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J. Mommsen. Beitrag zur Kenntniss von den Erregbar keitsänderungen des Nerven durch verschiedene Ein flüsse, insbesondere durch Gifte. Virchow’s Archiv LXXXIII, 243f. Mommsen hat der Beachtung aller der Maassregeln, durch welche es gelingt, Nervmuskelpräparate vom Frosch lange erreg bar zu erhalten, besondere Aufmerksamkeit geschenkt und sich dadurch in den Stand gesetzt, die Einwirkung zu studiren, welche auf den Nerven oder das ganze Präparat prolongirte Bäder in 0,6 procentiger, mit Giften versetzter Kochsalzlösung, ausüben. Durch passende Abwechselung in der Wahl der Bäder gelang es, denselben Nerven wiederholt zu vergiften und zu ent giften, Dosirung der Gifte und Dauer der Einwirkung konnten in weiten Grenzen variirt werden. Am besten geeignet zur An stellung von Versuchen über Erregbarkeitsveränderungen durch Gifte findet Verfasser die Präparate, wenn sie einige Stunden nach ihrer Herstellung in physiologischer Kochsalzlösung gelegen haben, so dass die nach Engelmann zu erwartende Abgrenzung des Absterbeprocesses an den der Schnittstelle nächsten Ranvier- schen Einschnürungen eingetreten sein kann. Atropinbäder setzen die Erregbarkeit aller Theile des peripheren motorischen Appa rates herab, bei genügender Stärke und Dauer der Einwirkung bis auf Null, ohne dass ein Stadium erhöhter Erregbarkeit vor hergeht. In einem gewissen Stadium der Vergiftung ist curare- artige Wirkung vorhanden. Wirkte auf den einen Nerven des selben Thieres ein Bad von 0,2—0,25 Atrop. sulf., 0,5 NaCl auf 100 gasfreies Wasser ein, während der zur Controlle dienende Nerv der anderen Seite in 0,6 procentiger Salzlösung lag, so er gab sich als constantes Resultat, dass die negative Schwankung des Nervenstroms verkleinert und bei vielstündiger Einwirkung des Atropins zum Verschwinden gebracht wird, dass jedoch der Ruhestrom, jedesmal nach Anlegung eines neuen Querschnittes am peripherischen Ende gemessen, meistens nicht nur nicht ab nimmt, sondern an Intensität vergrössert erscheint. Alkohol, Aether und Chloroform haben in ihrer Wirkung das Gemeinsame, dass sie die Erregbarkeit der motorischen Nerven nach einem