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274 und Strauch von Früchten und Blättern entblößt sind; wenn feuchte Nebel die Lage verdüstern und Regengüsse die Erde aufwcichcn; ist das vorbei, dann erst geht der Winter an." — „Aber was versteht Ihr denn unter Herbst schlichtweg?" — „I, das wißt Ihr ja, Herr Organist! 2m Herbst pflückt man die rothbackigen Aepfcl und die goldgelben Birnen von de» Bäumen, die Vogelbeeren leuchten im Finstern und über Pfaffenhütchen und Berberiffen liegrs wie rin rothes Tuch, wie eine Decke auf dem Gotkcsaltar; da freut sich das Laub in allen Farben seines letzten Lebens und der Nachtfrost zeigt ihm dagegen schon die silberweiß schimmernde Grabesdecke." — „Hm," bemerkte der Schulmeister gerührt, „sehr gut, Batcr Gräf! aber in der Naturlehre lesen wir nichts vor der fünften Jahreszeit." — „Za, lesen kann ich freilich nicht," erwiederte der Alte; „aber ich dächte, cs müßt's jeder so wissen, wie ich." Der Schulmeister nickte mit dem Kopf und sagte zu seinen Jungen: „Kinder, wir zählen vier Jahreszeiten, es schadet indessen gar nichts, wenn ihr dem Water Gräf folgt und auf die fünfte so aufmcrkt wie er." — Unter allen Mitteln gegen die Hundswuth hat sich das des Specklers Bcnj. Korats bisher als am wirksamsten und untrüglichsten bewährt. Die österreichische Regierung hat cs ihm Behufs der Veröffentlichung abgckaust. Dieses Mittel wird dem Gefährdeten nicht sogleich nach erfolgtem Bisse, son- der» erst am dritten oder siebenten oder neunten Tage ge geben. Der mit der Veröffentlichung beauftragte Graf Franz Tebki erzählt, Korats habe das Mittel durch Uebcrlieferung seiner Vorfahren, die es aus der Tatarei mitgebracht Haden. Er habe dasselbe stets mit untrüglichem Erfolge angewendct und besitze eine Menge dießfalsiger Zeugnisse, unter andern, daß er sechs Menschen geheilt habe, bei welchem die Wuth bereits auszebrcchcn war und die gebunden zu ihm gebracht wurden. Diese Menschen leben ncch und können die Wahrheit bethcucrn. „Ich selbst," setzt Graf Tebki hinzu, „habe es bei sehr Vielen mit dem besten Erfolg angewendct und bei keinem ist cs mißlungen; jedoch hatte ich noch keinen in Be handlung, bei dem die Wuth schon ausgebrochen war. Ich halte bei der Behandlung die Wunde sechs Wochen lang in Eiterung und gebe das Mittel am dritten, neunten und zwölf ten Tage nach dem Bisse. Auch bei Thiercn bat cs stets ge holfen." — Jetzt, wo man wieder so viele furchtbare Beispiele von Hundstollhcit erzählen hört, ist es mehr als je Pflicht öffentlicher Organe, auf wirksame Gegenmittel aufmerksam zu machen. — Für Leute, welche gern Schulden machen, ist der Aufent halt in China anzuempfehlen, denn dort wird man wenigstens nur eine kurze Zeit von Gläubigern belästigt. Mit dem Ende des alten Zahrcs nämlich werden alle altcn Rechnungen mir Handwerkslcutcn, Krämern und dergleichen in's Klare gebracht; lange Phalangen von Kaufmannsdienern belagern die Woh nungen der Schuldner mit langen Rechnungen in den Hän den, mit einen Borrath von Billen, Vorwürfen und Schmä hungen im Kopfe; läßt sich der Schuldner sehen, so betäuben sie ihn mit ihren Forderungen und sind geneigt, alle Arten von Ueberredungsmitteln, die physischen nicht ausgeschlossen, anzuwendcn. Nicht selten verbirgt sich ein solches, durch Prassen arm gewordenes Herrchen vor diesen Verfolgungen im Hause eines Freundes, und wenn er sich auch auf die Straße herauswagt, so blickt er doch scharf umher nach seinen Gläu bigern, stets bereit, sich im ersten Scitcngäßchen zu verbergen. Die Regierung wagt der chinesische Gläubiger nicht um Hilfe anzugehen, da er nur allzusehr die großen Ausgaben fürchtet, und weiß, daß es dem Schuldner viel leichter ist, sich bei den Richtern freigebig zu bezeigen und folglich Recht zu erhalten. Kaum hat indcß das neue Jahr begonnen, so enden alle Ver folgungen und jeder Gläubiger, der den Tag vorher noch seinen geehrten Schuldner die Augen auszukratzen im Begriff stand, begegnet ihm jetzt mit einem freundlichen Lächeln und der ge wöhnlichen Begrüßung va-kti (große Freude). Bon der Schuld ist keine Erwähnung mehr — bis zum neuen Fest. Erklärung der Mo-cnknpfcr. 1. Frack mit Shawlkragen, rockähnlichen Schößen und blanken Knöpfen. Weste weit offen und mit einer Reihe Knöpfe. Chemi sett gefaltet. Beinkleider weiß. 2. Kinderanzug. Glatt anliegendes Sammetjäckchen mit blanken Knöpfen. Beinkleider earrirt, weit und im Bund in Falten gelegt. Einfach- Fraise, gefaltet. 3. Kurzer Rock mit Shawlkragen, engen Aermeln und über- sponnenen Knöpfen. Weste von kleingemustertem Zeug, mit kur zem Ueberschlagkragen. Beinkleider anliegend. Hut hoch und mit breiter Krempe. 4. Seidener Hut mit einem Ueberzug von Spitze und geschmückt mit (arrirtem Band. Robe von streifigem Zeug ; das ileibchen Halb dach, die Aermel anliegend und reich mit Posamentierarbeit ver ziert. Schmaler Ueberschlagkragen, auf den Ausschnitt der Robe paffend. 5. Crephut — neueste Fapon— mit Federn ausgeputzt und Blu menhäubchen unter dem Schirm. Robe von Pekin mit hochherauf gehendem Besatz von schmalen Buffen und Pasamentierarbeit; das Leibchen halbhoch und von einen sichüarligen Kragen umgeben; die Aermel sind anliegend und oben verziert wie die Robe. Longshawl mit breiter bunter Kante. 8. Hut mit aufrechtstehendem Schirm, geschmückt mit kleinen Federn, ebenso unter dem Schirm; Bindebänder lang und breit. Robe mit glattem Corsage und doppelten aber kurzen Cardinal- Pelerinen, welche an dem runden Ausschnitt des Leibchens ange bracht sind; die Aermel eng, aber gezogen; Manschetten nach der Hand zufallend. Die Robe ist noch vorn herunter von beiden Sei ten mit einem Buffenbesatz verziert. Longshawl mit durchwirkter Kante. Unterhemdchen gezogen und mit einer Spitze eingefaßt. Ertra-Kupfer Nr. 4. Verschiedene der neuesten Costüms. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. (Hierzu Intelligenzblatt Nr. 3.)