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gesendeten oder noch angcboten werdenden Beiträgen und durch die gefaßten Pläne sonst zusammcnzubringende Capital ansehn lich genug sein, so sollen von dem Ueberschusse der Zinsen ein oder mehre Dichter- oder Künstlcrgreise auf angemessene rücksichtsvolle Weise unterstützt werden. Dem Comits ward außerdem aufgctragen, von Sr. Mas. im japanischen Palais oder im großen Garten ein geeignetes Plätzchen zu erbitten, der angemessen ausgcschmückt und welchem Tiedge's Name beigclcgt werden soll." — Das Unternehmen ist jcdcsfalls sehr ehrenwcrth und darf allgemeiner Unterstützung gewiß sein. Der Anfang zu einem Kapital ist bereits gemacht und zwar von einer Dame, die ganz Deutschland kennt — Madame Schrö der -Devricnt. Die geniale Künstlerin hat ein Concert zu jenem Zwecke gegeben, in welchem sie sich von einer neuen Seite zeigte; sie sprach nämlich einen Prolog und eine Stelle aus der „Urania" zum allgemeinen Entzücken des Publikums. Hoffentlich folgen bald mehre Eoncerte, von andern Künstlern veranstaltet, nach. Hier wäre wieder Gelegenheit für Lißzt, ein „Zwcckconcert," wie die Berliner sagen, zu geben. Ein Liebling der Damen hat zwiefachen Grund, zur Ehre eines Lieblings der Damen zu spielen. Nictor Hugo schreibt in seinem Buche le Kinn: „Ich lebe hier (in Cöln) wie ein vollkommener Deutscher. Ich speise mit Servietten so groß wie Schnupftücher, und ich lege mich Abends auf Betttücher so groß wie Servietten. Ich esse Ham melkeulen mit Kirschen und Hasenfleisch mit gedörrten Pflau men. Ich trinke herrlichen Rheinwein und einen unübertreff lichen Moselwein, den ein witziger Franzose, der gestern einige Schritte von mir dinirte, einen vin <le vemoiselle (v. <1. Iko- selle) nannte. Der nämliche Franzose rief aus, nachdem er sein Glas Wasser getrunken: „k'eau <Iu Kinn ns raut pas le vin <Iu Kinn!" In den Gasthöfen spricht Wirth und Wirthin, Kellner und Kellnerin nichts als deutsch; indessen ist immer ein Lareon vorhanden, der französisch spricht. Aber wie! Gestern fragte mein Gefährte, indem er auf ein Gericht zeigte: „Hu'est- ee gue ceia?" und der Aufwärtcr entgegnete mit Würde: „c'est lies inciwns!" Er wollte sagen: Lauben. Vergebens versucht ein Franzose, der, so wie ich, kein Deutsch versteht, mit diesem Premier garevn, wie man ihn hier nennt, ein anderes Gespräch anz^iknüpfen, als jene, die man im Luiile lies Vogageurs findet. Dieser Premier garcon ist blos äußerlich mit fran zösischem Firniß angestrichcn; dringt man ein wenig tiefer, so findet man den Deutschen, den ächten Deutschen, den schwer hörigen Deutschen." So urthcilt Herr Victor Hugo, dem es kurz vorher an einer andern Stelle seines Buchs zu sagen be liebt: „Frankreich ist groß in den Erinnerungen und Hoffnun gen dieses edlen Volkes. Dieses ganze Rheinufcr liebt uns — ich hätte beinahe gesagt, erwartet uns." O eitler Fran zose, der über Deutschland plaudert, ohne Deutsch zu verstehen, und darüber spottet, daß man am Rhein nicht Französisch spricht und doch behauptet, das Volk am Rhein sehne sich da nach, französisch zu werden! Gebratenes bis. Diesen sich selbst widersprechenden Namen führt ein bei den Chinesen sehr beliebtes, aber auch