440 7. Cohäsion und Adhäsion. von der Mitte der Oberfläche aus ein Faden nach abwärts sinkt, der meist ein verdicktes Ende besitzt, und dem, besonders wenn die Schicht etwas mächtiger war, in der Umgebung des Centrums allmählich noch mehrere nachfolgen. Hat sich der centrale Faden bis zum Boden binabgesenkt, so breitet sich das verdickte Ende wie ein Knopf am Boden ans und schiebt sich alliuälig nach der wärmsten Seite der Wandung, um dort umbiegend wieder nach aufwärts zu steigen. Wie schon hervorgehoben, sind die Temperaturverhältnisse von ganz wesentlichem Einflüsse. Denn ist zunächst das Wasser wärmer als die umgebende Luft, so bildet sich weder die strahlige Oberfläche noch der centrale Stamm, sondern der Farbstoff rinnt an der Oberfläche bis zum Rande des Glases, um dort als dünner Mantel abwärts zu steigen. Ist aber das Wasser kühler als die umgebende Luft, die Wärmezufuhr aber einseitig, so rückt der absteigende centrale Stamm nach der kühleren Seite, die strahlige Figur wird deformirt, und zwar so, dass sie eine Symmetralaxe besitzt, welche in der Ebene der grössten und der geringsten Erwärmung liegt. Die kleinste Einseitigkeit in der Wärmezufuhr macht sich geltend; die Ein- und Ausstrahlung durch ein um mehrere Meter entferntes Fenster ist deutlich zu bemerken und die Strahlung eines mit Eiswasser gefüllten Glases ist noch auf mehrere Deci- meter Entfernung zu erkennen. Hat sich bei gleichmässTger Zu fuhr von Wärme der symmetrische Zustand gebildet, so genügt eine ganz kurze Berührung mit der Hand, um diesen Zustand zu stören. Ist auch die Beschaffenheit der Farbe, welche zur Hervor- bringung der Erscheinung benutzt wird, nicht ohne Einfluss auf dieselbe, so bleiben die Vorgänge im Grossen oder Ganzen doch dieselben, vor allem ihre enorme Empfindlichkeit gegen thermische Einflüsse, so dass sie sich zu Versuchen über Wärmestrahlung als empfindliches Thermoscop benutzen lassen, und besonders bei Vorlesungen in vielen Fällen mit Vortheil an die Stelle der Thermosäule treten können. F. K.