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296 Erne Vorrichtung zur Verhütung von Unglücks fällen ans Eisenbahnen haben nach Heßler's Zeitschrift die Herren Wright uud Bain im Modelle hergestellt, welche im Wesentlichen darin besteht, daß von einer, am Locomotive angebrachten Batterie ein elektromagnetischer Strom zu einer, etwa cngl. Meilen vorausgehcnden Gcleitsmaschine hin geführt wird, und daß, wenn durch irgend ein Hinderniß auf der Straße die Geleitsmaschine zum Stillstehen gebracht oder nur gestört wird, dieser Strom augenblicklich unterbrochen und so nicht nur dem Lokomotivführer vom Hinderniß Nach richt verschafft, sondern auch, wenn diese Anzeige vom Loko motivführer übersehen würde, eine Pfeife oder sonstige Lärm vorrichtung in Bewegung gesetzt, endlich, wenn auch dicß vergeblich sein sollte, durch die Vorrichtung der Dampf außer Thätigkeit gesetzt, die Anlegung der Bremsen bewirkt und so der Wagenzug ohne Thätigkeit des Lokomotivführers ange halten wird. — Dergleichen Unglück verhütende Vorrichtungen erscheinen jetzt, nach dem fürchterlichen Vorfall auf der Ver sailler Bahn, besonders wichtig. Der Schauspieler Montrose war lange Zeit einer der besten Komiker des llllwatro lran<;ais in Paris; die Be dientenrollen gab er vortrefflich. Bor zwei Jahren hatte ihn, wie das Morgenblatt erzählt, ein häuslicher Kummer so nieder geschlagen, daß er blödsinnig wurde und von der Bühne ab treten mußte. Allmählig stellte sich seine Vernunft wieder her, er trat von Neuem auf und spielte mit der alten Vir tuosität. Man glaubte ihn gänzlich geheilt; aber neulich, während einer Gastrolle, welche er zu Rouen gab, verwirrte sich sein Gedächtniß plötzlich, und er sagte Stellen aus ver schiedenen Rollen her. Da wohl wenige unter den Zuschauern seinen vorigen Anfall kannten, so hielten sie ihn für betrunken und pfiffen den armen Schauspieler aus. Dieß machte ihn vollends stell, und es ist jetzt leider um ihn geschehen. Sein Sohn, der ebenfalls Schauspieler ist und der vor Kurzem den Quinoba in dem verunglückten Stücke von Balsac gab, zeigt bedeutende Anlagen und wird vielleicht in die Fußtapfen des Vaters treten. Hoffentlich wird ihm dessen trübes Schicksal erspart bleiben. Die Paini sind die römischen Elegants aus der Mittel klasse, die sich namentlich Sonntags in ihrem Glanze zeigen, von Mittags an, wo die letzte Messe in S. Carlo am Corso zu Ende geht, und diese Hauptstraße mit Menschen gefüllt ist. Sie sind so ziemlich über einen Leisten geschlagen: höchst sorgfältiger Anzug, hellfarbige Halsbinde, Wespentaille und mühsam zugeknöpfter kurzer Ueberrock, enge Beinkleider und in immense Spitzen auslaufende lakirte Stiefel, in denen sie ängstlich auftretcn, um sic nicht zu beschmutzen; die Haare lang und auf beiden Seiten heruntergekämmt, meist ein Stutz bart und auch wohl ein collisr ^roo. Auf hundert Schritte sind sic an ihrer ganzen Haltung unverkennbar, zu Fuß wie zu Pferde, denn Manche haben Geld und gefallen sich in Reiterkünsten, obgleich sie meist sehr schlecht im Sattel sitzen. Nicht wenige von ihnen sind «los jolis xarrons, aber die Mehr zahl scheint schwache Augen zu haben, weshalb sic nach eng lischer Sitte eine Lorgnette zwischen Brauen und Nasenknochcn einkneifen, wovon sie wahrscheinlich blaue Fle?ke mit nach Hause bringen. So sind die Paini, die mancher vornehmen Dame das Herz geraubt haben, und noch rauben sollen, wenn ja das Herz dabei in's Spiel kommt. Ohne sie würden Roms Sonnragspromenadcn viel an ihrem Charakter verlieren. I. H. Ein Kapitel über das Thema: Ich habe viermal geliebt! Als ich das erste Mal liebte — o, wie soll ich cs schildern, wie ich geliebt! Wie beschreiben das süße Beben all' meiner Sinne, da ich seine Stimme hörte, das Glück, da ich nach einem Blick von ihm geizte, die zarten Sorgen, die ich im Herzen hegte, für die ich keinen Lohn verlangte, als ein Lächeln von ihm! Und doch — ich muß es zugeben, sein Aeußeres war nicht hübsch, ja es war sogar entschieden häßlich zu nennen. Aber cs war meine erste Liebe, es war das.erste Wesen, das mein Herz unaufhörlich schlagen machte, das meinen Schlum mer mit immer seligen Träumen beglückte, das mir ein ganz neues Leben eröffnete. Da kannte ich kein Glück mehr, als das seinige; alle meine Empfindungen waren ihm geweiht, alle meine Pflichten; jedes kleinste Wörtchen von ihm klang mir wie eine süße Melodie; sein Auge, mochte es lächeln oder still vor sich Hinblicken, schien sich im tiefsten Grunde meines Her zens abzuspiegeln; und wenn seine Lippen an den meinigen hingen, Küsse gebend und empfangend, wenn sein Arm sich liebkosend um meinen Nacken legte, wenn seine Hand in mei nen Locken spielte — ach, dann sah ich den Himmel in meinem Glück offen, und tief fühlte ich cs, daß die Engel selbst keine höhere Seligkeit genießen könnten. In seiner Gegenwart erloschen alle anderen Gefühle des Lebens. Was fragte ich da nach den drückenden Fesseln, die uns die Gesetze oder die Gewohnheit aufcclegen? Wie nichtig erschienen mir alle gesellschaftlichen Vergnügungen, wie unbe deutend alle Triumphe der Eigenliebe! Wie oft legte ich meinen festlichen Putz wieder ab, um bei ihm zu bleiben, und zog sein einfaches Wort allem glänzenden und berauschenden Geschwätz der eleganten Welt vor. Wie freute ich mich, wenn seine Hand die Blumen zerpflückte, die mir die Eitelkeit in das Haar gewunden. O, was Härte ich nicht ihm zu Liebe gethan und geduldet. Keine andere Liebe hatte Raum in mei nem Herzen! Soll ich aber offen sein? — Kaum war nach diesem ersten Rausche ein Jahr verflossen, als ein anderes Gefühl mein Herz beschlich. Keine Macht konnte die zärtliche Lheilnahmc er sticken, die mir ein Wesen einflößtc, welches tausend goldene Hoffnungen in mir erweckte. In seinen schwarzen Augen lag ei» unwiderstehlicher Zauber der Liebe, und wenn sein Haupt sich an meinen Busen lehnte, wenn mein Name von seinem Munde klang, gleichsam wie der erste Ton von einem neuen Liebesgesange, dann sagte ich zu mir: „Auch hier lacht mir das Glück, geliebt zu werden, entgegen!" Schwärmerisch