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hinzugcfügt: „Wir hatten in der Schlacht bei Waterloo mehr zu thun, als Phrasen zu machen/' Nach der Abdankung in Fontainebleau begleitete er seinen Kaiser nach Elba und kam mit ihm wieder nach Frankreich zurück. Die Unterwerfungs schrift, welche er nach der zweiten Wiedereinsetzung der Bour bonen an Ludwig den Achtzehnten sendete, ist in einem eben so würdigen Tone abgefaßt, als sein Benehmen vor Gericht edel und männlich. Auf die Frage des Präsidenten: ob in einer Proklamation, die er (Cambronne) unterzeichnet, eine Auf forderung an die Truppen des Königs gelegen, zu den Fahnen Napoleons überzugehen, antwortete er offen und ehrlich: „Sie enthielt eine Aufforderung, sich Napoleon anzuschließen und die weiße Cocarde mit der dreifarbigen zu vertauschen./ Cam bronne war nach dieser Antwort überzeugt, daß er zum Tode verurtheilt werden würde. Doch das Urtheil lautete auf Frei sprechung. Darauf zog sich der Gcncr'al in sein bescheidenes Haus bei Nantes zurück, verhcirathcte sich und lebte dort als Privatmann.! Aber nachher trat er wieder in's öffentliche Leben, da ihn der König zum Commandanten der Nord-Subdivision in Lille ernannte. Später nahm er seinen Abschied, bezog wieder sein Haus und lebte dort in stiller Ruhe bis zu sei nem Ende. Dcr Königin Victoria LicblingSsnPpe. Schon früher, kurz nach dem Regierungsantritt dcr englischen Königin, brachten die Zeitungen die Nachricht, die junge königliche Dame äße besonders gern Mockturtlesuppe und habe sich auch schon einmal darin übcrgcssen. Ihre jetzige Licblingssuppe tüvourite soug") ist ziemlich complicirt und muß gar nicht übel schmecken. Feinschmecker können den Versuch nach folgen dem Reccpt machen: „Man entblöße die Haut und weide aus drei fette Poulards, oder Hühner, je nach der Jahreszeit, und wasche dieselben sorgsam'in warmem Wasser; man lege sie dann in eine mit kräftiger Kalbsbrühe fast gefüllte Schmor pfanne, gebe eine Handvoll Petersilie hinzu und lasse das Ganze etwa eine Stunde dünsten. Man nehme dann das Geflügel heraus und lasse in den Saft die Krume von zwei französischen Butterkrapfen tunken; nun hacke man ersteres klein zusammen, entferne alles Haut- und Beinwerk, stoße das Fleisch in einem Möser zusammen und füge hinzu die ge tunkte Krume, sowie die Dotter von vier hartgesottenen Eiern. Man treibe endlich das Ganze durch ein grobes Sieb, schütte cs in einer Quarte von vorher abgesottcncr Sahne und warme das Gericht nochmals am Feuer, worauf es aufgetragen wird." Die Verhältnisse dieses Recepts sind aufzwölf Personen berechnet. Georges Webster ist der Name eines englischen Schau spielers im Haymarkrrcheater; dcr erst zehn Jahre alt ist. Er spielt neben den geübtesten Künstlern und Künstlerinnen die ersten tragischen Rollen und gefällt allgemein. Als Ham let hat er allgemeine Bewunderung erregt. — Die Wunder kinder nehmen immer mehr überhand, Gott sci's geklagt; in der Musik sind wir sie bereits gewohnt, und nun fangen sie auch an, auf den Bretern, „die die Welt bedeuten," zu herr schen. Des deutschen Schauspielers Kunst Söhnlein macht auch schon, wie wir hören Furore, und soll die ausgebildetste Theatcrroutine besitzen. Dieses Virtuosenthum der Gegenwart und dcr Geschmack daran ist ein wahrer Krebsschaden der ächten Kunst. Gcrvinus. Mancher unserer Leser wirb sich vielleicht wundern, wenn er erfährt, daß Gervinus, dcr Verfasser der Geschichte dcr dculschen Nationallitcratur, erst 34 Jahre zählt. Er ist ein großer hagerer Mann von etwas sinsterm Aussehn, den aber alle, die ihn näher kennen, als einen vortrefflichen Menschen schildern. Seitdem er mit seinen sechs Kollegen die Göttinger Universität verließ, lebt er in Heidelberg auf einem reizenden Landgutc, seinem Eigcnthum, an der Seite einer Frau, die als eine Dame von seltener Schönheit gerühmt wird. So viel wir wissen, war Gervinus erst zum Kaufmann be stimmt und widmete sich später dem wissenschaftlichen Fache. Spanische Zustände. Den Geschichtsschreibern Spa niens wird es einmal nicht an reichen Quellen zur Darstellung des letzten Kriegs fehlen. Die Anzahl der über denselben und die jüngsten Verhältnisse Spaniens erschienenen Bücher ist schon sehr bedeutend und wächst immer mehr. Der Friede setzt die Feder in Bewegung und läßt die verschiedensten Meinungen und Ansichten laut werden. Nicht allein Spanier, sondern Engländer, Franzosen, Deutsche u. s. w. Zeugen aller Na tionen Europa's sprechen sich über den bedeutungsvollen Kampf, über den Charakter, die Sitten des spanischen Volks aus. Von christinischem und karlistischem Standpunkte wird gc- urtheilt, so daß dcr Forscher nicht vergebens wünschen darf, uuüirv et ullerain Partei». Von den vielen deutschen Schrif ten liegt uns eben eine unter dem Titel vor: „Tirocinium eines deutschen Officiers in Spanien, heraus gegeben von Gustav Höfken sdrei Bände, Stuttgart, Göpel, 184l), welche interessante Züge in Menge enthält. Der Ofsi- cier focht in dem Heere der Königin, zu welchem er nicht ohne Gefahr — er wurde bei seiner Ankunft von den Karlisten ge fangen — gelangte. Ueber die spanische Nation spricht er sich also aus: „Der Spanier hat mehr Ernst, Würde, Festigkeit, als der Franzose. Der gemeine Spanier zeigt mitunter einen Adel in Benehmen und Haltung, dem man innige Hochachtung nicht versagen kann. Auch bestehen hier in den Sitten, die mehr Geltung als das Gesetz haben, noch viele schöne und innige Pictatsverhältnisse, wie in den Familien zwischen Lei tern und Kindern, Herrschaft und Gesinde, in den Communen zwischen Geistlichen und ihren Gemeinden, zwischen der ge wählten Obrigkeit und den Untergebenen, zwischen Haupt und Gliedern — Verhältnisse, die in Frankreich durch das Nivel- lirungswcsen und die Revolution mehr oder minder zerstört sind. Deswegen schlummert in Spanien die Spekulation, wie cs mir scheint, die Verstandcsthätigkeit, im Gebiete sowohl des Materiellen als des Geistes, in Glauben und Wissenschaft. Das öffentliche Leben, soweit cs ohne eigentliche politische und religiöse Bewegung geschehen konnte, ist in diesem schönen Lande vielleicht stärker ausgebildet, als sonst irgendwo; es be steht nichts weniger als in Sonncnbraten und in dem süßen Nichtsthun dcr Neapolitaner. Am Aeußern herrscht hier zu gleich eine angenehme Ungezwungenheit, eine Franqueza und Gleichheit, die mich in Erstaunen setzen. Von jener wälschen Nationalcitclkeit, die in Paris die Welt, alle Civilisation in