382 22b. Verdampfung, Condensation. concentrirte Salzlösungen mit Siedepunkten über 100° Wasser dämpfe von 100° C. (bei 760 mm) abgeben, so senden auch die concentrirten Salzlösungen mit dem Siedepunkte unter 100° doch Wasserdämpfe von 100° aus. Wenn in einer gleichbleibenden Menge Wasser nach und nach gleich grosse Mengen eines krystallwasserhaltenden Salzes gelöst werden oder eines Salzes, das wasserfrei krystallisirt, so nehmen die Differenzen in den Siedetemperaturen der Lösungen beständig ab, die Siedepunktscurven haben also keinen Beugungs punkt. Zieht man aber bei Salzen, welche mit Krystallwasser krystalli- siren, die Salzmolecüle in ihrem wasserfreien Zustande in Betracht, die in einer gleichbleibenden Wassermenge nach und nach in gleich grossen Mengen gelöst werden, so wachsen anfangs die Diffe renzen, die Siedetemperaturen nehmen aber bei Lösungen grösserer Mengen dieser wasserfreien Salze ebenfalls ab. Die Siedepunktscurven haben also einen Beugungspunkt. Hiernach würden die krystallwasserhaltenden Salze beim Kochen ihrer Lö sungen Krystallwasser fest gebunden zurückhalten. Die Erhöhungen des Siedepunkts, welche durch Auflösen äqui valenter Mengen von Salz hervorgebracht werden, werden bei den einzelnen Gruppen der untersuchten Substanzen verglichen. Diese Siedepunktserhöhungen zeigen keine einfachen Beziehungen zum Moleculargewicht, wohl aber besteht ein inniger Zusammenhang zwischen der Contraction der Lösungen, welche ein Salz beim Lösen in Wasser herbeiführt, und zwischen den Siedepunkten dieser Lösungen und den Löslichkeitsverhältnissen der Salze bei diesen Siedetemperaturen. Eigenthümlich ist, dass diejenigen Lösungen, welche sich aus Salz und Wasser bei der geringsten Contraction bilden, bei gleicher molecularer Contraction am höchsten sieden; auch zeigt sich, dass in jeder Gruppe bei gleicher molecularer Concentration diejenige Lösung höher siedet, welche das bei dem Siedepunkte leichter lösliche Salz enthält. Die Sätze von Tammann (cf. unten) und von Babo (die Diffe renzen zwischen der Spannkraft einer Salzlösung und der des reinen Wassers verhalten sich bei den Siedepunkten der ersteren