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Beiblatt zur Eilpost für Moden. 6. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1842. Ilcnrstcs Aüllctin dcr Moden. Paris, den 29. Januar 1842. Wir leben jetzt in der Blüthe dcr Wintersaison und also auch der Mode. Die Toilette feiert jetzt wahre Triumpfe und die Bälle sind glänzender, als je. Auf einem dcr letzter» sielen mir z. B. auf: eine Robe von blaßblauem Sammet mit Rosen an dcr Scitc; eine Robe von wcißcm Atlas mit rosen- farbencn Revers und über diesen Spitzen; eine Robe von grü nem und goldenem Brocart, mit Medicis-Corsagc, an jeder Seitc mit grünem Atlasband geschmückt, das am Gürtel be festigt war und bis zum Knie herabgchcnd hier zwei prächtige Rosenbouquct von grünem Sammet scsthielt; eine Robe von Pompadour-Atlas mit weißem und silbernem Grund, besäet mit Bouquets von Seide in allen Farben; drei Blumcn- guirlanden beginnen unten an dem Kleide und gehen bis an's Knie herauf. Wenn cs dcr Raum zulicßc, könnte ich noch viele dergleichen Roben anführen. Was die Stoffe betrifft, so ist dcr Sammet n retlets sehr beliebt und wird meist zu Crispinen-Mäntel oder Schauspiel-Mäntelchen benutzt. Gern getragen werden auch die Mäntel von meerblauem Atlas mit breiten Revers und einer Pelerine von Sammet in der näm lichen Farbe, gefüttert mit orangefarbenem Atlas. Für junge Mädchen sind zu empfehlen die Mäntelchen von weißem oder perlgrauem Mohr, gefüttert mit blauem Plüsch, ringsherum bouillonirt. Madame Pollet, rnv liiclwlieu Nr. 95, hat in diesen Tagen köstliche Neuigkeiten gebracht, unter andern eine doppelte Robe von Tüll, die obere offen an der Seite, mir weißen Marabouts geschmückt, das Corset drapirt. Diese Toilette ist eben so einfach als elegant. Eine andere Robe war von wcißcm Mohr, mit kleinen Bouquets von Geld stickerei besäet. Zwei Goldschnuren erheben sich an jeder Seite der Robe und endigen mit einem Bouquet von weißen Ea- mcllien. Sehr anmuthig war auch eine Robe von blauem Crep mit Roscnpuffen an der Sc^te. Alle Unterkleider sind sehr lang, ohne gerade die Füße ganz zu bedecken, welche durch die reiche Draperie, welche sie umgibt, nur noch kleiner erscheinen. Unter den Coiffürcn zeichnet sich die Alhambra von dcr Er findung der Madame Dasse, ruv liiclwliou Nr. 38, aus. Sie besteht ganz aus Stickerei auf wcißcm Sammet mit großem Behänge, welches auf jeder Scitc des Halses hcrabfällt. Markt des Lebens. Die neueste Oper von Halcvy „die Königin von Cypern " ist seit ihrer ersten Darstellung in Paris dreimal in dcr Woche, d. h. an jedem Operntage, gegeben worden. Der Cassirer erinnert sich nicht, jemals so glänzende Einnahmen gehabt zu haben, melden französische Blätter. Wir wünschen, daß Lachner's neueste Oper, welche denselben Stoff behan delt, in Deutschland dasselbe Glück machen möge. tlcbcr Landschaftsmalcrci. Unter diesem Titel ist ein „Handbuch für Dilettanten und Anfänger in dieser Kunst" von E. E. A. in Wien bei I. G. Heubner erschienen, das als sehr zweckmäßig empfohlen werden kann. Der Verfasser gibt in verständiger und klarer Darstellung dem Talente — dieses muß natürlich vorausgesetzt werden — eine leicht faßliche Anweisung, den Zcichncnstift und Pinsel zu führen. Das Kopiren landschaftlicher Gegenstände nach der Natur gewährt, wenn der sich damit Beschäftigende auch nicht zur künstlerischen Vollendung gelangt, schon den großen Vorthcil, das Auge an eine genauere und schärfere Beobachtung der Natur und ihrer Einzelnheitcn zu gewöhnen. Die meisten Menschen lassen die Gegenstände, welche sie umgeben, auf sich einwirken, ohne sic mit prüfender«« Blicke zu beobachten. Mancher, der jahre lang in einer anmuthigen Gegend wohnt und sich täglich an ihr erquickt, würde, wenn er zu einer Beschreibung aufge- fordcrt würde, öfter in's Stocken gcrathen und gestehen müssen, daß er sich keine genaue Anschauung der ihn immer umgeben den Landschaft erworben habe. Mit ganz andern Augen sieht der die Natur an, der sie auf das Papier oder die Leinwand bringen will. Es wäre gut, wenn sich jeder bemühte, darin einige Fertigkeit sich anzueignen. Den Anfängern wird das vorliegende Buch gute Dienste leisten. Schlesische Sagen-bhronik. Ein Album von U. Kern (Verlag von demselben) enthält gesammelte, zum großen Tbeil noch ungedruckte Balladen, Romanzen und Legenden Schle siens. Die zahlreichsten Beiträge hat der Herausgeber, dec ein hübsches Talent für die poetische Erzählung besitzt, geliefert. Das elegant ausgestattete Büchlein (mit Zeichnungen von R. Kretschmer) ist in zwei Abschnitte eingetheilt, deren erster die „Gebirgssagen" erzählt. In den andern sind die „vermischten Sagen" ausgenommen. In allen Provinzen Deutschlands er scheinen Sagensammlungcn; cs wäre wünschenswcrth, wenn Jemand mit geschmackvoller Auswahl ein allgemein-deutsches Sagenbuch herausgäbc.