Mittheilungen des Architekten- und Ingenieur-Vereines in Böhmen

• Bandzählung: 3.1868
• Erscheinungsdatum: 1868
• Sprache: Deutsch
• Signatur: A150
• Vorlage: Universitätsbibliothek Chemnitz
• Digitalisat: Universitätsbibliothek Chemnitz
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Rechtehinweis: Public Domain Mark 1.0
• URN: urn:nbn:de:bsz:14-db-id507312201-186800000
• PURL: http://digital.slub-dresden.de/id507312201-18680000
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• Sammlungen: Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
• Sammlungen: LDP: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
• Strukturtyp: Band

• Titel: Vortrag über die Berechnung der Bogenbrücken
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Strukturtyp: Sonstiges

• Titel: Rückblicke auf die Ausstellung des böhmischen Architekten- und Ingenieur-Vereins vom Jahre 1868
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Strukturtyp: Sonstiges

12 Ein andersmal werde ich mir indess erlauben, Ihnen allge meine Resultate, zu denen ich durch Anwendung der bespro chenen Methode gelangt bin, namentlich in Beziehung auf die Vor- und Nachtheile der verschiedenen Systeme in spe- ciellen Fällen, mitzutheilen. Ich werde mir dann auch, -wenn die Methode Freunde finden sollte, erlauben, die Anwendung derselben auf die Bestimmung der Dimensionen des Gitter werkes bei Gitterbogenbrücken und auf die Bestimmung der Querschnittsdimensionen der Blechbogenbrücken zu besprechen. Schliesslich bemerke ich nur noch, dass diese Methode, so viel mir bekannt, vor mir nicht zur Anwendung gekommen ist. Mitgetheilt wurde indess eine auf gleichen Principien be ruhende Methode für flache Parabelbogen mit Kämpfergelenken von Herrn Dr. W. Fränkel (Bornemann’s Civil-Ingenieur, Jahrgang 1867). Rückblicke auf die Ausstellung des böhmischen Architekten- und Ingenieur-Vereins vom Jahre 1868. Ob die allgemeinen, oder Weltausstellun gen jene hohen Anforderungen erfüllen und in Bezug auf Industrie, Handel und Kunst die Vortheile herbeiführen wer den, welche man sich versprochen, wird bereits von vielen und gewichtigen Stimmen in Abrede gestellt. Mehr interes sant und überraschend, als belehrend, zu umfassend um in den Einzelheiten studirt zu werden, boten die Schaustellun gen zu London und Paris so viel des Ausgezeichneten und Ausserordentlichen, dass die Bedürfnisse des Tages, die schlichten Anforderungen des bürgerlichen Lebens, wenn nicht verschwanden, doch ziemlich in den Hintergrund gerückt wur den. Indessen haben diese mehr durch politische als volks- wirthschaftliche Rücksichten hervorgerufenen grossartigen Ex positionen den Nutzen und die Nothwendigkeit einzelner Fach ausstellungen in unwiderleglichster Weise herausgestellt und wir stehen keinen Augenblick an, diesen letzern eine sehr 1 wichtige, tief ins praktische Leben eingreifende Bedeutung zu zuerkennen. In diesem Sinne haben wir die frühem Ausstel lungen unseres Architekten- und Ingenieurvereins begrüsst und freuen uns bestätigen zu können, dass die Theilnahme an den Vereinsangelegenheiten ununterbrochen zugenommen hat. Es waren auf dieser jüngsten Ausstellung, welche in den I letzten Tagen des Februar eingeleitet und bereits am 7. März geschlossen wurde, nicht allein alle Zweige des Baufaches in ausgezeichneten Projekten vertreten, sondern wir sahen eine reiche Sammlung von Modellen, Baumaterialien, Ornamenten und technischen Erzeugnissen der manigfaltigsten Art, dar- I unter Zusendungen aus allen Gegenden Deutschlands und Österreichs. Die