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72 einer der wahrsten geltend. Die Worte, welche neulich bei der Aufführung des Werder'schen episch breiten Kolumbus aus dem Parterre ertönten, die einfachen Worte: „Beckers Welt geschichte!" sind ohne Zweifel ein schlagendes Jmprovisum und ein hübsches Scitenstück zu dem: „Juter Mond," u. s. w. 2. H M i o c e l l c n. — Der Mandanstamm in Nordamerika, dessen keltische Abkunft Catlin sehr wahrscheinlich gemacht, fand in dem Jahre 1838 seinen gänzlichen Untergang, nachdem er durch die un aufhörlichen Angriffe seiner Feinde schon seit geraumer Zeit auf 2000 Menschen herabgesunken war. Im Sommer 1838 brachte ein Pelzhändler die Pocke» zu ihnen, und im Laufe von zwei Monaten war der ganze Stamm, mit Ausnahme von 30 oder 40 Personen, von der furchtbaren Krankheit hin gerafft. Das Haupt des Stammes, Mahta-toh-pa, oder die vier Bären genannt, legte sich, als er alle seine Krieger und seine ganze Familie sterben sah, in eine Büffclhaut gehüllt nieder, verweigerte alle Nahrung und starb am neunten Tage. Der schwache Ueberrest des Stammes wurde von einem benach barten feindlichen Stamm überfallen, das wohlgebaute Dorf, die Heimath ihrer alten Traditionen und der Schauplatz ihrer heiligsten Ceremonien, war nicht mehr zu vertheidigen, es siel in die Hand der Riccaris, und die 30 oder 40 überlebenden Mandans wur den zu Sclaven gemacht. Der letzte Act des Trauerspiels war der furchtbarste. Kurz nachdem die Riccaris sich in dem Mandandorfe niedergelassen, wurden sie von einer großen Ab- theilung Siour angefallen; der Widerstand war hartnäckig, und die Mandans nahmen eifrigen Antheil daran, um einen baldigen Tod zu finden. Au dem Ende rannten sie aus dem Dorfe hinaus, griffen zersteute Abtheilungen der Siour an, forderten diese selbst auf, sie zu tödten, und wurden endlich alle niedergehauen. — Ich sah einmal — erzählt vr. Lieber — in einer Straße in Boston mit dem Schritte, welchen Cicero den Philosophen empfiehlt, vor der Thüre eines Gastwicths eine Schildkröte herum gehen, auf deren Rücken zu lesen war: „Morgende Suppe," so daß das arme Geschöpf zum Genüsse seines eigenen Fleisches selbst einladen mußte. Das Mittel wirkte auch; alle Vorübergehenden lasen die Einladung, das Wasser lief ihnen im Munde zusammen und sie gingen sehn süchtig mit der Zunge schnalzend vorbei. (Abendzeitung.s — Im Februar vorigen Jahres wurde in der Gemeinde Chantelour im nordwestlichen Frankreich das Dach eines Kcllerhauscs durch ein Feucrmetcor in Brand gesteckt, welcher sich bald zwei benachbarten Häusern mittheilte. Dieselbe Feuer kugel wurde zu Cherbourg beobachtet. Dieser und der folgende Monat waren überhaupt an Feuerkugeln ziemlich fruchtbar: am 27. Februar wurden dergleichen zu Parma und Guastalla, am 21. und 22. März zu Commercy und St. Menehould, am 24. und 30. zu Genf beobachtet. Von gefallenen Meteorsteinen wird nichts berichtet. — Der witzige A. Weill erzählt in einer Corrcspondcnz aus Paris in der Zeitung für die elegante Welt folgende spas- hafte Anekdote: Einst kam ein Oestreicher zu einem Arzte. „Doctor, sagte er, i kann nit schlafen." „Nehmen Sie Bäder," versetzte dieser. Der Oestreicher entfernte sich und nahm Bäder. Acht Tage später kam er wieder. „Doctor, wiederholte er, i kann nit schlafen." „Ich gebe Ihnen was," versetzte der Arzt und verschrieb ihm Opium, das auch der geduldige Pa tient verschluckte. Acht Tage später kam er wieder. „Doctor, i kann nit schlafen!" — „Aber haben Sic denn Bäder ge nommen ? " — „Ja." — „Auch was ich verschrieben? " — „Ja." — „Zum Teufel aber auch, was haben Sie denn !" — „I hoab Woanzcn," versetzte kalt der Oestreicher. — Noch immer unübertroffen sind Mozart's sechs, dem Meister I. Haydn gewidmete, Quartette vom Jahre 1785. Indessen, wie fast Alles von Mozart, so wurden auch sie an fangs sehr verkannt. Aus Italien kamen sie an den Verleger Artaria zurück, „weil der Stich so fehlerhaft sei." Man hielt nämlich die vielen fremden neuen Accorde und Dissonanzen für Stichfchlcr. In Ungarn ließ sie der Fürst Grassalkowitsch von seiner Capelle aufführcn und rief einmal über das andere: „Sie spielen nicht recht, meine Herren!" Man zeigte ihm die Noten. Boll Verdruß, solchen Unsinn zu sehen, wie er darin zu finden wähnte, zerriß er sie in kurze und kleine Stücke. Erklärung drr Modcnknpfcr. 1. Herrenanzüge. Kurzer Rock mit zwei Reihen großer Knopfe. Patelot von lichter Farbe, wattirt, breiten Sammetaufschlägen und mit zwei Reihe» großer Knüpfe besetzt. Beinkleider anliegend. Cravate dunkelfarbig. 2. Paletot mit breitem Pelzkragen und breiten Pelzaufschlägen besetzt. Beinkleider schwarz. Cravo'- weiß. 3. Ballanzüge. Robe von Crepp, vorn herunter mit englischer Spitze verziert, welche mit Rosen von Erexp befestigt ist; ebenso das Leibchen und die kurzen Aermel. Weiße Glacehandschuh mit Schwanenpelz garnirt. Den Kopfputz bedeckt ein filetartiger Tur ban mit Band und Federn geschmückt. 4. Neuestes Blondenhäubchen mit Bandausputz. Robe von 6ro3 cko >ni>loi ohne Ausxutz. Shawl on tilet gearbeitet und unten herum mit schweren langen Franzen besetzt. 5. Häubchen wie Nr. 4. Weiße Organdi-Robe mit farbigen Punkten durchwirkt. Der obere Theil des Leibchens ist von einem anliegenden Kragen umgeben; die Aermel sind kurz und anliegend. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. (Hierzu Jntelligenzblatt Nr. 1.)