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3. Physikalische Chemie. G. Jaumann. Versuch einer chemischen Theorie auf vergleichend physikalischer Grundlage. Wien. Ber. 101 [2a], 487 — 530, I892f. Monatsli. f. Chem. 13, 523—566. In der Ueberzeugung, dass die Atom- und Moleculartheorie nur als ein Provisorium gelten kann, verzichtet der Autor gänzlich auf die Annahme verschiedenartiger, kleinster Massentheilchen. Die Materie wird von ihm als einheitlich und gleichartig angesehen, und nur ihre wechselnden, stofflichen Eigenschaften stellen Func tionen einer Variablen, des sogenannten „Chemials“ dar, unter dem wir uns etwa ein chemisches Potential vorzustellen haben. Zunächst werden die Grundstoffe nach ihrem Chemialwerthe ge ordnet. Das äusserste Glied der Kette bildet der Wasserstoff, es folgen die Metalle, dann Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, endlich die Halogene. Findet eine chemische Verbindung zwischen zweien dieser Stoffe, z. B. zwischen II und C, statt, so bestimmt die Differenz ihrer Chemiale die Wärmetönung bei der Verbindung. Das Chemial der letzteren liegt naturgemäss zwischen den Chemialen der Componenten; wo, das bestimmen die Versuchs bedingungen. Man hat demnach anzunehmen, dass zwischen zwei Elementen unendlich viele Verbindungen möglich sind, und dass nur diejenigen nach multiplen Proportionen gegen Aenderungen der Versuchsbedingungen am wenigsten empfindlich sind. Liegt zwischen den Chemialen der Stoffe H und C das Chemial eines anderen elementaren Stoffes, z. B. des Na, so kann unter Um ständen durch die Verbindung der beiden ersteren das Na ent stehen. Auf solche Weise lässt sich die Metallähnlichkeit der Kohlenwasserstoffradicale, des Ammoniums und anderer ' Ver bindungen erklären. Der Unterschied zwischen Element und Ver bindung ist völlig aufgehoben. Weiter wird noch der Begriff der chemischen Capacität eingeführt, welche als dem Volumen proportional angesehen und auch mit stöchiometrischen Massenverhältnissen in Beziehung gebracht wird. Zum Schluss wendet der Verf. seine