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ne» möchten. Nr. Bremser versendet auch in's Ausland. Seine Adresse in Paris ist: rue- ü'-^ge-r Nr. ll. DaS Kutschcnboot. Der Kutschenmacher Longauevillc zu Paris har eine Kutsche erfunden, die sowohl zum Spazieren fahren auf Straßen und in der Stadt, als auch als Fahrzeug auf Flüssen und Teichen dienen kann. Es ist ein leichter vkar - «- Kano, der außer dem Kutscher bequem noch acht Per sonen aufnimmt; der unten flache Kasten kann leicht und schnell (in 5 Minuten) von dem Gestell abgehoben werden, wozu zwei Personen hinrcichen, und wird dann als Kahn in's Wasser gebracht. Dieses Kurschenboot ist besonders vortheil- haft für Reisende. Wenn diese über einen Fluß, wo eben keine Brücke ist, setzen wollen, benutzen sic ihren Wagen als Fähre und schaffen die Pferde und sich über den Fluß. Dampffchwäne. Anastasius Grün, wenn wir uns nicht irren, nennt in einem seiner Gedichte ein Dampfschiff symbolisch einen „schwarzen Schwan." Nun hat man vor Kurzem in Frankreich Dampfschiffe in der Form von Schwänen gebaut und zwar so, daß anstatt der Räder sich am Hintertheile ab wechselnd zwei Schwanenfüße bewegen. Der Erfinder dieser Schiffe, Herr von Jouffroy, hat schwerlich Grün's Gedichte gelesen und doch einen und denselben Gedanken mir ihm gehabt. Sage man noch, daß unser Zeitalter ein materielles, unpoeti sches sei! Selbst die Maschinenbauerei wetteifert mit den Poeten. Vielleicht entdeckt man noch eine zehnte Muse oder erhebt vielmehr die „Industrie!" zu einer solchen. I. H. Literarisches Feuilleton. Tabo der Heide. Eine Sage aus der Zeit Carls des Großen, von Fischart dem Jüngern. (Siegen und Wiesbaden, Friedrichs Buchhandlung.) Der Verfasser erinnert in seiner Dar- stcllungswcise nicht an den alten berühmten Fischart; warum nennt er sich denn den Jüngern? Das Buch ist übrigens zu empfehlen; es bietet neben der Unterhaltung als Erzählung zugleich über die frühsten Verhältnisse Deutschlands und vor zugsweise Westphalens, historische Anregung und Belehrung. Die Absicht der letzter» tritt bisweilen etwas zu merklich her vor und verführt den Verfasser zu Weitläufigkeiten. Göthe sagt: „Der Dichter soll belehren, aber unmerklich." Dieses Princip sehen wir in den einfachsten Kindcrmährchen des Volks festgehaltcn. Der jüngere Fischart hofft, wie er im Vorwort sagt, „einige dunklen Seiten der Geschichte aufzuhellcn." Dieß soll wohl so viel heißen, als: „einige dunkle Stellen, die die historische Forschung aufgehellt, in anschaulicher populärer Dar stellung zu zeigen." Dieß ist ihm sehr wobl gelungen, ob gleich sich an der novellistischen Composition manches aussctzen läßt. Er schildert die Sitten und Gebräuche der an ihren alten Ueberlieferungen festhaltcnden, für sich muthig kämpfenden Westphalen und Sachsen, so wie die Eigenthümlichkeitcn der schon Christen gewordenen, humaneren, aber auch durch Tem perament und Gesittung schon schlaueren Franken; das Blut bad an der Aller ist bereits vorüber; nach der Schilderung von mancherlei Kämpfen schließt das Buch mit der Taufe des Sachsenhcrzogs Wittekind, dessen Beispiele die größte Anzahl der Sachsen und Westphalen folgt. Roch einmal: das Merk chen wird kein Leser, der sich für sein Vaterland begeistern kann, ohne Anregung der Freude genießen, wenn er auch hin und wieder an der historischen Glaubwürdigkeit zweifeln oder mit der Novelle als solcher nicht ganz zufrieden sein sollte. DaS Räubertlial oder die Wolkensteiner. Ein Lebensbild Geächteter, nebst einer Novelle: Der Bergknappe, von Herrmann von der Sieg: nebst einem Bildniß. (Siegen und Wiesbaden, Friedrichs Buchhandlung.) — Leih- bibliothckfutter ziemlich gewöhnlicher Art, aber mit mehr Prä tension, als gewöhnlich, zugerichcet. Drücken wir uns milder aus: der Verfasser läßt sich durch seinen guten Willen, die Leser zu unterhalten und zugleich „die Menschen zu bessern und zu bekehren," über den Grad seiner Impotenz täuschen. „Da neben beabsichtige ich," sagt er im Vorwort, „aus leicht hin geworfenen Ideen dem Einen oder Anderen einen Stoff zum Nachdenken zu bieten, aus dem für Menschen unter ähnlichen Schicksalen und Verhältnissen, wie die vorliegenden, etwas Gutes erwachsen möge." Aber um diesen Zweck zu erreichen, fehlen ihm alle Kräfte; eine gelinde Tugendschwärmerei, etwas behagliche Sentimentalität und ein klein bischen spasiger Ju- gendübermuth sind die Hauptelemente der Muse des Herrn von der Sieg, der gewiß ein recht.gutmüthiger Kauz und im Umgang angenehmer Mensch ist. Als Schriftsteller kann er nur dem bescheidensten Bedürfniß genügen. Sein Moralischen, seine Ansichten über Menschenwecth und Unwerth und über das Leben sind oft drollig genug, theils durch gesalbte Tri vialität, theils durch kindliche Unreife. „Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Lugend zu Tisch." Dieser Ausspruch Schillers läßt sich auf die beiden Erzählungen anwenden, deren erste, das Räuberthal (in welcher ein höchst zahmer Karl Moor auftritt), trotz ihrem romantisch-tragischen Inhalt, außer ordentlich komisch ist. Der „Bergknappe" verräth, daß der Verfasser die Bergwissenschaften studirt hat. Wir sind so ge wissenhaft, dieß zu erwähnen, denn bei manchen Autoren ist es nöthig darauf hinzuweisen, daß sie doch etwas studirt haben. — Herr von der Sieg hat schon früher in derselben Verlags handlung ein Buch: „Harold, der Aigeunerkönig" erscheinen lassen, das zu lesen wir nach der Prüfung der be sprochenen Novellen für überflüssig hielten. M i s c e l t e n. — Jedes Alter hat seine Mahlzeit: das Frühstück gefällt den jungen Leuten, es ist die Hoffnung; das Diner gefällt dem reiferen Alter, es ist der Besitz; dem Souper schenkt das Alter den Vorzug, denn es bietet ihm zu gleicher Zeit das Vergessen und die Erinnerung. Der rechte Lebemann trägt in seinem Magen die Devise:'„May frühstücke, als solle man nicht zu Mittag essen, man esse zu Mittag, als habe man nicht ge frühstückt, und esse zu Abend, als finge der Lag erst an."