1060 39. Elektrophysiologie. mann die beschriebene Wirkung zu erzielen, wenn der Nerv im Bereich der obereu Elektrode durch Temperaturen von 40—60° C. oder unter 0° abgetödtet worden war. In diesem Erfolge liegt ein weiterer experimenteller Beweis für den PFLÜGEnschen Satz, welcher aussagt, dass die Erregung des Nerven bei Schliessung des Stromes ausschliesslich an der Kathode, bei Oeffnung da gegen an der Anode erfolgt. In Uebereinstimmung mit Harless weist auch Biedermann nach, dass am Nerven durch inducirte Ströme nur Kathodenwirkung ausgelöst wird. Damit hängt zu sammen, dass wenn zwei unpolarisirbare Elektroden einerseits an den frischen Querschnitt, andererseits an eine etwa 1 ctm tiefer gelegene Stelle eines Kaninchen-Ischiadicus angelegt wer den, bei Reizung mit einzelnen nicht zu starken Iuductionsschlägen nur absteigende Stromrichtung Zuckung auslöst. Es wird auf die methodische Bedeutung der hieraus folgenden Consequenzen, welche durch die Erfahrungen des Prager Laboratoriums bestätigt werden, aufmerksam gemacht. Im zweiten Theil der vorliegenden Mittheilung behandelt Biedermann die Bedingungen für das Auftreten der Oeflhuugser- regungen bei schwachen Strömen am markhaltigen Nerven. Er coustatirt in Uebereinstimmung mit Rumpf, dass am frischen, un- durchschuitteneu Nerven bei nicht zu starken Strömen Oeffnungs- erregungen überhaupt ausbleiben. Am durchschnittenen oder mit Reagentien behandelten Nerven unterscheidet er zwei, ihrer Erscheinungsweise und ihren Entstehungsbediuguugen nach ver schiedene Oeffnungsreizerfolge schwacher konstanter Ströme. Bei gesteigerter Erregbarkeit des Nerven (Austrocknung an der Luft oder in coneentrirter NaCl-Lösung, während der ersten Phase der Einwirkung verdünnten Alkohols) treten Oeffnungszuckungen (O. Z. II) auf, welche charakterisirt sind durch ein augenfälliges Intervall zwischen Moment der Oeffnung und Beginn der Zuckung, durch einen gestreckten Verlauf, welcher Neigung hat, in Tetanus Uberzugehen (RixxER’scher Tetanus) und durch Abhängigkeit von der Dauer des Reizstromes. An der Curve der sogenannten „Querschnitts-Offnungszuckungen“ (0. Z. I) dagegen, welche in nächster Nähe eines Querschnittes an sonst normalen Nerven