sehr kostspieliges Gericht. Für einen kleinen Teller von Lieser Näscherei bezahlt man 6 Lan (24 Fl.). Sie wird in folgender Weise zubereitet: der Koch nimmt kleine Stückchen Eis; auf einem aus Stäbchen gemachten Sieb taucht er es in einen ziemlich flüssigen aus Zuckern, Eiern und scharfen Sachen ge mischten Teig, und stößt cs dann rasch in eine mit siedendem Schweinefett gefüllte Pfanne; die ganze Kunst des Kochs be steht darin, daß er das Gericht früher auf den Tisch bringt, als das Eis in den Teighäutchen geschmolzen ist. Einen be sonders angenehmen Geschmack darf man nicht erwarten; bringt man es in den Mund, so verbrennt man sich, zerbricht man es, so ist cs kalt. Der hohe Preis dieser Schüssel kommt da her, daß sehr wenige Köche sie gehörig zu bereiten verstehn. Im Ganzen genommen sind die chinesischen Gerichte für die Europäer unangenehm, denn sie bereiten alles ohne Salz, und verschwimmen es noch dazu in einem Ueberfluß von Schweine fett; wenige Gerichte sind ohne Ingwer und Knoblauch, nur die Braten sind sehr schmackhaft und könnten auch bei einem üppigen Mahle das Lob eines europäischen Gastronomen er ringen. Briefzuneihme. Man hat unser Zeitalter, nicht ganz mit Unrecht, das papicrne genannt. Für diese Behauptung spricht auch die Zunahme der briefliche» Miltheilungcn unter den Menschen. Sowohl in Deutschland als in Frankreich sind in den letzten Jahren weit mehr Briefe auf die Posten gege ben worden, als früher. Am sprechendsten aber ist das Ver hältnis; in England. In den vier Wochen vom 16. Januar bis 12. Februar dieses Jahres wurden durch die Londoner Post 5,429,671 Briefe versandt; im Jahre 1839 während derselben Zeit nur 1,543,375, also hat die Briefzahl um fast vier Millio nen seitdem zugenommen, nach einem Jahresdurchschnitt also zwischen 40 und 50 Millionen in London allein. Hut und Frack. Ein Herr Held (der Verfasser der Tragödie: Liebet) fordert im „Allgemeinen Anzeiger" zu ei nem Verein „gegen die Mode im Allgemeinen und gegen Hut und Frack im Besonderen" auf. Jener, behauptet der Werf., sei 1) unschön, 2) unbequem, 3) nicht anständig, dieser aber: 1) häßlich, 2) zweckwidrig, 3) sehr unanständig. Am Schlüsse der Aufforderung heißt cs: „Aber die Glieder dieses Vereins müssen am Aeußern zu erkennen sein, damit Andere bei Bällen, Visiten und ganz besonders bei Bittbesuchcn sehen, daß man nicht aus Mißachtung ihrer, sondern aus vernünf tigem Grundsatz ohne Hut und Frack im Ueberrock und Mütze erscheint. Um daher äußerlich kenntlich zu sein als Glie der des Vereins gegen die Mode, wollen wir im Knopfloche des Ueberrocks ein einfarbiges, weißes, unschuldiges Schnür chen tragen, wohinter man gewiß keine Demagogie wittern wird. — Also giltst Ja! von heute an sicht man mich stets mit einem weißen Schnürchen im Knopfloche. Wer noch?" — Wahrscheinlich sehr Wenige, guter Herr Held. Man wird sich kaum nach diesem Anti-Mode-Orden drängen. Gegen die Mode überhaupt sich aufzulehncn, heißt ihre Bedeutung nicht verstehn. Dieß darf man zugeben, auch wenn man ganz mit dem französischen Sprichwort einverstanden ist: „les fl>ur tont la moüs, le« sage« I'imitent." Mehr hat Herrn Held's Polemik gegen den Frack für sich. Diese Tracht ist allerdings