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Thüringen und der Harz, mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagcn und Legenden. (Sondershausen, bei F. A. Eupcl.) Von diesem umfangreichen Werke, das der rühmlich bekannte Friedrich von Sydow redigirt und das anerkannte Auto ren zu Mitarbeitern zählt, ist der fünfte Band mit zwölf Abbildungen erschienen. Wir haben uns schon früher in diesen Blättern über die Trefflichkeit dieses Werkes ausgesprochen und fügen hier nur hinzu, daß auch der vorliegende Band den frühern Thcilcn an Gehalt nicht Nachsicht. Den Abschnitt Weimar hat der Redacteur selbst behandelt; außer ihm haben Duval, Sturm, L. Storch, Ncbc, L. Bcchstein, Bube, Schö- nichcn, Werther, LH. Buddeus, H. Döring, Bclani, Leffler, Hesse, Lessing und Hahnemann Beiträge geliefert. Hera, oder: Systematische Abhandlungen über die wich tigsten Angelegenheiten des bürgerlichen häuslichen Lebens. Bearbeitet von Louis von Malinowsky unter Mitwir kung seiner Frau Lhercsc von Malinowsky, geb. Boygucs. (Berlin, Verlag von Herrmann Schultze, 1842.) — Ungeachtet des frcmdklingenden Titels und der undeutschcn Namen der Autoren ist dieses Buch ein ächt deutsches. „Wir glauben, daß man das bürgerliche Hauswesen aus zwei Hauptgcsichtspunkten betrachten müsse; einmal in Betreff des häuslichen Umgangs und dann in Betreff der häus lichen Oeconomie. Denn nur, wenn in beiden Be ziehungen das möglichst Vollkommene geleistet wird, haben wir eine Bürgschaft auf einen glücklichen Erfolg. In den nach folgenden Blättern wollen wir bemüht sein, diesen Stoff zu erörtern." Mit diesen Worten schließt die Einleitung. Im ersten Hauptabschnitte ist die Rede vom Umgänge der Eheleute mit einander, von der Behandlung der Kinder, von dem Um gang mit dem Gesinde, von der Gesundheitspflege, von dem Verhalten bei eintretendcn Krankheiten, bei Todesfällen, bei Hochzeiten und Kindtaufen. Der zweite Hauptabschnitt ent hält außer einigen allgemeinen Betrachtungen Besprechungen über die Einrichtung des Hauswesens (Micthcn der Wohnung, Hausrath u. s. w.), über dessen Instandhaltung, und über die Besorgung der Küche (hierbei ist besonders auf die Bereitung der sogenannten Hausmannskost Rücksicht genommen und dazu Anleitung gegeben), über Beschickung des Tisches und Aufbe wahrung der Vorräthc. Im Anhänge werden Belehrungen über die Gifte, über die Beurtheilung des Wetters und über Maas und Gewicht (in den preußischen Staaten) gegeben. Man sicht, der Inhalt des Buchs ist sehr reichhaltig; der ge gebene Stoff ist klar, verständig und in angemessenem, ein dringlichem, nicht selten derbem Tone erörtert. Die lautere Absicht des Verfassers und der Verfasserin ist nicht zu ver kennen, und deshalb können wir das, übrigens sehr anständig ausgestattete, Werk angelegentlich empfehlen. Für erwachsene Töchter und Hausfrauen wird diese Lektüre sehr heilbringend sein. Zeitschrift für vergleichende Erdkunde, heraus gegeben von Johann Gottfried Lüddc. (1. Jahrgang, 1s und 2s Heft, Magdeburg, Verlag von Emil Bacnsch.) — Der lebhaftere Verkehr der Völker untereinander, der Völker aller Welttheile, hat nothwcndig auch das Bcdürfniß des Publikums nach genauerer geographischer Kenntniß unserer I Erde steigern müssen. Daher die vielen Werke unserer Zeit, welche die Befriedigung jenes Bedürfnisses bezwecken, daher selbst in Journalen die vielen Reisefragmentc, geographischen Skizzen, Beiträge zur Länder- und Völkerkunde, u. s. w., welche die Novellen und Erzählungen ohne Zweifel sehr in den Hintergrund gedrängt haben; ja auch die letzter» müssen heutzutage, wenn sie Glück machen wollen, ihre Zuflucht zu solchen Stoffen nehmen, die auf fremdem Boden ihre Hand lung entwickeln. Die europäische Cultur streckt ihre Arme über die ganze Welt aus, und von den verborgensten Winkeln der Erde, von Bolksstämmen, die früher in abgeschlossenster Ruhe gelebt, kommen uns Nachrichten durch caravanisirende Europäer zu. Sind diese Bemerkungen, wie Niemand be zweifeln wird, wahr, so bedarf es auch keiner Rechtfertigung des Erscheinens einer neuen Zeitschrift, welche der genannten Richtung sich anschließt; die Sache spricht für sich selbst, und cs kommt nur darauf an, daß sie auf würdige Weise ge handhabt werde. Das Unternehmen Lüdde's entspricht, so weit es nach den ersten erschienenen Heften beurtheilt werden kann, dieser Anforderung; die Namen ber Mitarbeiter an dieser Zeitschrift verbürgen Gediegenes und Geschmackvolles, und so kann man zuverlässig auf eine lebhafte Theilnahme von Seiten des Publikums hoffen. Der Zusatz auf dem Titel: „für die Gelehrten und Gebildeten" zieht zwar von vornher ein eine bestimmte Grenze, die einen großen Thcil des lesenden Publikums ausschlicßt, doch dürfen wir es damit nicht zu genau nehmen. Sucht der Gelehrte und Gebildete vorzugs weise in dieser Zeitschrift Befriedigung, so wird auch der nach Bildung Strebende für sein Verständniß und den Grad seines Fassungsvermögens Geeignetes darin finden. 2. H. M i o c c l l c n. — Folgende kleine Skizze: „die Jahreszeiten" lesen wir im „Gesellschafter." — „Wie viel Jahreszeiten gibt cs?" fragte ein Organist und Dorffchulmeister einen der Schul- Jungen. „Zwei," entgegnete ein Knabe: „den Winter, wenn's Weihnachten ist, und den Sommer, wenn die bunten Schmet terlinge Herumfliegen und wir zu Mittag und Abend Milch und Obst kriegen." — „Ei," sagte der Schulmeister lächelnd, „cs gibt ja vier Jahreszeiten: Den Frühling, wo man die herrlichen Kartoffeln steckt, den Sommer, wenn sie blühen, den Herbst, wenn man sie vom Felde hereinbringt, und den Winter, wo man sie in Gottes Namen verzehrt. Du bist ja unwissender, als der alte Bauer dort, von dem ihr sagt, er sei wieder kindisch geworden. Komm' mal her, Vater Gräf!" rief er, zugleich ihm winkend. Mit der Mütze in der Hand stand der Alte bald vor dem Organisten, und als dieser seine Frage an ihn gerichtet, antwortete er freundlich: „Fünf." — „Wie so denn fünf?" fuhr's dem Organisten unwirsch heraus. — „Nun, cs sind Frühling, Sommer, Herbst, Spätherbst und Winter." — „Spätherbst? was heißt das?" — „Das heißt: Wenn Scheuern und Speisekammern gefüllt, Baum