Volltext Seite (XML)
192 — Der literarische Anzeiger der Vereinigten Staaten von Nordamerika gibt die Nachricht, daß in Charleston ein 1357 Jahre (?) altes hebräisches Gebetbuch sich finden sott. Es sei ein ungeheurer, auf das feinste Pergament geschriebener Band, ganz mit der Feder ausgeführt und zwar mit einer Genauigkeit und Schönheit, daß man es als ein Meisterstück der Sctfreib- kunst betrachten kann. — Die Zulakaffcrn haben gar keine Religion und bcün keinen Gott an. Sie verehren ihren regierenden König als ihr höchstes Wesen, und beweisen dieß noch dadurch, daß sie auf die Vorfahren des verstorbenen Königs schwören. Ihren Verstorbenen schlachten sie ein Stück Vieh, wobei aber gar keine Förmlichkeiten stattsinden, als daß sie es anstatt außer halb der Umzäunung innerhalb schlachten und es ebendaselbst zubereiten und verzehren. Ueber ihre religiösen Begriffe erzählt der Missionär A. Gardiner, der sich vergeblich bemühte, ihnen das Wort Gottes bcizubringen, daß ihre Vorfahren an die Existenz eines alles regierenden Geistes geglaubt haben sollen, den sie Villenangi (wörtlich der erste Erschciner) genannt und der ein anderes Wesen von großer Macht, Koolukoolwani, ge schaffen haben soll. Dieses sei auf die Erde gekommen, um die Geschlechter und die Farben der Menschen abzusondern. Während dem hätte ihm Villenangi zwei Botschaften geschickt: die erste, daß der Mensch nicht sterben solle, hätte ihm ein Chamäleon, die zweite, mit dem Gegcntheil, eine Eidechse überbracht. Die Eidechse habe den langsamen Chamäleon über holt und die Botschaft, daß der Mensch sterben müsse, zuerst überbracht. Die Vorfahren sollen auch dem Villenangi Vieh geopfert haben. — Welche poetische Tradition bei einem Volke auf der niedrigsten Humanikätsstufe! — Um zu untersuchen, od das schwarze Tuch — gegen welches man bekanntlich am mißtrauischten sein muß — gut gefärbt ist, löse man Kleesäure oder auch Kleesalz in de- stillirtem Wasser auf und betupfe damit das Tuch. Hat das selbe einen Jndigogrund erhalten und ist folglich gutfarbig, so wird sich nach einigen Minuten ein grünlich olivcnfarbiger Fleck zeigen; wurde das Tuch dagegen blos mit Blauholz und Eisen- oder Kupfervitriol schwarz gefärbt, so entsteht ein dunkel orangengelber oder fahlfarbiger Fleck. — Pelzwcrk, Kleider, Matratzen u. s. w. kann man gegen Mottenfraß schützen, wenn man dieselben mit grünem Eisenvitriol, welcher über gelindem Feuer geröstet und hierauf zu seinem Pulver gerieben ist, bestreuet. — Vor Kurzem fragte der Präsident des Zuchtpolizeigc- richtes in Paris einen Menschen, der des liederlichen Umher treibens angeklagt war: „Haben Sie Existcnzmittel?" „Ja, mein Herr Präsident," war die Antwort, „ich habe einen un verwüstlichen Magen." — Das Odcontheater in Paris suchte ein altes Stück her vor, um sich dadurch eine Einnahme zu verschaffen. Dieß wurde in öffentlichen Blättern folgendermaßen angckündigt: „Das Stück hat so viel Geist, als zu drei oder vier Meister stücken hinreichtc; das Stück wird nicht gefallen, weil cs zu viel Geist hat." W o r t s p i c l c. — In dem Fremdenbuche eines Gasthofes verewigte sich ein reisender Witzbold durch die, in die Rubrik: „Mit oder ohne Paß?" gesetzte Bemerkung: „Unpäßlich." — „Er ist ein herrlicher Mann, denn er ist Herr über alle Herzen!" sagte eine Dame in Berlin von dem berühmten Virtuosen Lißzt. Ein Satyriker hörte dieß und sprach zu seinem Nachbar: „Ganz recht, herrlich kommt von Herr; was ist nun das Adjectivum von Dame?" — Ein Musikus hatte von einem Kaufmann cioe Summe Geld geliehen; er zahlte dieselbe zur bestimmten Zeit zurück und sagte, als der Kaufmann nachgezählt hatte: „Jetzt er lauben Sie mir noch das Agio zu berichtigen." „Das Agio ?" versetzte jener empfindlich, „es ist schon Alles richtig." — Der Musikus zog ein Notcnheft hervor. — „Ich habe Ihnen dieß Adagio gewidmet, mein Herr, ich bitte, mich nicht zurück- zuweiscn." Der Kaufmann war sehr dankbar für diese Art von Agio, womit nicht alle Gläubiger zufrieden sind. — „Was gibt sich mit Recht zu erkennen, wenn eine junge unverheirathete Engländerin zu Falle kommt?" — Mißfallen. — Welch ein Unterschied ist zwischen einem schlechten Frauen zimmer und einer brennenden Kerze? — Eine brennende Kerze brennt* kür den, von dem sie geputzt wird — ein schlechtes Frauenzimmer wird oft von dem Einen geputzt und brennt für einen Andern. Erklärung dcr Moden Kupfer. 1. Jughut mit Blätterzweigen und einem Halbschleier verziert. Robe ohne Besatz. Großes Zichü von Cacbemir, welches nut einer Blumenkante von offener Seide bestickt ist. 2. Hut wie Nr. I. Ueberrock von I'onll <I« 8oie: das Leib chen quer gezogen; die Aermel gleichweit und unten durch die Man schetten zuiammengehalten; den obern Theil umgeben mehre schräge Stufen. Der Ueberrock ist an der Seite herunter offen, wo dann eine gestickte Robe sichtbar wird. 3. Capote von Crepv mit weißer Blonde überzogen und mit brei tem Band nebst herabhängender Feder geschmückt. Kurzes Maine lett (wie Bournußi von Moiree und als Einfassung eine Band garnitur. Ueberrock von streifigem Zeug, an beiden Seiten vorn herunter ein schmaler Besatz. Taschentuch mit einer gestickten Kante und breiter Spitze. 4. Hut wie Nr. 3. Robe von 6ros <Ie Caples mit anliegen den Aermeln und Manschetten nach der Hand zufallend. Neueste Pelerine von seidenem Zeug mit Doppelkragen und breit zulau fenden langen Enden; eine schwarze Spitzenfalbel dient zur Zierde. Doppelter Ueberschlagkragen von Mouffelin. 5. Frack mit Shawlkragen, langen breiten Schößen «nd über- sponnenen Knöpfen. Beinkleider anliegend. Weste mit schmalem Shawlkragen, weit offen und mit einer Reihe nicht sichtbarer Knöpfe. Chemisett gefaltet. Cravatte weiß. Manschetten zurückgeschlagen. Schuhe mit kleinen Absätzen. Druck von C. P. Melzer in Leipzig.