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Beiblatt zue Gilpost füe Moden. 12. Unter Verantwortlichkeit der Ncdaction der Eilpost. 1842. Aeucstcs Dülletin der Moden. Paris, den IZ. März 1842. Es ist ganz natürlich, daß die Mode sich eben so auf das Frühjahr freut, als diejenigen, welche ihr huldigen, und daß sie deswegen am Ausgange der Saison jeden schönen Tag be nutzt, um ihre Freude daran kund zu geben, kurz, sie ist schon nicht mehr so rigoristisch in ihren Principien und geräth, unter uns gesagt, etwas in's Schwanken. Unsere aufmerksamen Modistinnen beschäftigen sich jetzt vorzugsweise mit der Aus gehetoilette, d. h. für die Eostüme auf Spaziergängen und Fahrten.' Vorläufig können wir nur einige Andeutungen geben. Im Schmuck und Ausputz der Hüte ist eine kleine Revolution vorgegangcn, so wie mit den Eoiffüren überhaupt. Man tragt nicht mehr allgemein herabhängende Blumen und Bouquets, die zu niedrig angebracht sind. Die Blumen werden höher gesteckt, so daß sie wirklich das Haupt schmücken. Eben so er scheint man auch auf Bällen und bei Soire-en. Auf einem neulichen Ball bei Madame von V... sah man die meisten Damen mit Blumen im Haar, welche aufsteigend geordnet waren. Derselbe Blumenbesatz wiederholte sich an der Robe mit doppelter Jupe. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich eines sehr schönen und geschmackvollen Kleides mit dreifacher Jupe, im Genre der Tracht der Alpenschäferinnen, mit Roscn- guirlanden und Puffen; eine andere Robe war mit kleinen Frühlingsblüthen besetzt, was sich sehr gut machte. Eine ganz herrliche Erfindung verdanken wir Madame Lcjay für die Hüte von Sammet oder glacirtem Atlas; diese verziert sic nämlich mit einem Tschepkin-Zweige, einer chine sischen Pflanze, die an Schilfteichcn wächst. Die Blume ist rosenfarben und weiß, oder citrongelb und weiß, die Blätter gleichen der Weide und sind grünlich weiß, etwa wie die der Silberpappel. Die Crephüte sind jetzt sehr en vogus-, Mad Wintzcr, rue ^euve-8t.-Augustin Nr. 35, decorirt sie mit fünf kleinen zusammengewundcnen Marabouts, welche so eine Eocarde bilden. Der Bandausputz im Innern des Hutes bleibt weg, und mit Recht, da er für die Frühjahrscoiffürcn nicht leicht genug ist; kleine Veiichensträußchen und dergl. sind da für an die Stelle gekommen. In den letzten Soireen dieser Saison entwickelt sich noch ungemein viel Eleganz. Ausgezeichnet geschmackvoll schienen mir die Lunica's von rosa und himmelblauer Gaze; das Unter kleid von weißem Atlas oder andern» Stoff hat unten etwa fünf bis sechs Streifen; die Tunica, welche bis zum Knie herniedergeht, ist mit einer Perlenschnur besetzt, an welcher große Schleifen von Perlen angebracht sind. Die Acrmcl kurz; desgleichen die Handschuhe, so daß der Arm frei bleibt. Die Brust schmückte blos ein Bouquet von lebendigen Blumen. Um das Haar schlang sich ebenfalls eine Perlenschnur; außer dem war es mit einer roscnfarbenen Feder verziert. Dieser Anzug gefiel allgemein. Unter den seidenen Stoffen sind immer noch der Pompadour- und Renaissancestoff sehr bevorzugt. Markt -cs gebens. Walter Scott'S Denkmal in Edinburg. Zu diesem Unternehmen sind 13,000 Pf. St. erforderlich, und 10,000 sind seit einiger Zeit zusammen. Jetzt hat die Königin 100 und Prinz Albert 50 Pf. unterzeichnet, und so hofft man, die ganze Summe bald vollends zusammen zu bringen. Plastische Musik. Ein Herr Offenbach hat den genialen Gedanken gehabt, sechs Fabeln von Lafontaine in Musik zu setzen. Bei der bekannten Fabel: Der Fuchs uns der Rabe mit dem Käse, ist auf sinnige Weise der Kuhreigen angebracht, um anzudeuten, daß es Schweizcrkäse gewesen, den der Rabe im Schnabel hielt. Ein Schüler des Herrn Offen bach will nun einen Brief Beethovens componiren. Eine Ber liner junge Dilettantin beschäftigt sich, beiläufig gesagt, damit, die Eintrittskarten zu Lißl's Eoncerten musikalisch zu bearbeiten. Sachsen unterhält im Auslande, wie ein Dresdner Blatt berichtet, zehn Gesandte, Ministerrcsidentcn u. s. w. und 32 General- und andere Consule, mithin an Beschützern seines auswärtigen Handels und Verkehrs nur drei weniger, als das weltumfassende Großbritannien (dessen Hauptstadt ungefähr so viel Einwohner zählt, als ganz Sachsen), und mehr als Baier» und Württemberg zusammen. Zur Warnung. Ein gewisser Abraham Euyk in Baltimore (Nr. 42 Fells Point — Fellsstraße) warnt öffent lich die nach Amerika Auswandernden vor den Betrügereien dortiger deutscher Wirthe, welche sogar nicht selten aus Spe, culation eine Reise nach Deutschland unternehmen, um Deutsche zur Auswanderung zu bereden. Die Hauptbetrügerci bestehe nämlich darin, den armen Einwanderern falsche Banknoten gegen ihr gutes deutsches Geld aufzuhängen. Herr Cuyk er bietet sich, den Unkundigen mit Rath und That zur Hand zu gehen.