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verwahrt wurden, wird die zweite Papierschichte mit Cement bestrichen, und hierauf in der bekannten Weise auch die dritte und vierte Schicht aufgetragen. Auf den letzten Cementanstrich wird entweder Sand, oder zerkleinerte Steinkohle, oder Steinkohlenschlacke dicht gestreut, d. i. auf eine Höhe von etwa 0,7 Centim. = 1/4 Zoll, so dass die ganze Dacheindeckungsmasse, welche sich auf den Brettern befindet, ungefähr 2,6 Centim. = 1 Zoll Dicke haben dürfte. 6. Auch die letzte Eindeckungsschicht, bestehend aus Lehm und feinem Kiese, wird auf dieselbe Weise hergestellt, wie bei den Häusler’schen Dächern, und dort wie hier wird längs der Dachsäume in einer Breite von etwa 32 Centim. = 1 Fuss nur grobkörniger Kies (ohne Lehm) aufgetragen, und zwar desshalb, damit das Wasser, welches von den oberen Stellen des Daches herabrinnt, hier besser durchsickern und durch die Öffnungen der Einfassung leichter abfliessen könnte. Endlich sei erwähnt, dass zu den Dacheindeckungen nach dieser Methode — sei es mit Häusler'schem oder Maria- Scheiner Cement — immer trockene, schöne Witterung ge wählt werden muss, und dass eine solche Arbeit, bei Hegen oder Frost hergestellt, schwerlich gelingen würde. Auch ist es nothwendig, darauf zu achten, dass die Arbeiter dabei entweder barfuss seien oder nur eine leichte Fussbeklei dung haben, und dass sie immer dort, wo sie eben bei der Arbeit stehen, sich kleine Brettchen unterlegen. Was die Instandhaltung dieser Dächer anbelangt, so kann man denselben in dieser Hinsicht vor allen anderen Dächern den Vorrang einräumen; denn nicht nur, dass sie nichts anderes erfordern, als dass die oberste deckende Schichte immer fest, überair gleichmässig und auch immer stark genug sei, haben sie auch die vorzügliche Eigenschaft, dass sie mit der Zeit an Festigkeit zunehmen, je härter die oberste Schichte wird, was man besonders im Anfänge leicht durch zeitweiliges Anfeuchten der Eindeckung, namentlich bei trok- kener Witterung, fördern kann. — Es ist somit klar, dass die Arbeit und die Kosten, welche die Erhaltung der Cementdächer erheischen, so klein sind, dass man sie sicher lich nicht mit den Reparaturen, welche von Zeit zu Zeit an den Taschen- (Ziegel-) oder Schieferdächern nothwendig werden, vergleichen kann; auch ist nicht daran zu zweifeln, dass in Bezug auf die Haltbarkeit die hier beschriebene Cement- eindeckung — wenn sie nämlich nach der Vorschrift her gestellt worden ist — eine Tascheneindeckung bei weitem übertreffen muss, so wie sie die letztere auch durch ihre Wasserundurchlässigkeit und Feuersicherheit übertrifft; denn es ist bekannt, dass die Taschen (Dachziegel) durch die Hitze einer Feuersbrunst oft zerspringen und so dem Feuer den Eintritt in das Innere gestatten, so wie auch Jedermann weiss, dass ein heftiger Wind manchmal das Regenwasser in das Innere der Dächer durch die Fugen zwischen den Taschen treibt, namentlich dort, wo die Eindeckung schon einiger massen der Reparatur bedarf. Beide Uibelstände findet man bei den Cementdächern nicht. Stellen wir nun alle Eigenschaften der Cementdächer zusammen, so finden wir, dass sie in Bezug auf ihren geringen Abfall allen Metalleindeckungen gleichkommen, obwohl sie lange nicht so theuer sind und äusser dem noch die Vortheile gewähren, dass sie den Dachboden vor der Kälte und vor der Hitze schützen, und zu Terassen und Gärtchen ver wendet werden können; dass sie ferner durch ihre Wasser dichtheit und Feuersicherheit, so wie auch durch ihre Haltbarkeit die Taschen-und Schieferdächer übertreffen; und dass sie endlich, was ihre Billigkeit anbelangt, kühn ver glichen werden können mit den billigsten, bis jetzt bekannten Dächern, nämlich den Eindeckungen mit Steinpappe, welche zwar noch immer um etwa 30°/ billiger sind, dabei aber we der Wasserdichtheit, noch Feuersicherheit, noch Haltbarkeit in dem Grade besitzen, wie die Cementeindeckung, und sich über haupt nur durch ihre Billigkeit und durch ihr geringes Ge wicht für manche Fälle empfehlen. Den Preis betreffend, um welchen man bei uns Cement dächer herstellen könnte, verweisen wir auf die Bemerkungen hierüber im fünften Hefte des vorigen Jahrganges unserer Mittheilungen, wobei wir nur den (durch einen Druckfehler dort entstandenen) Irrthum berichtigen, dass nämlich die Quadratkafter einer solchen Ein deckung aus der Maria-Scheiner Fabrik in der Umgegend von Teplitz um 3 fl. österr. Währ, ohne die Bretter Verschalung hergestellt wird. Bei Anwendung des Häusler’schen Gementes kommt die Eindek- kung allerdings etwas theurer; denn in Sachsen kostet die sächsische Quadratelle eines solchen Daches 7 Silbergroschen. Es würde also in Prag die Häusler'sche Dacheindeckung (die Zufuhr, das Agio u. a. mit eingerechnet) ungefähr pr. □ Meter auf 1.53 fl. pr. • Klafter auf 5,50 fl. sammt der Bretter verschalung jedoch pr. •Meter etwa auf 2,42 fl. pr. DKlafter auf 8,70 fl. zu stehen kommen, wozu man noch für die Zink blecheinfassungen, pr. lauf. Meter etwa 1,00 fl. pr. lauf. Klafter 2,00 fl., endlich die Auslagen für Blechrinnen hinzu fügen muss, welche Letzteren übrigens bei allen anderen Dächern dieselben bleiben. Wir können daher vom technischen Standpunkte aus die Cementdächer mit allem Rechte empfehlen, wenn auch innerhalb der durch unsere Bauordnung vom 11. Mai 1864 beschränkten Gränzen, und können hierbei nicht unter lassen, den Wunsch auszusprechen, dass jene Beschränkung, welche durch den §. 50.*) der genannten Verordnung normirt wird, für die Cementdächer eine Veränderung erfahren möge, und dieser Eindeckung eine eben solche behördliche Aner kennung zu Theil werde, wie sie sich deren in Preussen und Sachsen erfreuet. Zum Schlüsse sei noch angeführt, dass wir Dächer aus Häusler’schem Cemente bereits auch in Prag an einigen Orten haben, und dass sich dieselben — so weit uns bekannt ist — noch überall als gut erwiesen haben. *) §. 50. der Bauordnung des Königreichs Böhmen lautet: Die Dachstühle müssen mit Ziegeln, Schiefer, Metall oder einem andern, von der politischen Landesstelle aus als feuersicher aner kannten Deckmateriale eingedeckt werden.