438 12. Objektive Farben, Spektrum, Absorption. Wesendonck schmolz flüssige Kohlenstoffverbindungen in kleine Glasktigelchen und brachte dieselben in Spektralröhren, die mittelst einer GEissLER’schen Quecksilberpumpe möglichst eva- cuirt wurden. Die Glasktigelchen wurden dann zerbrochen, und indem die Spektralröhren in Kältemischungen oder in Wasser verschiedener Temperatur gebracht wurden, konnte man die Spektra bei verschiedenen Dampfdichten beobachten. Bei grosser Dichte, bei der nur die Funkenentladung durch die Röhre ging, wurde bei allen angewandten Kohlenstoffverbindungen das Swan’- sche Bandenspektrum beobachtet. Bei niederer Dichte ging die Büschelentladung durch die Röhren, und es entstand nach Wesen donck: „ein Spektrum aus vier hellen Linien, die an der dem blauen Ende zugewaudten Seite zwar etwas verwaschen erschie nen, aber in keiner Weise als Banden angesehen werden konn ten.“ Wesendonck hält diese Experimente für entscheidend gegen Wüllner’s Erklärung der Doppelspektra. Durch die zweite Ar beit sollte die oft behandelte Frage entschieden werden, ob das SwAN’sche Spektrum einem Kohlenwasserstoff oder der Kohle selbst angehört. Wesendonck füllte Röhren mit trockener Koh lensäure. Die grössten Vorsichtsmaassregeln wurden angewandt, um die Röhren selbst, sowie auch die Kohlensäure von aller Feuchtigkeit zu befreien. Es gelang dem Verfasser auch zuletzt, solche Röhren zu verfertigen, die, wenn sie auch bis zum höch sten Grade mit einer TöPLEn’schen Pumpe entleert waren, keine Wasserstofflinien zeigten. Bei höherem Druck und auch bei niederem, falls die Ley dener Flasche eingeschaltet war, erschien dann, wie das auch früher beobachtet wurde, das SwAN’sche Spektrum. Das Experi ment scheint entscheidend für die Ansicht von Watts, Attfield und Lockyer, dass das Spektrum der Kohle selbst zuzuschrei ben sei. In weiten Röhren erschien immer nur das Spektrum des Kohlenoxydes. Liveing und Watts setzen die Controverse über den Ursprung des Kohlenspektrums fort, ohne jedoch neue Argumente vorzu- bringen (s. Beibl. V, 119).