500 17. Physiologische Optik. gen der Heidelberger ophthalmologischeu Gesellschaft am 11. und 12. August 1879. Das farbenblinde Auge unterscheidet allein zwei Farben, eine warme und eine kalte in verschiedenen Graden der Sät tigung und Lichtstärke. Hierbei zeigt das Spektrum im Bläulich-Grün einen neutralen grauen Streifen, der nach der einen Seite in die kalte, nach der anderen in die warme Farbe kineinreieht, indem diese allmählich mehr gesättigt werden, um nach den Grenzen des Spektrums hin, bei abnehmender Lichtstärke, gesättigt zu bleiben. Diese Resultate basiren auf Versuchen mit einem Doppel spektroskop. Das normale Auge sieht die warme Farbe, so bald sie wenig gesättigt kervortritt, gewöhnlich als Grün, so bald sie hell und mehr gesättigt ist, als Gelb und bei höch ster Sättigung als Roth. Ist die helle Farbe lichtschvvach, die gewöhnlich saturirte blass, so treffen die gewählten Namen oft nicht, zu. Für die kalte Farbe der Farbenblinden gilt das selbe. Niemals kommt eine Verwechslung zwischen kalter und warmer Farbe vor. Grün und Roth werden verwechselt, nicht weil sie Complementärfarben sind, sondern weil sie an der selben Seite des neutralen Streifens des dichromatiscken Spek trums liegen. Roth-Grünblindheit existirt also nicht. Die Far benblinden theilen sich in zwei Gruppen, von denen die eine normale, die andere herabgesetzte Empfindlichkeit für die weniger brechbaren Strahlen des Spektrums hat. Die erstere wird als Grünblindheit, die letztere als Rothblindheit bezeichnet. Auffal lender Weise erkennt der Rothblinde noch einigermaassen das Roth als eigene Farbe, der Grünblinde nicht. Vollkommene Rothblindheit kommt daher selten, oder nie vor, dagegen nicht selten Grünblindheit. Roth- und Grünblinde verwechseln nahezu dieselben Farben, nur die relativen Lichtstärken sind verschieden. Dieses geht aus den Untersuchungen mit der Drehscheibe her vor. Vortragender liess von einem Dutzend Farbenblinder mehr als 40 pseudo-isochromatischer Wollenproben zusammenstellen. Von jedem Paar liess er zwei Muster anfertigen, indem er die beiden Wollproben in geeigneterWeise um ein Brettchen wickeln