Anordnung war, soweit es das Lokale zu- j liess, nach Gruppen gehalten; die linke Seite des geräumi- i gen Saales auf der Sofieninsel enthielt architektonische Ent würfe, während zur Rechten Zeichnungen aus dem Maschinen- und Ingenieurfache aufgestellt waren. Auf einer Erhöhung im vordem Theile des Saales lag eine Sammlung kunstreicher, von der Direktion des k. k Museums in Wien eingesandter I Geräthe, Abgüsse und Metallobjekte in günstiger Beleuchtung ausgebreitet, und in den Nebengemächern Modelle, Materia lien und Requisiten, ferner Bücher, Lehrwerke, Kupferstiche, Photographien und mancherlei Utensilien. Unter den Architektur-Werken erregten selbstverständ lich die vom k. k. Ministerium übermittelten Konkurs-Plane zur Errichtung der Parlamentshäuser das höchste Interesse, wesshalb denselben, da sich an diese Plane viele und hoch wichtige Fragen anknüpfen, zum Schlüsse eine ausführliche Besprechung gewidmet sein soll. Neben diesen sahen wir die in unsern Heften schon besprochenen, später überarbeiteten Theaterplane von Zitek und Ullmann, einen in sieben Blättern sehr zweckmässig durchgeführten Meierhof von A. Wolf in München, dazu vom selben Baumeister einen Pferdestall für Luxuspferde in drei Blättern. Da die landwirthschaftliche Baukunst mit ihren tausendfältigen Anforderungen und je nach Gebrauch oder Örtlichkeit wechselnden Einrichtungen ein unendliches Feld für bauwissenschaftliche und künstle rische Thätigkeit bietet, waren diese elegant bearbeiteten Plane um so mehr erwünschte Erscheinungen, als in den bis herigen Ausstellungen dieses Fach noch nicht genügend be dacht worden ist. Eine Reihe architektonischer Entwürfe und Skizzen von Jos. Schulz aus Prag, darunter ein glücklich angelegtes Landhaus und verschiedene Reisestudien zeichne ten sich durch feines Liniengefühl aus Einen durchaus eigenthümlichen Weg betritt der in Rom weilende Barvitius mit seinen Altarzeichnungen, indem er die altchristlichen Denkmale zu Vorbildern nimmt und diese Richtung mit Glück und Konsequenz fortbildet. Es ist in der That auffallend, dass die altchristliche Bauart, auf welche der geistreiche H. Hübsch dringend aufmerksam gemacht, von den Architekten der Gegenwart so wenig beachtet worden ist, obgleich über den Basilikenbau unzählige Bücher geschrieben worden sind. Während sich ein Theil unserer Baumeister mit Vorliebe in der antiken Welt, ein anderer in der Gothik oder Renaissance ergeht, fanden die einfach schönen Formen des ältesten Kirchenstyls in der Praxis keine Pflege. Freilich ist, wenn man in diesem Styl Gediegenes leisten will, ein län gerer Aufenthalt in Rom, sorgfältiges Studium der von den Cosmaten (namentlich von Lorenzo und Jacopo Cosma) her rührenden Werke- nothwendig und es gehört ausserdem ein ungewöhnliches Forniengefühl dazu, um auf der seit dem zwölften Jahrhundert verlassenen Bahn Fortschritte zu ma chen. Ferner stellten Finger, Haklik und Ullmann aus Prag, dann Mocker aus Wien Plane zu Schulgebäuden, einer Ressource und einer Familiengruft aus und von den Stu- direnden des Polytechnikum lagen sowohl selbstständige Elabo rate wie sehr gelungene Aufnahmen vor. Im Ganzen jedoch war, wenn man von den Planen der Parlamentshäuser absehen will, das Fach der Hochbaukunst nicht überreich bestellt, was zum grosseu Theile der gegenwärtig geringen Baulust zuzuschreiben ist. Eine regere und vielseitigere Betheiligung zeigte sich im Ingenieur- und Maschinenbaufache, welche Fächer neben vielen Modellen durch eine Sammlung der zweckmässigsten Lehrattribute vertreten waren.