412 9. Physiologische Akustik. chenschrift fixirt. Am 29. Januar 1882 wurde darüber von ihm im physikalisch-chemischen Institute zu Leipzig ein Vortrag gehalten. — Während der geübteste Stenograph in einer Minute etwa 70 Lautzeichen macht, bewältigt der Leser mindestens 1200, so dass, wenn selbst das Entziffern der graphischen Darstellung jenes Instrumentes schwieriger wäre, als es in Wirklichkeit er scheint, viel Zeit gewonnen würde; abgesehen davon, dass hier die geistige Thätigkeit in eine Periode ungestörter Müsse fällt, während in der Epoche der aufregenden Hast ein Mechanismus arbeitet. Allerdings dürfte es immerhin einige Unbequemlichkeit bedingen, dass dem Redner, der nicht wohl das Instrument selber im Munde führen kann, ein Andrer tonlos alle Worte nachsprechen muss. Deshalb möchte die praktische Tragweite der theoretisch recht interessanten Idee vorerst beschränkt sein, auch unter Einrechnung der Erwartung, dass der mit vierfach grösserer Geschwindigkeit als die gewöhnliche Schrift arbeitende Apparat die telegraphische Depeschirung mindestens fünf Mal schneller gestatte, als Morse’s System. — Bei Betrachtung der Claviaturschreibmaschinen von Remington, Malling-Hansen, Michela, welche trotz sinnreicher Zweckmässigkeit geringe Verbreitung fanden, kam Gentilli zur Ansicht, dass der Zeitverlust der bewussten Operationen zu gross ist, ein wirklich brauchbares Instrument also automatisch functio- niren müsse. Die 1875 in Marey’s Laboratorium zu Paris aus- geführten Versuche von Rosapeli.y über die Selbstregistrirnng der Vibrationen des Kehlkopfes, der Lippen- und Nasenlaute scheinen die Construction des Glossographen in keiner Weise be einflusst zu haben. Jedenfalls aber waren Vorstudien nöthig über die Articulationsbewegungen der wesentlichen Sprach- laute, wie ihre eben so einfache als leichte mechanische Wieder gabe, bevor an deren Eixirung in festen sichtbaren Zeichen ge dacht werden konnte. In erstrer war im Einzelnen das locale Gebiet der Articulation zu finden mit gradueller Messung des nöthigen Luftverschlusses. Dazu diente ein künstlicher Gaumen aus Guttapercha mit kleinen isolirten Metallfedern, welche elek trische Stromschlüsse vermittelten durch zwischen den Zähnen