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vorsichtig die Stiefel und Strümpfe aus und fängt an, ihn zu verbinden. Am folgenden Morgen erwacht er zuerst, läuft zum Bette des Patienten und will den Verband untersuchen; zu seinem großen Erstaunen aber findet er, daß er sich bei dem Verbinden in dem Beine geirrt haben muß, denn der Verband liegt auf dem, welches unverletzt geblieben war. Kaum glaublich. Es wird berichtet (Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode), vr. Robinson habe ein neues und höchst einfaches Gegengift der furchtbaren Blausäure gefunden, die oft schon entsetzliche Verheerungen angerichtet hat. Dieses simple Gegengift besteht in kaltem Wasser, dem essigsaures Kali und Chlornarrium beigcmischt sind, und wird nicht etwa innerlich, sondern blos äußerlich angcwcndet. Der Erfinder, und nach ihm vr. Lougat, machten die Probe an zwei Kaninchen zu öftern Malen, gossen auf ihre Zungen ein paar Tropfen blausaures Oxyd und nach wenigen Minuten stürzten die Thiere wie vom Todesschlag getroffen, unter Convulsionen und Krämpfen zu Boden. Bald darauf wurden die armen Kaninchen an der Hinterhauptgegend und im Rückgrat mit jener beschriebenen Flüssigkeit begossen, und nachdem man diese Operation eine geraume Weile fort gesetzt hatte, kehrten die Thiere in's Leben zurück und sprangen wieder so munter und froh herum, als ob ihnen nichts be gegnet wäre. Walther von Göthe, der älteste Enkel des Dichters, der gegenwärtig in Wien lebt und sich der Musik gewidmet hat, soll, wie I. P. Lyser berichtet, zu einer Freundin kürzlich gesagt haben: „Ich habe an meinem berühmten Namen zu schleppen und wollte lieber Herr von Kümmcltürk, als Herr von Göthe heißen! Da verlangen die Leute, ich soll reden, wie der Großvater, und componiren, wie Mozart, und weil ich Beides nicht kann, so halten sie mich für einen dummen, talentlosen Menschen. Da gehe ich nirgends mehr hin." Kalt-Wasser-Hcilmethode in England. Auch die meerumfloffene Britannia sängt an, ihr Heil im kalten Wasser zu suchen (wie dicß die ganze civilisirlc Welt wird thun müssen, um sich von dem alten Schlamme zu reinigen). Ein Eng länder, Claridge, der in Gräfenberg längere Zeit sich aufge halten, hat unlängst eine Schrift über Prießnitz und dessen Methode veröffentlicht. Als Beweis für die schnelle und ent schiedene Anerkennung des Wafferarztes gibt er folgende sta tistische Notiz: „2m Jahre 1829 hatte Prießnitz 45 Patienten, im folgenden 54; die Zahl stieg von da an jährlich, nämlich auf 62, 118, 206, 256, 342, 469, 570, 800, 1400, und im Jahre 1840 betrug sie bereits 1576. Die meisten waren aus Preußen, Oestreich, Ungarn und Polen, nur zwei aus Eng land. Im Jahre 1841 zählte Prießnitz unter seinen Patienten 10 Fürsten und Fürstinnen, wenigstens 100 Grafen und Ba rone, Militärs aller Grade, mehre Acrzte und gegen 500 Professoren und Advokaten." Emil Dcvricnt gastirte vor Kurzem in Danzig. Ein Referent sagt von diesem „ersten deutschen Liebhaber": — „Die drei Worte: ich liebe dich! diese Zauberworte, welche die weiblichen Herzen um so leichter erstürmen, je weicher, milder sie tönen, fließen von keinen Lippen so harmonisch wohllautend, so süß verlockend, wie von denen Emils. Seine Gestalt hat etwas Zartes, Biegsames, ich möchte sagen: lyrisch Poetisches. Es sind mehr hingehauchtc, als festgeprägtc Formen, er scheint im Acthcr der Liebcsschwärmcrei zu schwimmen. Sein Gesicht ist länglich, blaß, hager, ohne eingefallen zu sein, das Kinn mehr spitz als gerundet, die Nase stark hcrvortretcnd, doch wohl proportionirt. Das Auge mild blau, sanft schwärmerisch, wird aber von einem Hellen Feuer belebt, welches auch das ganze Antlitz durchzuckt, wenn Emil irgend einen Gegenstand des Gesprächs mit Interesse erfaßt. Ich finde eine eigenthüm- liche Aehnlichkeit zwischen Emil Devrient und Theodor Dö ring. Wollte man sich diesen, von fortwährenden Geistes flammen durchzuckten, wie in der schaffenden Gährung arbei tenden, großen Charakterdarsteller zum jugendlichen Schwärmer idealisircn, so müßte er als Emil Dcvricnt dastchn. Es ist dieser Vergleich Um so interessanter, da von allen Nachfolgern Ludwig Devrient's keiner diesem Unsterblichen in Wesenheit innerlich und äußerlich ähnlicher ist, als Döring, Emil Dcvricnt aber als der Majoratserbe der Genialität seines Onkels be trachtet werden kann." Ein merkwürdiger Betrug kam vor Kurzem in Bayonne vor. Ein sehr anständig gekleideter junger Mann erschien bei dem dortigen Bankier S. und erzählte diesem, er sei in Be griff, nach Marseille zu reisen und wünsche einen Wechsel von 1800 Franken auf ein dortiges sicheres Haus. Der Bankier schrieb den Wechsel und der junge Mann zahlte die Summe. Einige Tage darauf kam er wieder; ein tiefer Schmerz lag in seinen Zügen und er sagte mit bewegter Stimme zu dem Bankier: „Mein Herr, ich komme, um Sie um eine Ge fälligkeit zu bitten; eben erfahre ich, daß mein Vater gestorben ist; diese Trauerkunde ändert meinen Reiscplan. Der Wechsel, den Sic mir auf Marseille gaben, nützt mir nichts mehr; hätten Sie wohl die Gefälligkeit ihn zurückzunchmcn und mir das Geld wiedcrzugebcn, versteht sich mit dem üblichen Ab züge?" Der Bankier gab die 1800 Franken mit Procent Abzug zurück, nahm den Wechsel, den ihm der junge Mann überreichte, und zerriß ihn in dessen Gegenwart. Roch den selben Tag schrieb er nach Marseille, um den Avis zu contre- mandircn und mit umgehender Post erhielt er die Antwort: „Ihr Wechsel ist bezahlt worden und wir schicken Ihnen den selben zur Prüfung ein. Sollten Sic einem Betrüger in die Hände gerathcn sein!" Der Bankier untersuchte den cinge- schicktcn Wechsel und überzeugte sich, daß der ächte Wechsel in Marseille bezahlt worden sei. Er selbst batte einen nachge machten bezahlt und — zerrissen. (Blätter der Gegenwart.) Für Schauspieler. Man kennt die Stelle im „Hamlet", wo der Prinz den Schauspielern gute Lehren gibt (die sehr wenig befolgt werden/ gesagt). Hier ein Seitenstück. In einem Fragment von I id, oas Lasker im „Danziger Dampfboot" mittheilt, führt der große Künstler folgende Worte Eckhof's an, die wohl zu beherzigen sind. „Wenn Sie eine Rolle bekommen haben," sagt der letztere zu Jffland, „so lesen Sie ununterbrochen das ganze Stück durch. Was Sic dann empfinden, und wie Sie dann Ihren Mang anschen: so geben