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Beiblatt zur Gilpost für Moden. 10. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. 1842. Acnestcs Düllctin der Moden. Paris, den 27. Februar 1842 Dic schönen Tage der letzten Wochen sind der Promenaden toilette außerordentlich günstig gewesen, so daß wir ein Wort über dieselbe sagen müssen. So sahen wir z. B. Roben von Seidenzcug mit Jupen ä revers, welche mit Passcmcnteric garnirk waren, dic Corsages aufsteigend mir einem kleinen um geschlagenen Kragen, garnirt, wie die Jupe; die Acrmcl mit einem doppelten Jokcy, an dem sich die bezeichnete Garnitur wiederholte. Andere Roben waren von violettem Atlas mit glatten Aermcln, um die Taille eine Schnur, oder auch von grauem Sammet mit garnirter Jupe und ebenfalls glatten Aermcln, welche reiche Spitzenmanschctten, bis zur Hälfte der Hand gehend, sehen ließen. Die genannten Stoffe findet man vorzüglich schön in dem Magazin der l)eux Inuits, Börsenplatz Nr. 3l, ein Magazin, welches sich immer beim Hcrannahcn des Frühjahrs mit dem Neuesten auszcichnet. Zu solchen Promenadcnanzügcn gehören dic allerliebsten Hüte der Madame Baudry, ruv kiiebelivu Nr. 27. Besonders zu erwähnen sind dic Hüte von violettem Sammet, mit Atlasband und Federn aus dec Seite geschmückt; ferner Hüte von afrikanischem marienblauen Sammet, rings um den Rand mit Tüll gar nirt und mit einer langen Feder, die bis zur Schulter herab reicht; endlich Hüte von weißem afrikanischen Sammet, mit Spitzen um den Rand besetzt; auf der Seite ein Bouquet von weißen Federn. Die Ballcoiffürcn der Madame Baudry sind eben so beliebt, wie ihre Hüte, z. B. ihre Spitzenturbans, mir Gold durchwirkt und mit zwei weißen Federn geschmückt; dann dic kleinen Ränder von schwarzem Sammet, ebenfalls mit einer Feder, die auf den Hals fällt, verziert, so wie die Diademe mit Sammetblättcrn im Haar, u. s. w. Obgleich der Carneval vorüber ist, so dauern die Bälle noch fort, und zeigen immer geschmackvollere Toiletten. Sehr schön erschien uns eine Robe von rosenfarbenem Allas mit Spitzen verziert; drei breite Streifen nehmen die untere Hälfte des Kleides bis zum Knie ein; in der Mitte jedes Streifens ist eine große Banbschleisc angebracht, welche sich, etwas kleiner, an den kur zen Aermcln und am Busen wiederholt. Der Arm bleibt ganz frei. Die Handschuhe werden höchst anmuthig verziert getragen, theils mit Goldbesatz, thcils mit Bandschleifen, theils auch mit kleinen Blumcnguirlanden, thcils endlich mit einer gold- und silbern durchwirkten Schnur, deren Enden leicht herab flattern. Mayer, rue <I« la l'aix Nr. 26, erwirbt sich immer größcrn Ruf durch seinen Geschmack, womit er für elegante Handbekleidung sorgt und, wie wir hören, versendet er viele tausend Paar Handschuhe alljährlich in's Ausland. Köstliche Toilcttcngegcnstände hatten wir neulich bei Madame Payan, r»v Vivienn« Nr. 15, zu bewundern Gelegenheit, als da waren: Bassompierre-Manschetten von breiter Spitze, welche über die Hand fällt; eine Robe ü l'Oilaliequ«, an der Seite offen mit Schleifen; eine sogenannte Eucharisrobe mit Band kette; eine Robe a la Viergv; eine Cardinalpelerine mit Re vers, eine Victoriapelerine mit Schleifen auf den Schultern; ein Medicis-Cannezou mit Medicispompons; Mcdicis- und Lelia-Mützen von Tüll und Band; r« u« üv LI>)pr«- Man- tillcn; Catharina-Schärpen mit Kragen u.s. w. Zum Schluß bemerken wir noch, daß dic schon neulich erwähnte Katarsis immer mehr in Aufnahme kommt und wirklich auch ein Ge wässer ist, das die Handschuhe von jedem Fleck augenblicklich reinigt. Man bekommt die Essenz in der ru« lticlwlivuNr. 101. ' Markt des Lebcus. Fräulein von Hugn über Lißzt. Diese liebens würdige, geistreiche Künstlerin schrieb kürzlich, wie der Tele graph berichtet, an einen Freund über den Virtuosen: „Lißzt's Spiel ist grausam schön. Während eß' in einem Augenblicke so wohlthucnd auf das Gemüth des Hörers wirkt, wie ein frommes Gebet, aus inniger Brust zum Herrn der Schöpfung gesprochen, der in seiner Gngde das kranke Herz von allem irdischen Leide befreit, schleudert er uns im nächsten Augen blick aus einem Himmel voll Seligkeit in die Tiefen einer unabsehbaren Nacht, aus der nur seine Jaubermacht allein versöhnend wieder die bang zitternde Seele befreit, die erst dann an ihre vollkommene Erlösung zu glauben wagt, wenn Er der beklommenen Brust vergönnt hat, wieder frei zu athmen." Eine unsinnige Anzeige. In Naumburg soll der Director Prößler ein Stück folgendermaßen angekündigt haben: „Dreißig Jahre aus dem Leben eines Kindes, von der Verfasserin der Bettina. Aus dem Französischen übersetzt von Scribe." Das ist Schwindel erregender Unsinn! Nekrolog. Am 28. Januar dieses Jahres starb einer der bravsten Männer Frankreichs, einer der treusten Waffen gefährten des Kaisers — der General Cambronne. Ihm werden die denkwürdigen Worte zugcschrieben: „Die Garde stirbt, doch sie ergibt sich nicht!" Der General hat indessen in der Folge die Autorschaft dieses Ausspruchs abgelehnt und