840 39. Elektrophysiologie. der ersten der oben beschriebenen Versuchsanordnungen erhielt nun Herr v. Fleischl, wenn er den Nerven durch das Kernleiter modell ersetzte gar keine Ausschläge, bei der zweiten Ausschläge im umgekehrten Sinne. Herr Hermann sieht hierin nichts Be denkliches, da er eben die Erscheinungen wesentlich als Reiz wirkungen betrachtet und sie als solche vom Standpunkt der von ihm aufgestellten Hypothese erklärt, welche aussagt, dass die Welle der negativen Schwankung wachse, wenn sie zu positiveren, abfalle, wenn sie zu negativeren Stellen des Nerven laufe. Qua litativ leistet diese Erklärung in der That Alles, ob sie den quantitativen Verhältnissen gerecht werden kann, muss dahin gestellt bleiben Herr v. Fleischl hat dann ferner ein experi- mentum crucis geplant zur Entscheidung zwischen der „elektro motorischen“ und der „elektrolytischen“ Theorie des Elektrotonus, welches Herr Hermann sehr anschaulich folgendermaassen be schreibt: „Ueberbrückt man die extrapolare, zur Bussole abge leitete Strecke ee' eines polarisirten Nerven oder eines Matteucci’- schen Kernleitermodells durch einen zweiten ableitenden Bogen ee' von grösserer Spannweite, so vermindert dies stets den elek- trotonischen Strom in ee' und die Verminderung geht unter Um ständen bis zur Umkehrung. Die Verminderung ist um so stärker, je näher an e (dies ist der von der durchflossenen Strecke ent ferntere Fusspunkt des Bogens ee') die Mitte des Bogens ee' liegt. In einer gewissen Lage des Letzteren wird sein Strom durch den Einfluss des Bogens ee' gerade anuullirt. Diese Lage findet nun v. Fleischl beim Nerven und beim Kernleiter verschieden, beim Nerven diesseits, beim Kernleiter jenseits der Mitte des grösseren Bogens (von der durchflossenen Strecke EE' aus gerechnet). Ver fasser rechnet heraus, dass das Verhalten des Nerven zur du Bois’- schen, das des Kernleiters zu meiner Theorie des Elektrotonus stimme, für den Nerven also nur erstere richtig sein könne“. Herr Hermann ist nun in der Lage, aus seiner Theorie heraus die Bedingungen anzugeben, unter denen das Kernleitermodell das am Nerven gefundene Verhalten zeigen muss und die Rich tigkeit dieser Voraussage durch das Experiment zu beweisen. Gd.