Volltext Seite (XML)
592 17. Physiologische Optik. In dem Nachlass des zu früh verstorbenen Franz Boll hat sieh ein Manuscript vorgefunden, welches, obgleich unvollendet und offenbar nicht durchgearbeitet, von Herrn du Bois-Reymond veröffentlicht worden ist. Es ist dies uni so dankenswerter, als Herr Helmholtz hieraus Veranlassung genommen hat, die An schauungen des verstorbenen Verfassers, welche in dem Artikel zum Ausdruck kommen sollten, .und über welche er in Meinungs austausch mit Boll getreten war, zu erläutern. Eine Grundbedingung für das Zustandekommen besonders localisirter Empfindungen erkennt Boll ganz allgemein darin, dass die zu dieser besonderen Empfindung führende Erregung eine längere Strecke in einer besondeien Xervenprimitivfaser iso- lirt verlaufe. Für jede mit einem besonderen Localzeichen be haftete Gesichtsempfihdung fordert er demgemäss eine besondere Sehnervenfaser und ein besonderes Sehelement der Netzhaut. Die Sehelemente sind nur ungleich durch die Localzeichen, aber unter sich gleichartig durch ihre Licht- und Farbenempfindung. (Letz tere Gleichartigkeit wird streng natürlich nur von den Elementen der Fovea behauptet.) Jedes einem besonderen Localzeichen entsprechende Sehelement der Netzhaut enthält also in sich die vollständigen Einrichtungen für * Vermittelung aller möglichen Licht- und Farbenempfiudungen. Die morphologischen Bestand teile dieser Einrichtungen liegen uicht neben einander in der selben Retinalfläche, sondern hinter einander. Boll ist unab hängig von W. Müller zu der Einsicht, auf die er grosses Ge wicht legt, gelaugt, dass die Stäbchen uud Zapfenaussenglieder iu verschiedenem Niveau liegen. Die von aussen nach innen auf einander folgenden drei „lichtempfindlichen Schirme" der musivischen Netzhautschicht sind nach Boll: 1) die Pigmeutzellen, 2) die Aussenglieder der Stäbchen, 3) die Zapfen. Die Gründe für die Annahme, dass au den Stäbchen nur die Aussenglieder direct durch das Licht afficirt werden, sind: ihre Auszeichnung durch Sehroth und Plättcheustruktur und ihre Lage nach aussen vor dem „Opticus-Ellipsoid“ Krauses, welches Boll schlechtweg „Linse“ nennt und dessen Funktion nach ihm die einer Sam mellinse ist. Wegen ihrer gleichen Lage zur „Linse" ist Boll