Kundt. 505 Nicols. Die Dicke der Gypsplatte war so gewählt, dass in der Milte des Spektrums ein dunkler Streifen erschien, wenn die Flüssigkeit ruhte. Lässt man den Cylinder rotiren, so wird die Flüssigkeit doppelbrechend, und der durch die Gypsplatte be dingte Gangunterschied wird hierdurch vermehrt oder vermindert. Es erfolgt daher eine Verschiebung des schwarzen Streifens zum Roth oder zum Blau. Schaltet man dann eine Glasplatte ein, die in bestimmter Richtung comprimirt oder dilatirt wird, und beobachtet, nach welcher Seite der schwarze Streifen sich ver schiebt, so erkennt man hieraus den Sinn der Doppelbrechung in der bewegten Flüssigkeit. Steht der Spalt radial zu den Cy- lindern, so lässt diese Anordnung die Abnahme der Doppel brechung mit der Entfernung von dem rotirenden Cylinder mit einem Blicke übersehen, indem der Streifen dieser Abnahme ent sprechend eine gekrümmte Form annimmt. Dass eine solche Abnahme eintreten muss, ergiebt sich aus von Stokes (Trans, of the Cambridge Soc. 8. 1845 und Math, and l’hys. Papers 1. p. 102. Cambridge 1880) angestellten theore tischen Betrachtungen über die stationäre Bewegung einer rei benden incorupressibeln Flüssigkeit zwischen zwei unendlich langen conceutrischen Cylindern. Hiernach ist die Geschwindig keit q eines cylindrischen Ringes in der Entfernung r vom Mittel punkt, wenn a den Radius des innern, b den des äussern Cylin- ders, und </, die Geschwindigkeit des ersteren bezeichnet: Infolge der verschiedenen Winkelgeschwindigkeiten in ver schiedenen Abständen findet für jedes Volumenelement ein zum Radius tangentieller Zug (eine scheerendc Kraft, shearing stress) statt, dessen Grösse auf die Flächeneinheit bezogen dem Ausdruck: d q ? dr r proportional ist. Dieser zum Radius normale Zug bedingt bei einer elastischen Flüssigkeit in jedem Volumenelement ein Maximum der Dilatation und Compression, welche unter 45° zum Radius liegen und zu einander senkrecht sind.