper und gelöster Körper gegen gelösten Körper. Werden zwei isotonische Lösungen (Lösungsmittel mit demselben Gefrierpunkte und daher dem gleichen osmotischen Druck) über einander, z. B. eine 1,35 normale Alkohollösung über eine normale Rohrzuckerlösung oder 1 / i normale Salzzsäurelösung geschichtet, so wird nach der alten Anschauung die Diffusion geschwächt werden, für die Salzsäure würde sie sogar ausbleiben müssen. Nach der kinetischen Theorie müsste dagegen die Diffusion des im unteren Theile gelösten Körpers im Wesentlichen dieselbe bleiben. Das Experiment entscheidet für die kinetische Theorie. Bei der Dif fusion von wässerigen Lösungen, von Kochsalz, Ammoniak, Aether, Alkohol gegen solche von Ammoniak, Rohrzucker, Essigsäure, Salz säure, spielt das Anziehungsphänomen fast gar keine Rolle. Für den Fall der Diffusion verdünnter Natronlauge führt die alte An schauung sogar zu einem Perpetuum mobile. Allein aus der kine tischen Theorie lässt sich die vom Yerf. festgestellte Thatsache erklären, dass die Diffusion einer starken Säure oder Basis erheb lich schneller erfolgt, wenn ein entsprechendes Salz gleichmässig in der Flüssigkeit vertheilt ist. Aus der NEUNS'r’schen Diffusions theorie folgt bei Zusatz von 0 0,1 0,2 0,5 1 2 5 10 00 mal so vielen Moleciilen Kochsalz die Diffusionsgesctnvindigkeit der Salzsäure 2,09 2,20 2,30 2,58 2,96 3,52 4,44 5,07 6,17 85,9 Mol. KCl würden ebenso wirken, wie 105 Mol. NaCl.