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Verfahren erthcilcn lassen, und duldet nicht, daß Andere cs ihm nachmachen. Neulich verklagte er einen Arzt, welcher das Ein spritzen nach seinem Verfahren betrieb, obwohl die Flüssigkeit nicht völlig dieselbe war. Er gewann seinen Proceß und sein Gegner mußte ihm eine Entschädigung zahlen. Gannal ist also jetzt der privilegirte Einbalsamirer der Pariser, und nicht allein in der Hauptstadt, sondern weit umher wird er berufen, um das Dasein der Körper zu verlängern. Wenn er mit einer langen Kiste hinten auf dem Wagen an den Barrieren von Paris erscheint, so wissen die Zolleinnehmer schon, was dieß bedeutet, und lassen ihn und seine Kiste passiren, ohne sie zu untersuchen. Ein anöländischcv Göthe. Unter den bedeutendsten Bildhauern Schwedens, als da sind: Byström, Fogelberg, Michaelson, Lundberg, Gvarnström, befindet sich auch einer, der Göthe heißt. Er ist im Jahre 1779, also dreißig Jahre nach seinem großen Namensvcrwandtcn geboren; seine Sta tuen sollen einen wahrhaft antiken Styl tragen, was auch auf einige geistige Verwandtschaft mit dem Dichter schließen läßt. Was ist ein Vornehmer? Auf diese Frage läßt Frau von Palzow in ihrem St. Roche die Marschallin Crecy fol gende Antwort geben: „Ein Vornehmer muß nie in den Fall komme», mit irgend etwas fremd zu sein. Er muß überall mit ruhiger Gleichgiltigkeit zu Hause scheinen — er muß mit sich selbst ein bestimmtes, von den Grazien des Anstandes gelehrtes Gefallen treiben, das ihm Unterhaltung und Be schäftigung gewährt und das Publikum zu ihm hcranzieht, dessen Theilnahme er benöthigt ist. Er muß nie daran denken, sich dem Einen oder Andern anzuschließen. Er, er selbst muß da stehen, daß man sich an ihn anschließe — dazu gehört, daß er sich von Anfang kalt in sich zurückziehe, daß Niemand er fahre: ob oder was für Meinung er habe, daß man sich ihm nähere,sie zu erfahren. Dann—" nun, dann ist Einer vornehm.- Der Invalid. In Paris lebt, wie die „Europa" be richtet, ein armer, blinder Invalide, der alle napolconschen Schlachten mitmachte, und jetzt das allgemeinste Interesse erregt. Es ist sein Bild in Steindruck erschienen, er wird, in der alten Kürassirunisorm, von einem Kinde geführt, und darunter stehen die schönen Verse von Victor Hugo: eoiumv Iloinen« r l eomme Ijelisaine, plur» ljtt'iiil vnluttl s)our ßniil« pour «rppni, mr>in, <jni tlonnvia U» puiu «i za misene, II i»6 Ic» veria jirrs ... innir» Dion Iv voit jionr lui. Wir versuchen die Worte im Deutschen wiederzugeben: Dem Belisar der arme Blinde gleißt. Ein Kind nur ist sein Führer und sein Stab; Er sieht die Hand nicht, die sein Brod ihm reicht — Doch Gottes Auge schaut für ihn herab. Thicrkämpfe in Kalifornien. In Emilio Botta's „Reisen, um die Welt" kommt folgende Stelle darüber vor: Am Tage nach unserer Landung bereiteren uns die Soldaten der Besatzung ein eigcnthümliches Schauspiel. Ich kaufte für einige Piaster einen kurz vorher gefangenen Bären, um einen Kampf zwischen diesem Thiere und einem prächtigen Stier, den ich ebenfalls zu diesem Zwecke kaufte, anzusehn. Beide wurden auf den Festungsplatz geführt, vermittelst eines langen und starken Riemens an einander gebunden, so daß sic sich nicht trennen konnten, aber doch hinreichenden Spielraum behielten; so an einander gekettet, wurden sie endlich sich selbst überlassen. Da eben die Messe beendigt war, so fanden sich die Zuschauer in großer Zahl ein. Anfangs lief der Stier, welcher den Bären nicht zu beachten schien, auf die ihm zu nächst stehenden Menschen los, aber da er sich am Beine fest gehalten fühlte, wandte er sich schnell gegen seinen furchtbaren Feind und warf ihn auf den ersten Stoß zur Erde. Unglück licherweise war der Bär bei seinem ersten Zusammentreffen mit den Soldaten stark am Beine beschädigt worden, und konnte daher nicht von seiner vollen Kraft Gebrauch machen. Gleichwohl stürzte er behende auf den Stier los und brachte ihm eine tiefe Wunde am Halse bei, wodurch jener nur noch mehr gereizt wurde. Mit einem schrecklichen Gebrüll stürzte der Stier auf seinen Gegner los und bearbeitete ihn so un barmherzig mit den langen spitzen Hörnern, daß der Bär aus mehren Wunden blutend, auf dem Platze blieb. Der Kampf würde gewiß zum wenigsten sehr zweifelhaft gewesen sein, wenn der Bär völlig unversehrt gewesen und kraftvoll in die Schran ken getreten wäre. Ich sah später einige Kämpfe mit diesen Lhieren, aber von ganz verschiedenem Erfolge. Im Anfänge war der Stier stets im Vortheil, aber wenn ihn eine tiefe Wunde oder die Ermüdung nöthigtc, die Zunge auszustrecken, so hatte der Bär nichts Eiligeres zu thun, als ihn an diesem empfindlichen Theilc mit seinen schrecklichen Tatzen zu fassen, und sobald er die Zunge einmal gefaßt hatte, ließ er sic nicht wieder los. Der besiegte Stier, außer Stande, etwas- anderes zu thun, als zu brüllen, sank endlich erschöpft nieder und starb an Blutverlust. Auf diese Weise werden die Viehheerdcn in Californien von den Bären zum großen Nachtheil der Be sitzer gelichtet. Dor Proceß von Kela-?, diesem unglücklichen Manne, den Volkaire's mächtige Stimme zum unschuldigen Opfer stem pelte, hat einen neuen Bearbeiter gefunden, nämlich den als Staatsprocurator bekannten Herrn Plongoulm, dem die Gc- richtsacten des Parlemcnts von Toulouse zu Gebote standen. Der Proceß soll jetzt eine ganz andere Gestalt genommen haben, als man denselben nach Voltairc's Schrift anzusehn gewohnt war, und die Schuldhaftigkeit von Celas sich unwiderleglich Herausstellen. (Ausl.) Ksirct die Franc», sang Schiller, und mancher Dichter vor und nach ihm hat dasselbe Thema besungen. Die Taschen bücher sorgen schon dafür, daß die Frauenlobidcn nicht aus sterben. Im „Orpheus" finden wir folgende Strophe von Levitschnigg, deren Mittheilung wir unfern Leserinnen nicht vorcnthalten wollen. Ist doch das Weib die immergrüne Rose, Die Gott in's winterliche Leben warf, Ium Pfante, daß der Mann, der glaubenslose, Auf einen Lenz im Jenseits hoffen darf. Nur schade, daß der Mensch die Lenzpropheten, Die offenbarend ihm entgegentreten. So oft wie Sklaven stürzt in Leid und Schmach! Daß er, das Duftgeheimniß zu entdecken. Die zarte Knospe bricht, und dann mit Schrecken Erkennt und weint, daß er — ein Herz zerbrach! I- H.