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schrittene Entfaltung, beim Weibe bleiben sie das ganze Leben hindurch einfacher und von schwächeren Windungen umgeben, als am männlichen Gehirn. — Unter den Affen besitzen Schim panse und Orang eine bessere Ausbildung der ßRocA’schen Windung als Gorilla, während Letztrer jene an Mannigfaltigkeit der kleineren Hirngyri übertrifft. Aeltere Paviane und Merkatzen haben oft eine stärkere Ausprägung der die Sylvische Grube umgebenden Windungen als jüngere Thiere. — Ein mikrocephales Mädchen, das im achten Lebensjahre starb, ohne sich sprach begabt erwiesen zu haben, zeigte die dritte Stirnwiudung bloss spurweise und eine glatte Insel. An einer Hottentottin war die pROCA’sche Windung einfach geformt, lang und schmal. — Als Beispiele hochgradiger Entwicklung der cerebralen Sprachorgane werden angeführt die Schriftsteller Schmid, M. Meyer, Fallmerayer, Lichtenstein, Schleich, der Philosoph Huber, der Jurist Wülfert. An Letztrem fiel schon während des Lebens die Wölbung der Vordren linken Schläfengegend so auf, dass man an Asymmetrie der Schädelbildung oder Hypertrophie des Schläfenmuskel dachte. Bei der Section zeigte das 1485 g (120 Uber dem Mittel) schwere Hirn mehrfache Prominenzen am linken Stirn- und Schläfen lappen. Unter den entsprechenden Vertiefungen und Leisten der Knochen wand erschien die Ausbuchtung am merklichsten, auf der über dem Augenhöhlendach die Broca’scIic Windung ruht. Die rechte Seite war im Allgemeinen weniger entwickelt; insbesondre erstreckte sich hier die der Sprachfunction dienende dritte Stirnwindung nur auf eine Länge von 16 cm, links dagegen über 23 cm. — An geistig hoch stehenden Menschen erscheinen die quer laufenden Windungen des Scheitellappen auf Kosten der Hinterhauptlappen namhaft vergrössert, womit in Zusammen hang steht der parallelsagittale, zuweilen (Liebig) selbst nach hinten einen offenen Winkel bildende Verlauf der Mittelfurche; und vielleicht nach Rüdinger das Auftreten der „Kurz-Schädel form.“ Hh.