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948 39. Elektrophysiologie. ist. Es liegt dies daran, dass die directe Erregung beim Schluss an der Kathode und beim Oeffnen an der Anode stattfindet, und dass die Stromdichte am unteren Ende des Sartorius wegen des kleineren Querschnittes grösser ist als am oberen. Man kann nun, wie der Herr Verfasser zeigt, durch locale Einwirkungen auf das eine oder andere Muskelende die Empfindlichkeit des be einflussten Endes ändern, während diejenige des anderen Endes unverändert bleibt. Das in der Norm empfindlichere untere Ende wird weniger empfindlich als das obere, wenn der natürliche Querschnitt daselbst durch künstlichen (mechanischen, thermischen oder chemischen) ersetzt ist, oder wenn auf dasselbe Lösungen von Kalisalzen (KH 2 P0 4 , KN0 3 , K 2 C0 3 , KCJ) derart eingewirkt haben, dass selbst an der Einwirkungsstelle weder Tödtung, noch Struktur- oder Formänderung der Muskelsubstanz eingetreten ist. Durch Auswaschen der Kalisalze mittelst halbprocentiger Koch salzlösung lässt sich das ursprüngliche Empfindlichkeitsverhältniss zwischen oberem und unterem Ende wieder hersteilen. In dem selben Sinne wie die Kalisalze wirken verdünnter Fleischextract, Alcohol und Sublimat, in umgekehrtem die Natronsalze, nament lich schwach alcalisch reagirende, verdünnte Lösungen derselben und sehr verdünnte Natronlauge sowie Veratrin, im ersten Sta dium der Giftwirkung. Gd. Charles Eichet. De l’onde secondaire du muscle. Compt. rend. XCI, 828f. Herr Eichet (10.) beobachtete, dass ganz frische Krebs muskeln, welche durch kleines Gewicht — etwa 4 g — ge spannt sind, bei dem Aufhören eines etwa 2 Secunden dauernden starken Reizes mit Wechselströmen, zwar schnell und vollkommen erschlaffen, nach Verlauf von wenigen Secunden aber, ohne dass ein neuer Reiz ausgeübt worden wäre, von neuem in Tetanus verfallen. Die bei diesem Tetanus entwickelte Spannung ist nur sehr klein, das Phänomen wird deshalb bei Belastungen von mehr als 10 g übersehen. Der Umstand, dass man gelegentlich beobachten kann, wie der poststimulatorische, tetanische Anfall