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gegenwärtig gewesen," so ist dicß ein Entschuldigungsgrund, den ich wohl auch auf mich anwcndcn könnte. Aber der Zu fall, dieser leidige Störenfried, der in Abwesenheit der Madame Amalie Winter jene Skizze in Weimars Album einschmuggelte, hatte seine arge Laune noch nicht geändert, und er versäumte es, dieselbe, während meiner Entfernung vom Druckorte, aus den Nachträgen wieder verschwinden zu lassen. Eduard Boa s." Das Frcischützbuch. Nächstens wird, nach einer Mit theilung im „Kometen", ein neues interessantes Werk von un- scrm ehrwürdigenDichtcrvetcranHofrath F. Kind (in Dresden) die Presse verlassen. Es wird, den Titel: „das Frcischützbuch" führen und nicht blos den sorgfältig rcvidirtcn Originaltext des Opcrngcdichts, sondern auch schätzbare Notizen über das Leben Kinds und seines Freundes, des Dichters A pel, Geschichtliches über die Frcischützsage bei verschiedenen Völkern und einige dreißig Briefe des Kapellmeisters Maria von Weber ent halten. Diese Briefe, die sich theils auf Wcbcr's Kunstan- stchten überhaupt, theils aus die Entstehung der Freischützopcr insbesondere beziehen, werden dem Buche ein vorzügliches In teresse sichern, indem sie dem Leser-tiefe Blicke in das Poeten leben des großen Lonsetzers thun lassen. Fanny Elsler, die in Amerika reich geworden, will, wie man sagt, in Berlin für den projectirten Ausbau des Mainzer Doms tanzen. Das Beispiel Lißzt's wirkt. Alexander Bnrnes, dessen Ermordung die Theilnahmc aller europäischen Nationen in Anspruch genommen, war bei seinem Lode erst sechsunddreißig Jahre alt. Sein Urgroßvater war der Oheim des schottischen berühmten Dichters. Alexander Burncs machte sich schon in jungen Jahren geltend und seine Laufbahn würde ohne den Aufstand in Kabul gewiß eine sehr glänzende gewesen sein. Roch nicht dreißig Jahre alt, ließ er sein interessantes Reisewerk erscheinen, für dessen erste Auflage, von welcher in einem Tage 900 Exemplare abgesetzt wurden, er 20,000 Francs bekam. Nie hatte eine Reisebeschreibung solches Glück gemacht. Lord Ellenborough, der derzeitige Prä sident des Board of Control, d. h. Minister für die asiatischen Angelegenheiten, bot ihm den Grad eines Obersten, den Titel eines Ritters des vereinigten Königreichs und einen diploma tischen Posten am persischen Hofe an. Burnes lehnte indessen seine Anerbietungen ab. Der Instinkt seines Genies sagte ihm, daß die Ufer des Indus bald der Schauplatz großer Ereignisse sein würden, unter denen er weit eher sein Glück machen könnte, als in den dunklen Jntriguen am Hofe von Teheran. Sein Ehrgeiz, wie jeder kräftige Ehrgeiz, der die Zukunft vorempfindet, es weit bringen will, wußte zu warten. Wie mit prophetischer Hindeutung auf seinen Lod schließt er eine Stelle in einem Briefe an einen Freund. „Man sichert mir," sagt er, „für die Zukunft den Ministerposten am persischen Hofe zu, aber ich lache über Persien und seine Politik. Das ist Spas. Lieber will ich in untergeordnetem Range nach Cutch zurückkehrcn. Was ist mir ein Oberst- oder Rittertitel? Ich will höher hinaus und zum Ziel gelangen — oder ster ben!" Leider wurde ihm das letztere eher zu Theil, als er geahnt. Der einzig übriggebliebene seiner Brüder ist der Doctor James Burnes, der in Diensten der indischen Compagnie steht. Ein Kötheverbesserer. Wie willkürlich bisweilen Schauspieler mit Dichtern umgehen, bewies neulich zu wieder» holten Malen der Darsteller des Kaisers Maximilian im „Götz von Berlichingen." Er sagte nämlich jedesmal in der Scene mit Weisungen und dem Bischof: „Strenge muß vorangchcn, eh' Milde sich würdig zeigen kann;" anstatt des Gcgentheils: „Milde muß vorangchcn, eh' Strenge sich würdig zeigen kann," Eine Hochzcitrcise. In einer jener deutschen Klein städte, die um so krähwinkelartiger erscheinen, je größere An sprüche sie erheben, verheirathete jüngst ein wohlhabender Schneflkrmeister seine Tochter an einen jungen Kaufmann, der sich eben erst etablirt hatte und seinen Ladendiener, Buchhalter und Prinzipal in eigner Person vorstellte. Nach der Trauung und dem Gabelfrühstück wollte der junge Mann der Neuver mählten den Arm bieten, um sie in seine bescheidene Behausung zu führen, als der Schwiegervater sagte: „Der Wagen ist angespannt." — „Wozu das?" meinte der Hochzeiter: „ ie zwei Schritte können wir zu Fuß heimgehcn." — „Was heim gehen ? Es ist dem guten Ton gemäß, daß Sie die Hochzeits reise unmittelbar von hier aus anrreten. Ihr Nachtsack ist bereits in der Chaise." Der junge Mann wandte ein, er könne unmöglich sein Geschäft im Stiche lassen und durch das Schließen des Ladens die kaum gewonnene Kundschaft wieder verscheuchen. Der starrköpfige Schwiegervater.wollte auf keinen der vernünftigen Einwände hören, sondern sagte immer, er sei so reich, als der Hofrath L. und der Gchcimrath P., deren Töchter auch Hochzeitrcisen gemacht hätten, gleich den vor nehmsten Neuvermählten, und das Ende vom Lied war, daß der ehrsame Schneidermeister und seine thcure Ehehälfte im Namen des Schwiegersohns die Reise mit der jungen Frau antraten und die Weinende drei Tage lang in der Welt um- herschlepptcn, bevor sie dieselbe in die Arme des sehnenden Gatten zurückbrachten. Ein Zug aus dem chinesischen Leben. Bei den Chinesen wird die Sitte, sich bei gewissen festlichen Gelegen heiten einander Geschenke zu machen (wie bei uns zur Weih nachtszeit), sehr in's Große getrieben. DerJahresanfang nimmt besonders die Börsen der Chinesen sehr in Anspruch und stürzt minder Wohlhabende sogar in Schulden. Erhält Einer ein Amt, oder bewirbt er sich um ein solches, so muß er seinen Vorgesetzten Geschenke machen; dagegen empfängt er auch welche beim Antritt eines Amtes, und zwar in einer Summe Geldes. Diese Geldgeschenke heißen Fen-zsy, und diese werden, wie neulich das „Ausland" erzählte, nicht nur den Beamten von ihren Untergebenen, sondern auch in bestimmten Fällen unter Bekannten gemacht. So z. B. am Tage eines Begräbnisses, einer Hochzeit, beim Empfang einer amtlichen Stelle ladet der Chinese seine sämmtlichcn Bekannten feierlich ein; sie erscheinen und händigen ihn, in seine Einladungskarte cingcwickelt, eine Silberstangc ein, deren Größe von dem Verhältnisse des Gastes zum Gastwirth abhängt. Der letztere dankt für das Fen-zsy mit den üblichen Redensarten, daß dicß ganz überflüssig sei, übergibt aber dabei das Packet einem besonders dazu aufge stellten vertrauten Menschen, welcher das Ueberbrachte wägt und in sein Buch cinträgt, damit man alle Geschenke berechnen