402 9. Physiologische Akustik. Bei der Bruststimme ergreift die Schwingung das ganze Stimm baud und den Arytenoidknorpel. In der Gegend von A beim Manne, und C beim Weibe agiren die Stimmbänder allein. Die zweite Vibrationsform wird erreicht bei F der gewöhnlichen Grenze des Basses und der Bruststimme. Dann treten Modifi- cationen der Länge ein. Bei den Falsettönen verdünnen sich die Ränder der Stimmbänder. Czermak beleuchtete den Kehlkopf magerer zarter Menschen von Aussen mit starkem Lichte und sah, dass an jenen Stellen bei Fisteltönen die Durchsichtigkeit steigt. In der Region von F und F # kanu man die nämliche musikalische Passage von einem männlichen Tenor und einem weiblichen Contra-Alt hinter einem Schirme oder in benachbartem Zimmer singen lassen, und es wird schwer, zuweilen unmöglich sein, den Geschlechtsunterschied festzustellen. Manchmal bleibt der Zustand, welcher hohe Tonbildungen ermöglicht, beim Heran- wachsen erhalten, ohne dass hierbei geschlechtliche Eigenthümlich- keiten wesentlich wären. Fröhliche starke Yorksbire-Männer, von ihren Weibern und Kindern umgeben, sangen im süssesten Discant auf den Terrassen des Krystallpalastes nach dem Hän delfeste. Neben dieser Seltenheit können Bassisten und Baritone eine künstliche Stimme cultiviren, welche im eigentlichen Sinne den Namen Falset verdient. Dies erscheint durchaus als Sache der Erziehung. Es war gewöhnlich zur Madrigal-Epoche in der Zeit Elisabeth’s. — Es kommt vor, dass weibliche Stimmen die männliche um mehr als eine Octave überragen. Contra-Alte reichen bis zum E des Bassschlüssel, und können als weibliche Tenore fungiren, indess mit mehr absonderlichem, als gefälligem Effect. — Im weiblichen Geschlecht liegt „the break“ (?) etwas höher als im männlichen, aber der Uebergang ins Falset geschieht bei derselben Note: G. Der Contra-Alt gebraucht kein Kopt- register. Dieses, auch „the Small“ benannt, hat variable obere Grenzen mit Extremen. Mozart schrieb die schöne Arie Gli Angui d’Inlerno in der Zauberflöte für eine ausnahmsweise Alt stimme, welche bis F reichte. Beim Singen solcher Töne wird eine eigenthümliche Erscheinung der Glottis beschrieben; diese besteht in Faltung der hintren Hälfte mit lebhafter Schwingung