Volltext Seite (XML)
Beiblatt zue Eilpost für Moden. 20. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1842. Acncstcs Düllctin dcr Moden. Paris, den 9. Mai 1842. In unfern Magazinen drängen sich jetzt die jungen schönen Damen, um Soinmcrzcuge zu kaufen. Erst gestern besuchte ich Gagel in, in« liicbelwu Nr. 93, und überzeugte mich von dem Reichthum der Novitäten. Vorzugsweise zu nennen sind die Pekins und Foulards, welche für diese Saison Mode stoffe werden. Die sogenannten nscrü«, busiliqu«, cor<I«Iia« sind allerliebst für Redingots, hingegen die Königs-Pekins und Foulards, die ä la l.oui» XIV. und a la l'omj.mlour eignen sich vortrefflich zum großen Putz und zu Hochzeitsklei dern. Kommt zu den letzter» noch ein Eachemire Alvandor oder Lasveurdp hinzu, welche man ebenfalls bei Gagclin in hoher Pracht findet, so ist der entzückendste Anzug für eine Neuvermählte fertig. Man trägt in diesem Augenblick auch viele Roben von indischen Stoffen, aber alle sind brodirt, was am besten bei Sorrö-Delisle, ruo Vivienn« Nr. 33, ge schieht. Ich habe dergleichen Broderien gesehen, die hinreißend waren; sie bildeten breite Palmen, welche von unten bis oben nach der Robe aussticgen. Der Rand dcr Pelerine, die Schulter blätter und der untere Lheil der Aermel sind in derselben Manier brodirt. Außerordentlich groß ist die Anzahl der ver schiedenen Pelerinen in allen Größen und allen Genres von Broderien, welche täglich erscheinen, so wie dir kleinen Chcvalier- und Medicis- und Puritaner-Kragen, die Alles in sich ver einigen, was das zur feinen Wäsche Gehörige bieten kann. Madame Baudrv, ru« liiohelieu Nr. 87, zeigt in der That in Allem, was sie componirt, einen vortrefflichen Ge schmack; vorzugsweise sind ihre Hüte von einer solchen Rein heit der Form, wie man sie bei fast keiner andern Künstlerin findet. Niemand weiß Band, Blumen und Federn so geschickt zu vertheilen, wie sie. Da sehen Sie zum Beispiel die Hüte von Mohr! Sie haben runde Schleifen mit langen Enden und Bandbcsatz auf einer Seite des Huts, während auf dcr andern Seite eine lange weiße Feder sich zierlich wiegt. Wie dieß Alles schön übereinstimmt mit dem reichen unter dem Kinn geknüpften Spitzenschlcier! Sie hat auch köstliche weiße Srep- hüte mit ausstehender Form, auf der einen Seite mit einem kleinen Rosenbouquet, auf der andern mit Bändern von weißem Taffetas geschmückt, welche sehr nahe bei einander stehen; ferner entzückende kleine Poult de Soie-Hüte mit sehr er hobener Form und einem sehr hohen Bavolet, welches ver hindert, daß der Kopf zu sehr offen ist, vorn sehr kurz und mit langen Scitenschirmen. Was die Herrenmoden betrifft, so hat sich nicht viel verändert. Die Patten sind sehr breit und auf der Brust glatt anliegend, die Aufschläge gerade, die Taillen lang, der Leib bei den Röcken sehr kurz, die Schößen breit. Einige Fräcke von Hellern Farben haben Knöpfe von cise- lirtcm Metall. Die Hosen sind beiRobin in den herrlichsten französischen Stoffen zu haben; vorzugsweise haben uns die carrikarirten Zeuge durch Glanz, Geschmack, Elasticität und Schönheit ihrer Falten gefallen. Das Nämliche gilt von den Westen; sie werden meist mit Shawlkragen oder glatt und mit seidenen Knöpfen getragen. Markt des Lebens. Gegenerklärung. Unsere Leser erinnern sich der berich tigenden Erklärung der Frau von Göthe in Betreff einiger Jrrlhümcr in den von Eduard Boas gesammelten „Nachträgen zu Göthes Werken." Der Herausgeber ersucht um die Auf nahme folgender Replik, die wir hiermit folgen lassen. ' . „Frau Ottilie von Göthe hat erklärt, daß jene Epigramme auf die weimarische Sprachverwirrung, die ich in meinen Nach trägen zu Göthe's Werken fBd. l. S. 28) mitgetheilt, den bekannten Uebersetzer Gries zum Verfasser haben. Hierauf er- wicdcre ich: im Jahre 1830, als Göthe noch lebte, brachten fast alle deutschen Journale die fraglichen Stachelvcrse unter seinem Rainen, nirgend wo wurde dieser Angabe widersprochen, und außerdem erinnerten auch Form und Geist sehr lebhaft an des Dichters zahme Lcnien. Zu solchen Lyaksachen kam noch die Versicherung einer hochgeehrten,' dem tobten Sänger nah befreundeten Dame: „sie habe aus Göthe's eignem Munde, daß er dcr Verfasser sei", und also konnte ich nicht anders, als die Epigramme für ächt halten und sie den Nachträgen einverleibcn. Da nun aber Frau von Göthe mit Bestimmt heit das Gegentheil ausspricht, zerfallen alle jene Beweise in sich, und ich bekenne mich hierdurch zn einem Jrtthume, der mir eben so leid thut, als ich unverschuldet dazu gekommen bin. — Noch weniger schuldig fühle ich mich in Betreff des anderen Klagcpunktes. In „Weimars Album", (S. 218) er zählt Madame Amalie Winter ausdrücklich: Die geistvolle Skizze im Chaos, „Nach dem Leben" betitelt, sei aus Göthe's Feder geflossen. Eine solche Quelle konnte und durst' ich gar nicht in Zweifel zieh», und wenn jetzt die genannte Dame den Aufsatz Herrn Dr. Eckermann vindicirt, indem sie sagt: „Der Jrrthum sei dadurch entstanden, daß sie nicht am Druckorte